30. August 2022

Stolzenburger Heimattage im Rahmen des Siebenbürgischen Kultursommers

Die Stolzenburger Heimattage haben vom 5.-7. August im Rahmen des Siebenbürgischen Kultursommmers 2022 stattgefunden und gehalten, was sie versprochen haben: Ein makellos blauer Himmel strahlte mit freudig gutgelaunten Menschen um die Wette. Das Wort über die Heimat ist wahr: Bei den zahlreichen Begegnungen und Gesprächen vor heimischer Kulisse geht einem das Herz auf und der Geist entfaltet sich, denn die Menschen haben viel zu erzählen und noch mehr zu erinnern, sowohl Fröhliches als auch Nachdenkliches.
Gruppenbild der Stolzenburger beim Kultursommer ...
Gruppenbild der Stolzenburger beim Kultursommer 2022. Foto: Dagmar Kenzel
Meine persönliche Einstimmung auf diese Heimattage war die gemeinsame Fahrt mit einer eingeschworenen Großscheuerner Gruppe im Reisebus, souverän und sicher gelenkt von Katharina und Thomas Birki, denen ich hiermit noch einmal für ihre Gastfreundschaft und die wohlbehaltene Hin- und Rückfahrt danken möchte. Es war eine lustige von Kurzweil, Gesang und guter Laune geprägte Reise über die jahrhundertealte Route durch Österreich und Ungarn in die alte Heimat. Dort angekommen hatte ich Zeit, das erste Ziel meiner Reise, das Grab der Mutter, aufzusuchen. Danke Maria, danke Michael, dass ihr mich nach Heltau begleitet habt. Auch den Geburtsort des Vaters konnte ich wiedersehen, wenn auch der Neudorfer Friedhof mit den Gräbern der Vorfahren leider nicht begehbar war.

In Hermannstadt entdeckte ich mitten in der historischen Altstadt ein bezauberndes Café im Freien mit Blick über die Dächer der Stadt. Auch erfreute ich mich an den farbenfrohen Erzeugnissen auf dem guten alten Zibinsmarkt. Nachdem ich Eintritt bezahlt hatte, konnte ich unsere „herze“ Orgel in der Stadtpfarrkirche wiedersehen. Nun bin ich mit ihrem jetzigen Standort insoweit vorerst versöhnt, nachdem ich ein etwa neunjähriges Mädchen aus der Maramuresch beobachten konnte, das mit seinen Eltern auf Urlaubsreise durch Siebenbürgen war: Es stand bewundernd vor unserer Orgel und machte mit seinem Mobiltelefon ein Foto von ihr. Sie, die Stolzenburger Orgel in ihrem barocken Farbenkleid, scheint auch dem Kind gefallen zu haben. Mögen noch viele Menschen, jung und alt, an ihrem Anblick und vor allem an ihrem Klang Freude haben. Dann mag ihr Verlust für uns Stolzenburger weniger schmerzhaft sein.

Nachdem bereits seit März d. J. viele Telefonate, Gespräche und Korrespondenz erledigt worden waren, musste nun, ein paar Tage vor dem dreitägigen Fest, von Vorstand und Mitgliedern des Fördervereins Stolzenburg e. V. noch viel Organisatorisches bewältigt und koordiniert werden: Getränkelieferungen, Einkauf, Transport der technischen Ausrüstungen, Zubereitung von Speisen sowie das ansprechende Herrichten und Schmücken des Gemeindesaales.

