27. April 2002

Erfolgsgeheimnis: starker Zusammenhalt

Tanzgruppe Nieder-Olm sucht Verstärkung und lädt alle Interessierten auf eine rückblickende Zeitreise ein
13 tanzbegeisterte Jugendliche und Junggebliebene zwischen 16 und 45 Jahren wirken zurzeit in der Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe Nieder-Olm mit und würden sich auf Verstärkung freuen.
Die Tanzgruppe Nieder-Olm beim „Tag der Heimat“ 2001 in Büttelborn, von links: Katja Hanek und Carsten Wendel, Rosina und Hans Probstdorfer, Adelheid Hanek und Walter Glatz, Birgit Volkmer und Kurt Bachmann, Melitta und Horst Bottesch, vorne kniend: Ortwin Bachmann. Nicht auf dem Bild sind die Mitglieder Heide Probstdorfer, Miriam Alnauer, Inge Erika Knoll, Helmut Hoos, Alina Zenker und Harald Hoos. Foto: Heide Probstdorfer
Die Tanzgruppe Nieder-Olm beim „Tag der Heimat“ 2001 in Büttelborn, von links: Katja Hanek und Carsten Wendel, Rosina und Hans Probstdorfer, Adelheid Hanek und Walter Glatz, Birgit Volkmer und Kurt Bachmann, Melitta und Horst Bottesch, vorne kniend: Ortwin Bachmann. Nicht auf dem Bild sind die Mitglieder Heide Probstdorfer, Miriam Alnauer, Inge Erika Knoll, Helmut Hoos, Alina Zenker und Harald Hoos. Foto: Heide Probstdorfer

Diese einzige siebenbürgische Jugendtanzgruppe in Rheinland-Pfalz/Saarland setzt sich für die Pflege von Brauchtum, Volkstanz und Trachten sowie den Erhalt des siebenbürgischen Kulturerbes ein. In schöner nordsiebenbürgischer Festtracht aus der Bistritzer Gegend werden Volkstänze aus Siebenbürgen, Deutschland und verschiedenen deutschsprachigen Landstrichen aufgeführt. Die aus Siebenbürgen mitgebrachten Trachten werden bereits in dritter Generation getragen. Die nordsiebenbürgische Festtracht zählt zu den kostbarsten Trachten Siebenbürgens und bereichert in ihrer Farbenpracht auch die hiesige Trachtenlandschaft.
Am 11. November 1998 feierte die Tanzgruppe Nieder-Olm ihr zehnjähriges Jubiläum. Sie wurde 1988 aus jüngeren Mitgliedern der ehemaligen Erwachsenentanzgruppe, die unter der Leitung von Herta Rehbogen stand, und aus älteren Mitgliedern der Kindertanzgruppe unter der damaligen Leitung von Maria Csellner gegründet, die die Gruppe insgesamt zehn Jahre lang erfolgreich leitete. Von 1998 bis 2002 betreute Adelheid Hanek die Tanzgruppe, seit dem 17. März 2002 hat Melitta Bottesch die Tanzleitung inne. Die Tanzgruppe Nieder-Olm hat sich im Laufe der Jahre stets erneuert, so dass die jüngere Generation heute alte siebenbürgisch-sächsische Traditionen am Leben erhält. Dank der Unterstützung und Förderung durch die Kreisgruppe Alzey/Worms hat sich die Tanzgruppe rasch zu einer sechs bis acht Paare starken Tanzformation entwickelt. Die meisten Mitglieder kommen aus Nord- bzw. Südsiebenbürgen, aber auch einige Nichtsiebenbürger tragen unsere Festtracht mit ebenso viel Stolz wie wir und fühlen sich in unserer Gemeinschaft sehr wohl. Für die junge Generation ist dies eine gute Gelegenheit, sich mit dem Erbe ihrer Ahnen auseinanderzusetzen und Brauchtum aktiv zu pflegen, um es für die kommenden Generationen zu bewahren.

