12. Juli 2020

Mediascher Margarethengemeinde kreativ

Die Margarethengemeinde in Mediasch begeistert während der Corona-Krise Besucherinnen und Besucher von nah und fern mit einem kreativen Angebot an digitalen Gottesdiensten. Die Pfarrerinnen und Pfarrer der Margarethengemeinde mussten Mitte März binnen kürzester Zeit einen Ersatz für die seit dem 14. März von behördlicher Seite verbotenen Präsenzgottesdienste finden. So wurde förmlich über Nacht das schon seit längerem geplante Vorhaben, sich mal an einem digitalen Gottesdienstformat zu versuchen, angegangen.
Völlig unvorbereitet mussten sich die Theologinnen und Theologen damit befassen, Videos zu drehen, diese zusammenzuschneiden und schließlich online zu stellen. Hildegard Servatius-Depner, die als Pfarrerin in Mediasch unter anderem für die Jugendgruppe verantwortlich ist, fuchste sich schnell in die entsprechende Videotechnik ein: „Am Anfang des Jahres wäre es noch gar nicht vorstellbar gewesen, eine Kamera in der Hand zu halten, zu filmen, Filme zu schneiden, diese ins Internet zu stellen. Wir haben immer gesagt ,Wir müssten – wir müssten Facebook haben für die Gemeinde‘, aber man hat dann immer andere Sachen. Und jetzt mussten wir reagieren in einer Zeit, wo etwas anderes von uns verlangt wurde. Und siehe da, ich denke, es war auch ein Wirken des Heiligen Geistes, dass dieses alles möglich wurde. Dass wir durch die Technik hinaus wirken können, aus dem Kastell hinaus in die weite Welt.“
Mediascher Margarethenspatzen in der Pfarrhof ...
Mediascher Margarethenspatzen in der Pfarrhof-Besetzung am Muttertag. Foto: Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner
So filmte die dreifache Mutter mit ihrem Smartphone ihre eigenen und auch die Gottesdienste ihrer Kolleginnen und Kollegen und stellte später in zeitaufwendiger Kleinstarbeit die Sequenzen zu ansprechenden Videos zusammen. Pfarrkollege Wolfgang Arvay machte sich mit den Online-Plattformen Facebook und YouTube vertraut, um dort die Video-Gottesdienste und -andachten hochladen zu können. Gottesdienste ohne Gemeinde und somit alleine in einer leeren Kirche zu feiern und sich dabei von einer Kamera filmen zu lassen, war anfangs für einige Geistliche ungewohnt und hat hier und dort so manche Überwindung gekostet. Und doch haben die Online-Gottesdienste der Margarethengemeinde eine große Strahlkraft entwickelt. Mit sprudelndem Ideenreichtum, mit einer spürbaren Liebe zum Detail und einer gehörigen Portion Herzblut wurde jeder Gottesdienst zu einem besonderen Erlebnis. Schnell erfreuten sich diese Gottesdienste einer großen Beliebtheit und das auch über die Landesgrenzen hinweg. Plötzlich konnten Menschen aus Mediasch, aus Deutschland und aus weiteren Ländern gemeinsam diese Gottesdienste feiern und waren auf wundersame Weise miteinander verbunden. Damit schon erfüllt die Margarethengemeinde das diesjährige Motto der Landeskirche „Grenzen überwinden“ vollumfänglich.

Grenzen wurden zudem sprachlich überwunden, denn viele Gottesdienste waren zweisprachig – Deutsch und Rumänisch. Und der Muttertagsgottesdienst an Jubilate, am 10. Mai, war mit Liedern in sächsischer Mundart sogar dreisprachig. Überhaupt wurde Traditionelles und Modernes immer wieder gekonnt miteinander verbunden. So trug auch in diesem Jahr ein junges Pärchen in sächsischer Tracht Blumen auf den Altar zum Gedenken an die verstorbenen Mütter. Später dann sangen Kinder alleine zu Hause jeweils eine Strophe des Liedes „De ziua ta mămico, în dar îți aduc inima“ und wurden dabei von ihren Eltern mit Smartphones gefilmt. Die einzelnen Strophen wurden schließlich in dem Gottesdienst-Video zu einem anrührenden Ganzen zusammengeschnitten. In den bis dato 21 Video-Gottesdiensten wurden immer wieder Gemeindemitglieder miteinbezogen und dies sowohl über Alters- als auch räumliche Grenzen hinweg aus Mediasch über Martinsdorf bis hin zu einem Grußwort aus Singapur, wo zwei junge Gemeindemitglieder derzeit leben. Dazu gab es einen Schulabschlussgottesdienst und einen Werbefilm für die aktuellen Öffnungszeiten der Margarethenkirche.

Am 31. Mai, am Pfingstsonntag, fand nach langen Wochen der Kontaktsperre wieder der erste Präsenzgottesdienst statt – bei strahlendem Sonnenschein, draußen vor dem Gemeindehaus, mit Maske und dem vorgeschriebenen Mindestabstand.

Allerdings, so hat sich gezeigt, können mit den Online-Gottesdiensten deutlich mehr Menschen aus Mediasch und Umgebung sowie aus Deutschland erreicht werden. „Eure Gottesdienste leuchten – das finde ich so wunderbar“, kommentiert ein in Deutschland lebendes Gemeindemitglied. Und weiter: „Das Wiedersehen mit allen Mitwirkenden, die Bilder aus unserer wunderschönen Margarethenkirche, von den mit Blumen umrahmten, vertrauten Orten, und nicht zuletzt die hinreißenden musikalischen Beiträge – insbesondere die der Margarethenspatzen – machen jeden Klick auf eure Videos zu einem besonders freudigen Ereignis!“

Unter dem Titel „Grenzen überwinden“ stand der Online-Gottesdienst am 7. Juni, der zusätzlich zum Präsenzgottesdienst aufgenommen wurde und mit einer bewegenden Idee aufwartete. Viele, die die Online-Gottesdienste mitgefeiert haben, waren dem Aufruf gefolgt, von sich ein Foto zu machen. Diese Bilder wurden, während die musikalischen Stücke im Gottesdienst ertönten, gezeigt. So wurde auf beeindruckende Weise deutlich, wie viele Menschen mit diesen im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen überwindenden Gottesdiensten online die geistliche Gemeinschaft erlebt haben. Viele Teilnehmende wünschen sich, dass die Margarethengemeinde, ergänzend zum Präsenzgottesdienst, auch künftig an dem digitalen Gottesdienstformat festhält und das Miteinander auch weiterhin auf diese noch ungewohnte Weise und über alle Grenzen hinweg gestärkt wird.

Moni Schneider-Mild

Schlagwörter: Mediasch, Kirche, Gemeinde, Corona, Aktivitäten

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