Am Freitag, dem 5. August 2022, startete dann planmäßig um 9.30 Uhr das Projekt „Brotbacken“: Treffpunkt war der Weiß-Hof „Im Winkel“, wo Dagmar Kenzel die zahlreichen Gäste begrüßte. Dann ging es zur nahen Backstube der Lenuţa E. auf ihren gepflegten Hof, wo sie den Sauerteig-Kartoffel-Brotteig mit bloßen Händen knetete und die Arbeitsschritte erläuterte. Während der Teig gehen durfte, besichtigten wir die Burg, wobei verschiedene Legenden und Sagen um das Bauwerk an den schattigsten Plätzen vorgelesen wurden. Nach dem Gruppenfoto im Innenhof begaben wir uns zurück zur Backstube auf dem ehemaligen Missbrandt-Hof, um Lenuţa zu assistieren, wie sie den inzwischen aufgegangenen Teig aus der „Maald“ nahm, gekonnt zu Broten formte und auf der Ofenschüssel mit Schwung in den vorgeheizten Backofen schob. Auch verschiedene Fragen wurden von der fleißigen Bäckerin gerne beantwortet. Die zwei Stunden, die das Backen in Anspruch nahm, wurden mit einer Kirchenbesichtigung und einer weiteren Geschichte aus Johann Plattners Stolzenburger Gestalten überbrückt. In der siebenbürgischen Mittagshitze ging es dann noch einmal zurück zur Backstube, um mit großen Holzknüppeln die schwarz-verkohlte Kruste von den heißen Laiben abzuklopfen. Dieser Duft rief nicht nur bei mir Kindheitserinnerungen an einstiges Brotbacken wach. Die Bäckerin erledigte dann den Feinschliff mit dem Reibeisen, so dass die herrlichen Brotlaibe schließlich wie feuriges Gold leuchteten. Um 14 Uhr fanden sich alle heißhungrig im Gemeindesaal ein, wo das „gebackene“ Brot mit Vinete und Gehacksel (Auberginenaufstrich und evangelischem Speck) probiert werden konnte. Am Abend gab es, wie könnte es bei uns Siebenbürger Sachsen anders sein, Tanz und Musik mit der talentierten Sängerin Rodica Schieb. Selbstverständlich wurden auch spät abends noch diverse Speisen und Getränke für das leibliche Wohl angeboten.

Am Samstagnachmittag, dem 6. August, ging das Fest in die zweite Runde, und zwar mit offizieller Eröffnung und Begrüßung durch den Stolzenburger Bürgermeister Nan Aron-Adrian und den 1. Vorsitzenden unseres Vereins, Michael Theuerkauf. Wer Lust hatte, hörte anschließend bei Kaffee, Hanklich und Nussstriezel der Präsentation unseres 2020 erschienenen Stolzenburger Heimatbuches zu, das Michael Hihn dankenswerterweise in jahrelanger Fleißarbeit verfasst hat. Anschließend zeigte Dagmar Kenzel, unterstützt von Irmtraut Gierelth, dass man die Kunst des Bockelns erlernen kann, während Maria Theuerkauf in der alten Tracht mit dem traditionellen Kopfschmuck eine überaus gute Figur machte. Die Krönung des Abends war nach einem reichhaltigen Abendessen der Liederabend gestaltet von Hans Seiwerth. Neben den alten Weisen, bei denen man nach Herzenslust mitsingen konnte, hatte das Band- und Gründungsmitglied der „Līdertrun“ auch neue musikalische Schöpfungen parat. Danach spielte Johann Schieb routiniert bis Mitternacht zum Tanz auf. Wer sich allerdings ungestört mit alten Freunden unterhalten wollte, ging bei kühler Abendluft und mit einem Gläschen Wein auf den Vorplatz des altehrwürdigen Schulgebäudes.

Am dritten Tag des Festes, am Sonntag, dem 7. August, ging es nach gutem alten Brauch in unsere „haurz Kirch“ zum Gottesdienst, den Pfarrer Klaus Untch in bewährt ansprechender Weise abhielt, musikalisch exzellent umrahmt von Angela Seiwerth auf dem E-Piano und dem phänomenalen Gesang von Johann Schieb. Ein trauriges Bild bot der leere Platz auf der Westempore der Kirche, wo unsere Orgel 250 Jahre lang die Menschen in Freud und Leid begleitet hat. Daher sagte ich mir: Blick nicht zurück, schau nach vorne!

Aus Zeitgründen ging es danach per Auto zum Friedhof und nach einer kurzen Andacht von Pfarrer K. Untch, gemeinsamem Gebet und den instrumentalmusikalischen Darbietungen von Hans Seiwerth und Johann Schieb konnte man die Gräber seiner Lieben aufsuchen oder einfach nur die Aussicht genießen, auch diesmal bei strahlend blauem Himmel. Den Abschluss der Stolzenburger Heimattage bildete das gemeinsame Mittagessen im Gasthof „La Moşie“, wo eine rumänische Kindertanzgruppe mit einem abwechslungsreichen Programm die Gäste erfreute.

Drei Tage vollgepackt mit Kurzweil, Musik, Tanz, Gottesdienst und guten Gesprächen und doch war die Zeit viel zu kurz! Danke an die Sponsoren und die Organisatoren, also den Förderverein Stolzenburg e.V., die talentierten Musiker, alle Helfer und die Behörden vor Ort, die es möglich machten, dass wir unsere Heimat feiern durften!

Astrid K. Thal

Schlagwörter: Stotzenburg, Heimattreffen, Kultursommer 2022

Bewerten:

19 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.