2. September 2023

Honterustreffen 2023 – Kein Fest ohne Euch!

Was braucht es für ein gelungenes Fest? Erlesene Speisen, die feinsten Getränke oder gar einen imposanten Veranstaltungsort? Nun, wenn man unter erlesenen Speisen Baumstriezel und Mici, unter edlen Getränke Bier und Limo versteht und Hettenshausen als das Traumreiseziel schlechthin empfindet, dann haben wir wohl das ultimative Rezept für einen Publikumsmagneten gefunden. Versteht mich recht, nicht dass all dies kleinzureden wäre, mitnichten. Ich habe sogar den höchsten Respekt für Walter Jacobis flotte Mici- und Flecken-Brater-Truppe, genauso wie für Annerose Kloos und ihre Damen vom Baumstriezel (der „echte, siebenbürgische“ wohlgemerkt), die bei 30° an Grill und Ofen im Akkord gearbeitet haben. Sie gaben nicht nur ihr Bestes, sondern trugen auch maßgeblich zur Zufriedenheit der Gäste bei. Aber nochmal zurück – man muss entweder ein besonderer Liebhaber der Alltagskost sein, um eine mitunter lange Anfahrt für dieses Aufgebot in Kauf zu nehmen oder einen anderen Ansporn haben, das Honterusfest zu besuchen. Also, wie kommt es, dass sich am 2. Juli knapp 500 Menschen bei mieser Wetterprognose auf den Weg nach Hettenshausen im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm machen, und sich dort, betagt wie jung, einen Berg zu einem unscheinbaren Waldspielplaz hochschleppen? Und mit mieser Wetterprognose meine ich zwickige 15° und Regen bis 11 Uhr.
Gudrun Schuster hielt die Quellenrede des ...
Gudrun Schuster hielt die Quellenrede des Honterusfestes 2023. Foto: Elke Löw
Gudrun Schuster, die Quellenrednerin 2023, bringt das Ganze in ihrer Rede über Johannes Honterus‘ generationenübergreifender Werteprägung auf den Punkt, wenn sie sagt: „Zu diesen Werten (das Resultat unauslöschlicher Erfahrungen über Generationen) mit Langzeitwirkung gehören ein relativ ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl, ein natürliches Freiheitsbedürfnis bei gleichzeitigem Anpassungsvermögen – beide sind Grundvoraussetzungen für demokratische Gesellschaften, Toleranz im Umgang mit anderen, auch anderen Ethnien, Letzteres hat ja ebenfalls Honterus vorgelebt.“ Und schlussfolgert brillant: „Ein gewisses konservatives Resistenzpotential gehört auch zu dieser DNA, denn wir tendieren offensichtlich auch heute noch dazu, selbst in einer Gesellschaft, die in großen Teilen dem Individualismus frönt, Gemeinschaftswerte nicht gegen Individualwerte auszuspielen.“

Jetzt hat es der Honterianer auch leicht – er kommt aus einer Stadt, in der quasi jeder jeden der Diaspora kannte, und eigentlich auch fast jeder auf die Honterusschule ging. Man mische dies mit einem Esslöffel Unterdrückung und füge eine Portion Übergriffigkeit hinzu – et voilà – schon ist eine Volksgruppe gebacken, die so fest zusammenklebt, wie Baumstriezel-Teig.

Traurigerweise sind letztgenannte Zutaten nicht unschuldig am Bedürfnis der Honterianer zusammenzukommen. Fragt man gezielt nach, gibt es keine(n), der nicht mindestens eine Geschichte aus der alten Heimat über Amtsmissbrauch, Drangsal durch Beamte, bisweilen Nachbarn, Arbeitskollegen etc. auf Lager hätte. Aber dieses bücherfüllende Thema möchte ich gar nicht erst anschneiden. Es reicht zu wissen, dass es uns alle geprägt hat, vor allem in der Wahl der Personen, denen wir vertrauen. Dieses geknüpfte Band ist sicherlich ein engeres als das einer beliebigen Bekanntschaft.

Ist es also dieses Band, das auch 2023 wieder gut 500 Gäste in Hettenshausen vereint? Ich maße mir gar nicht erst an, dieses Urteil zu treffen. Ich beobachte lediglich, dass sich alle sichtlich wohl fühlen, gemeinsam die Mici „brechen“, der Darbietung der Frauentanzgruppe aus Ingolstadt folgen und solange aushalten, wie noch Tische und Bänke stehen. Als würde die Sonne ihre Zustimmung geben wollen, erscheint diese pünktlich um 12 Uhr, wärmt die Gäste und heizt der Grillmannschaft und den Baumstriezel-Damen ein. Was sind nun die Geheimzutaten eines gelungenen Fests? Meine persönliche Quintessenz ist die, ein Fest ist nur dann gelungen, wenn: a) Gäste erscheinen und b) sich diese auch wohl fühlen. Auf einen Nenner gebracht – kein Fest ohne EUCH!

Deshalb gilt unser Dank Euch, die Ihr jedes Mal wiederkommt und Euch, die Ihr neu dazu kamt. Ein besonderer Dank gilt aber auch jenen, die es nicht mehr zu uns schaffen. Danke für die jahrelange Treue – Ihr werdet vermisst! Und Euch, die Ihr im Akkord Mici bratet und mit Teigschlangen kämpft, herzlichen Dank für das Tüpfelchen auf dem i des Fests.

Wenn es am 5. Juli 2025 in Hettenshausen wieder soweit ist, hoffen wir Euch alle wiederzusehen. Denn wir, im gelben T-Shirt, werden da sein, und uns freuen, wenn Ihr Euch wohl fühlt.

Anemone Mamet-Schuster

Schlagwörter: Honterusfest, Tradition, Hettenshausen, Honterus, Schuster

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Neueste Kommentare

  • 07.09.2023, 19:40 Uhr von Johann Kremer: liebe Mone, vielen Dank für den erfrischenden Bericht. Für alle die diesmal nicht dabeisein ... [weiter]

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