5. Oktober 2012

Reichesdorfer Heimattreffen

Eine der Säulen der Reichesdorfer HOG sind die im zweijährigen Turnus stattfindenden Heimattreffen. Im Lauf von Jahrzehnten traf man sich in Geretsried, Gomadingen, Dinkelsbühl und seit einigen Jahren in Friedrichroda. Immer waren es wunderschöne Wiedersehen! Klar, dass da die Sehnsucht aufkam, auch in der alten Heimat ein Treffen zu gestalten. Erstmals wagten wir das Abenteuer, etwa 70 Personen trafen sich vom 26. bis zum 28. Juli in Reichesdorf.
Nun liegt ja unser Dorf nicht gerade um die Ecke, man fährt nicht einfach hin, um zu organisieren. Wie gut, dass wir vor Ort Menschen haben, die uns das alles abgenommen haben! Unser Heimatdorf trotzt nämlich dem Stillstand und es sind ausgerechnet Nicht-Reichesdorfer, denen wir das zu verdanken haben: Das ist zum einen Paul Hemmerth, ein gebürtiger Mediascher, der seine künstlerischen Tätigkeiten in Hamburg auf Eis legte, um Traditionelles in Siebenbürgen neu zu beleben und zu erhalten. Er kaufte Häuser in Reichesdorf, renovierte sie liebevoll in sächsischer Tradition und bietet sie nun als Gästehäuser an. Für Urlauber aus dem In- und Ausland organisiert er Wanderungen und Radtouren durch die schönen Täler und Berge unserer Heimat (Kontakt: paul[ät]slowlyplanet.com).

Und zum anderen das holländische Ehepaar Tony und Gerrit Timmermann. Sie suchten anfangs nur einen Ort, an dem sie schöne Urlaube verbringen wollten. Doch dann begeisterte sie mehr und mehr die Geschichte der Siebenbürger Sachsen und letztendlich deren Exodus in den 1990er Jahren. Aus „Wir verbringen einen Monat hier, elf in Holland“ wurde schnell „Wir sind jetzt einen Monat in Holland, elf in Reichesdorf – das hier ist auch unsere Heimat!“ Mit viel Fleiß und Ehrgeiz renovierten sie unser schönes Pfarrhaus und bauten es, ohne ihm seinen typischen Charakter zu nehmen, zu einem Gästehaus mit Bewirtung um. Auch betreiben sie einen Gemischtwarenladen und eine Bar, womit sie für einige Ortsansässige wichtige Arbeitsplätze geschaffen haben. Tony und Gerrit Timmermann muss man einfach Hochachtung und herzlichen Dank für so viel Einsatzbereitschaft und Mut aussprechen (Kontakt: info@lacurtearichis.eu)! Die beiden Holländer waren es auch, die mit Unterstützung ihrer Mannschaft für ein rundum gelungenes Treffen sorgten. Von Freitag bis Sonntag wurden wir kulinarisch verwöhnt: Es gab Bertramsuppe, Tocana, Mici, Bratwurst, selbstgebackenes Brot, Hanklich, Striezel. Ein Dank an die Küchenfeen aus Reichesdorf!
Ein Teil der Gäste des Reichesdorfer Treffens vor ...
Ein Teil der Gäste des Reichesdorfer Treffens vor dem Kirchenportal in der alten Heimat. Foto: Hans-Christian Hienz
Unser Vorstand Werner Meyndt, der Bürgermeister vor Ort, Mircea Dragomir, und Wilhelm Untch (ein nicht ausgereister Reichesdorfer) vom Evangelischen Kirchenbezirk Mediasch begrüßten alle Anwesenden und bekundeten ihre Freude, dieses Treffen wahr gemacht zu haben. Es wäre schön, ließen sie durchblicken, es nicht bei einem zu belassen. Zentrale Anlaufstelle war in diesen Tagen unser Festsaal, der frisch renoviert und liebevoll eingedeckt wurde. Am Samstag zog es uns hinaus: Bei Bilderbuchwetter ließen wir uns von Pferdewagen über unseren zauberhaften Hattert zum Grillplatz im „Daltschen“ kutschieren. Dort wurde – wie früher – gesungen, gelacht, erzählt und leckerer „Gratar“ gegessen. Es war ein Tag, den man so schnell nicht vergisst. An den Abenden saßen wir gemütlich im Saalhof, um Erinnerungen auszutauschen, oder lauschten im Saal den musikalischen Darbietungen. Tony Timmermann, Wilhelm Untch und Liv Müller, unsere Organistin, hatten ein Bouquet sächsischer Lieder für uns vorbereitet. Anschließend sorgte unser altbekannter Reichesdorfer Alleinunterhalter Nikolaus Bisiok für beste Stimmung und wir schwangen bis in die Morgenstunden das Tanzbein.

Am Sonntag luden uns die Glocken zum Gottesdienst ein. Einige Reichesdorfer trugen zur Feier des Tages unsere Tracht, die sie extra aus Deutschland mitgebracht hatten. Es war ein schöner Anblick; wer weiß, wann es wieder dazu kommt? Pfarrer Ziegler hielt eine bewegende Predigt. Wir sangen nach vielen Jahren wieder zu den Klängen unserer Orgel. Leider konnten wir diesmal keinen Kirchenchor zusammenstellen, wir waren einfach zu wenige – aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben! Im Anschluss an den Gottesdienst durften wir an der Kirchenführung teilnehmen. Hans Schaas, ein Reichesdorfer Urgestein, hat eine ganz besondere, liebevolle Art, „seine Kirche“ ins rechte Licht zu rücken. Sogar die vielen kleinen und größeren Kinder, die dabei waren, konnten von seinen Erzählungen und Anekdoten nicht genug bekommen. Danke, Hans Schaas! Mögest du gesund bleiben und uns und andere mit deinen Führungen durch die Kirche noch lange erfreuen!

„Herz, was willst du mehr?“, „Eine Zeitreise voller Emotionen“ oder „Auch wir in Deutschland geborene Kinder sind Reichesdorfer“ sind nur einige Auszüge aus dem Gästebuch, in das wir unsere Eindrücke dieser Tage verewigen konnten. Viel zu schnell verging die Zeit! Wir danken allen Organisatoren und fleißigen Helfern und hoffen, dass es nicht bei diesem einen Mal bleibt, sondern wir für das nächste Treffen in der Heimat noch mehr Leute begeistern können, getreu dem Motto: Einmal Reichesdorfer, immer Reichesdorfer!

Susanna Riemesch-Wachsmann

Schlagwörter: Reichesdorf, Heimattreffen

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