29. April 2002

In Augsburg: Junger Historiker beeindruckte

Im Rahmen der Vortragsreihe „Verständnis füreinander“ referierte der Historiker Dr. Meinolf Arens vom Ungarischem Institut München am 8 April zum Thema „Die Ungarn Siebenbürgens“. Mit zwei großen Taschen voller Bücher und Landkarten in ungarischer und deutscher Sprache war er nach Augsburg angereist.
Was wir da von einem gebürtigen Norddeutschen über Siebenbürgen zu hören bekamen, der sich das Wissen nur durch Studium und Feldforschung angeeignet hat, brachte uns aus dem Staunen nicht heraus. Gruppierungen, Eigenarten, Religionszugehörigkeit, vielseitige geschichtliche Interpretationen, genau strukturiere Daten, Beziehungen zum Mutterland Ungarn und vieles anders mehr bezog Arens in seinen Vortrag mit ein. Wenn mancher Städtenamen nicht korrekt ausgesprochen wurde, hatten wir Zuhörer den Eindruck zwar in Siebenbürgen gelebt, aber kaum über den Tellerrand hinausgesehen zu haben. Die dako-romanische Theorie der rumänischen Geschichtsschreibung hinterfragte der junge Historiker anhand von neuen Argumenten, die auf Linguistik und Flurnahmen basieren. Rumänische Forscher, die sich diese wissenschaftlichen Argumente zu Eigen gemacht haben, werden in Rumänien oft als schwarze Schafe abgestempelt und haben Unannehmlichkeiten zu erdulden.
Für Arens war es ein Vergnügen vor so einen interessierten Publikum zu referieren, dem er nicht erst beibringen musste, dass Siebenbürgen nicht in Siebengebirge ist. Er bedauerte jedoch, dass keine Jugend beim Vortrag anwesend war. Für uns war die Begegnung mit einem jungen Menschen mit so viel Wissen über Rumänien einmalig und erbauend. Dass auch Nichtsiebenbürger unsere Geschichte so gut kennen, lässt uns, die letzte Erlebnisgeneration, beruhigt in die Zukunft blicken. Wir danken Dr. Meinolf Arens und wünschen ihm Gesundheit und viel Schaffenskraft.
Mit dem Vortrag von Christian Maurer zur „Geschichte der Deutschen Bühne in Hermanstadt zwischen 1956 und 1990“ geht unsere Reihe „Verständnis füreinander“ für den Zeitraum 2001/2002 zu Ende. Ich bedanke mich bei allen, die mein zwölfjähriges Bemühen um eine monatliche Vortragsreihe zu siebenbürgischen Themen mit ihrer Präsenz honoriert haben. Am Montag, dem 4. November 2002, sehen wir uns wieder: Die Vortragszeit 2002/2003 beginnt.

Wilhelm Roth



Vortrag über deutsche Bühne in Hermannstadt

Im Rahmen der Vortragsreihe „Verständnis füreinander“ hält Christian Maurer am 6. Mai, 19.00 Uhr, einen Vortrag über die „Geschichte der deutschen Bühne in Hermannstadt zwischen 1956 und 1990“ in der St. Andreaskirche Augsburg, Eichendorffstraße 41/Ecke Berliner Allee. Der Referent, Christian Maurer, wird im Folgenden anhand eines Kurzportraits vorgestellt. 1939 in Hermannstadt geboren, wirkte er 33 Jahre lang an der deutschen Abteilung des dortigen Staatstheaters als Schauspieler (Bühne, Film, Fernsehen), Dichter und Regisseur, davon 15 Spielzeiten als Intendant (Abteilungsleiter). Zudem war er Mitglied des Schriftstellerverbandes in Rumänien.
Einige seiner Rollen dürften dem siebenbürgischen Publikum noch in Erinnerung sein: Mephisto („Faust“), Marinelli („Emilia Galotti“), Wurm („Kabale und Liebe“) oder Posa („Don Carlos“). Als Stückeschreiber war Maurer mit den Stücken „Ein spätes La Paloma“ oder „Das kalte Herz“ (nach W. Hauff) ebenfalls erfolgreich. Letzteres wurde in allen drei Landessprachen, allein über hundertdreißig Mal von der Hermannstädter Bühne aufgeführt.
Heute lebt Christian Maurer mit seiner Frau Rosemarie (geb. Müller), die von 1956 - 1989 ebenfalls Schauspielerin am Hermannstädter Staatstheater war, in Obernzell bei Passau. Er schreibt zurzeit die „Geschichte einer deutschen Bühne in Siebenbürgen während der Jahre des sogenannten rumänischen Sozialismus“, worüber er auch am 6. Mai in Augsburg referieren wird.

(Siebenbürgische Zeitung, Rubrik „Aus dem Verbandsleben“, Folge 7 vom 30. April 2002, Seite 17)

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