Feste Größe im kulturellen Leben der Region

Die Tanzgruppe Nieder-Olm ist mit ihren erfolgreichen Auftritten bei diversen Veranstaltungen zu einer festen Größe im kulturellen Leben der Region Rheinhessen und darüber hinaus in Rheinland-Pfalz/Saarland geworden. Ihr Repertoire umfasst traditionelle siebenbürgische Volkstänze, Folkloretänze aus anderen Landstrichen sowie amerikanischen Line und Country Dance. Fest im alljährlichen Terminplan der Tanzgruppe stehen die Teilnahme am Offenen und Gemeinsamen Tanzen sowie am Trachtenumzug des Heimattages in Dinkelsbühl, an Umzügen des Rheinland-Pfalz-Tages und des Saarland-Tages, an verschiedenen Folkloreveranstaltungen, wie vor zwei Jahren an den Marienbader Folklorefestspielen in Tschechien, ferner das Erntedankfest der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Olmer, die Organisation des traditionellen Maiballes und des Kathreinenballes sowie viele kleinere Auftritte, z. B. bei Weihnachtsfeiern, Jubiläen, Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, die für die Tanzgruppe ebenfalls genauso wichtig sind und deren Fortbestand sichern. Als besonderen Höhepunkt bietet die Tanzgruppe jährlich einen Wein- und Verkaufsstand mit siebenbürgischen Spezialitäten am Nieder-Olmer Straßenfest an. Eine besondere Herausforderung, ihr Können unter Beweis zu stellen, sehen die Jugendlichen in ihrer alljährlichen Teilnahme am Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD).
Zu den Höhepunkten der bisherigen Auftritte gehören vor allen Dingen die Brauchtumsveranstaltungen. Drei große Theaterstücke hat die Tanzgruppe Nieder-Olm gemeinsam mit der Kreisgruppe Alzey-Worms einstudiert und im Laufe der Jahre sehr erfolgreich aufgeführt. Insgesamt drei Generationen wirkten dabei mit. Den Auftakt der Theaterdarbietungen machte die „Große Spinnstube“ von Michael Ihm, die beim Sankt-Georgener Treffens 15. bis 17. Juni 1990 in Nieder-Olm uraufgeführt wurde. Ein zweites Mal wurde das Brauchtumsstück 1993 anlässlich des "Lechnitzer-Treffens" in Nieder-Olm gezeigt.
Das Brauchtumsstück „Es war einmal ...“, gleichfalls aus der Feder von Michael Ihm, wurde erstmals 1992 beim Sankt-Georgener Treffen und danach des Öfteren mit großem Erfolg aufgeführt, z.B. 1994 als Brauchtumsveranstaltung des Heimattages in Dinkelbühl und beim siebenbürgischen Heimattag in Wels/Österreich, der unter dem Motto "50 Jahre Heimat verloren - Heimat gefunden" stand. Die Thematik - traditionsgebundene Situationen aus dem Leben eines Siebenbürger Sachsen aus der nordsiebenbürgischen Gemeinde Sankt-Georgen - traf voll und ganz auf das Motto des Heimattages zu. Die Mitwirkenden der Kreisgruppe Alzey/Worms sowie ein großer Teil der Zuschauer konnten sich mit dem aufgeführten Szenen bestens identifizieren, gehörten doch viele zur Erlebnisgeneration, die 50 Jahre zuvor Nordsiebenbürgen im Treck verlassen musste und im Laufe der Jahre eine neue Heimat in der Fremde fand. Ebenfalls 1994 wurde das Stück im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema "50 Jahre Vertreibung und Flucht" vor zahlreichem Publikum in Nieder-Olm dargeboten.

„Zeitgemäß sein, ohne mit der Tradition zu brechen“

Von der Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland übernahm die Tanzgruppe 1993 die Betreuung des Infostandes am Heimattag in Dinkelsbühl. Seither engagiert sich die Gruppe auf diese Weise für den reibungslosen organisatorischen Ablauf des Heimattages. Zu den Aufgaben gehören dabei die Informationsweitergabe über Veranstaltungen des Heimattages, der Abzeichenverkauf, der Verkauf von Geschenkartikeln, die Ausgabe der Fackeln für den Fackelumzug und vieles mehr. Als Brauchtumsveranstaltung des Heimattages 1993 boten die Tanzgruppe Nieder-Olm und Kreisgruppe Alzey/Worms das Rollenspiel "Zeitgemäß sein ohne mit der Tradition zu brechen" von Ute Schuster, Gerald Volkmer und Michael Ihm erstmals auf. Das Stück wurde auch bei anderen Anlässen gezeigt, z. B. am Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen Landesverband Rheinland-Pfalz im kurfürstlichen Schloss in Mainz, bei einer Veranstaltung der Landesgruppe Hessen in Neu-Isenburg sowie beim Kathreinenball in Nieder-Olm. Für das Rollenspiel wurde die Jugendtanzgruppe Nieder-Olm 1994 vom Bundesministerium des Inneren mit dem Förderpreis zum Ostdeutschen Kulturpreis für kulturelle Jugendarbeit ausgezeichnet.

Spaß und Gemeinschaftsgefühl gehören dazu

Das Erfolgsgeheimnis der Tanzgruppe Nieder-Olm ist der starke Zusammenhalt innerhalb der Gruppe! Die Tanzgruppe bedeutet für ihre Mitglieder viel mehr als nur Tanzen, Proben, Disziplin und mit Ernst bei der Sache sein. Es wird immer auch ein geselliges Miteinander gepflegt, bei dem Spaß, Freude und Gemeinschaftsgefühl nicht zu kurz kommen dürfen. Denn wo hart geprobt wird, kann auch heftig gefeiert werden, sei es auf Wochenendfreizeiten, Ausflügen oder sonstigen Unternehmungen. Das alljährliche Country-Wochenende steht dabei genauso auf dem Programm wie der gemeinsame Besuch verschiedener Tanzbälle. Dann wird das Tanzbein neben siebenbürgischen Tänzen auch heftig zu modernen Rhythmen geschwungen. Bei den Mai- und Kathreinenbällen ist die Show-Einlage, bestehend aus Paar-Tänzen aus den Südstaaten der USA, die den Tanzboden zum Beben bringen, nicht mehr wegzudenken. Bei all diesen Aktivitäten lernen sich die Mitglieder immer besser kennen und werden so zu einem eingespielten Team, das sich mit Stolz "Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe Nieder-Olm" nennen kann.
Trotz allem ist es für die Zukunftsplanung und das Weiterbestehen der Tanzgruppe Nieder-Olm außerordentlich wichtig, kontinuierlich für Nachwuchs zu sorgen. Hier wird der Lauf des Lebens besonders deutlich: Höhen und Tiefen wechseln in schneller Folge ab, und dies wird sich auch nicht verhindern lassen, weil die Jugendlichen im Laufe der Zeit der Tanzgruppe entwachsen. Daher ist die Tanzgruppe auf den Zustrom neuer Mitglieder besonders angewiesen, die sich in den zahlreichen Veranstaltungen und Auftritten der Tanzgruppe engagieren, um das kulturelle Leben der Region und darüber hinaus mit einer unverwechselbaren siebenbürgisch-sächsischen Komponente bereichern und ein Farbtupfer im Mosaik ihrer Vielfalt zu sein. Auf diesem Wege wird auch die Jugendarbeit in der Landesgruppe gefestigt, mit dem Ziel siebenbürgische Bräuche weiterzuführen und aktiv an Veranstaltungen teilzunehmen, in denen der Kontakt zu gleichgesinnten Jugendlichen aufrechterhalten wird. Dem Leitspruch der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland "Tradition bewahren und in die Zukunft tragen" kann die Tanzgruppe Nieder-Olm nur dann gerecht werden, wenn genügend junge Leute mitmachen.
Daher unser Aufruf an alle interessierten und tanzbegeisterten Jugendlichen und Junggebliebene, sich uns Tanzgruppe anzuschließen! Nähere Informationen bei Tanzgruppenleiterin Melitta Bottesch, Telefon: (0 61 36) 99 75 59, oder unter www.siebenbuerger-tanzgruppe-nieder-olm.de. Wer einmal bei einer Tanzprobe unverbindlich zuschauen möchte oder Lust hat mitzumachen, ist jederzeit herzlich willkommen! Die Tanzprobe findet jeden Sonntag von 18.00 bis ca. 20.00 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Ernst-Ludwig-Straße, in Nieder-Olm statt.

Inge Erika Knoll


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2002, Seite 12)

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