3. November 2008

Bleibende Ereignisse beim Agnethler Treffen

Das wohl bleibendste Ereignis dieses sonnigen Herbsttages am 11. Oktober ist die Herausgabe einer Chronik über den Urzelbrauch und seine aktuellen Entwicklungen: historisch wichtige Fakten und liebenswerte Erinnerungen, gesammelt von vielen Mitgliedern der HOG Agnetheln und herausgegeben von Horst Fabritius. Der Rahmen für dieses wertvolle Buch war das herzerquickende Agnethler Treffen in der „Mühltalhalle“ in Bad Rappenau.
Rund 950 Gäste wurden beim Agnethler Treffen gezählt. Dass diese problemlos versorgt werden konnten, verdankt der Vorstand der HOG einer umsichtigen Planung und wertvoller Hilfe besonders aus den Reihen der etwas jüngeren Generation. Unter dem von Familie Ernst Schmidt gemalten Motto „In Gemeinschaft verbunden“ und umrahmt von mehreren Trachtenträgern sowie Blasmusik führte die Begrüßung von Hans Walter Zinz, Stellvertretender Vorsitzender der HOG Agnetheln, gedanklich erst in die alte Heimat. Dann wurden die Ehrengäste, Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius und der Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, Alfred Mrass, Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbands in Deutschland, und Radu Curcean, Bürgermeister von Agnetheln, willkommen geheißen und der Agnethler Blaskapelle unter der Leitung von Hans Kessler und Wilhelm Wächter gedankt, die schon immer die Agnethler Treffen begleitet und damit ein Stück Heimat eingebracht hat.
Ehrungen beim Agnethler Treffen: Auf der Bühne ...
Ehrungen beim Agnethler Treffen: Auf der Bühne (v.l.n.r.) Hans Walter Zinz, Helga Lutsch, Walter Fielk, Horst Fabritius, Brigitte Reimer, Hanswalter Müller, Anne Schnabl, Ingeborg Ehrmann, Hans-Edwin Steilner und Michael Konnerth. Foto: Jürgen Brenner
Die Andacht mit Totengedenken hielt Pfarrer Dietmar Auner. Umrahmt wurde sie vom Ehemaligen Jugendchor Agnetheln unter der Leitung von Mathias Untch und von Ingrid Stirner an der Orgel.

Die Festrede hielt der in Agnetheln geborene Bernd Fabritius. Er sprach von Kindheitserinnerungen und Traditionen, wie z. B. dem Urzellaufen, und dankte den Agnethlern für die Pflege des Brauchtum. Er ermutigte sie, auch in Deutschland Siebenbürger Sachsen zu bleiben, um diese Identität, die zu bewahren sich lohnt, zu erhalten. In seinem Grußwort ging Radu Curcean, der mit einer Agnethler Delegation der Zunft „Breasla Lolelor“ angereist war, und die Grüße Agnethelns überbrachte, auf einige aktuelle Projekte der Stadt ein, die auch Entwicklungen im Harbachtal beeinflussen. Interessiert folgten die Gäste dem Bericht über elf Projekte, wobei u. a. geplante Investitionen im Bereich Umweltschutz das Wassernetz und die Müllentsorgung voranbringen sollen. Straßen sollen repariert, Denkmäler, Museum und Kirche konserviert, die Steinburg rehabilitiert, die Schmalspurbahn von Hermannstadt nach Agnetheln wieder eingeführt und Sozialstationen gebaut werden. Es sind Vereine und Stiftungen entstanden, wobei es noch dauern wird, will man die Vereinsdichte der Sachsen erreichen, die einst 20 Vereine hatten. Der Bürgermeister schilderte die oft geäußerten Erwartungen, die manch Heimkehrer an die alte Heimat stellt: Am liebsten hätte man seinen Heimatort unverändert. Er versucht, bei der Entwicklung Agnethelns „die geerbten Werte, die uns die Sachsen überlassen haben, zu bewahren und zu ehren“, wofür die Agnethler dankbar Applaus zollten.

Die Ehrungen verdienter Mitglieder brachten besonderes Engagement für die Gemeinschaft der Agnethler zu Tage: Horst Fabritius ist Herausgeber mehrerer Bücher über Agnetheln, Walter Fielk hat die Homepage der HOG gegründet und sechs Jahre betreut. Einen enormen Beitrag zur Dokumentation unserer Wurzeln hat Hanswalter Müller durch seine Ahnenforschung geleistet. Im HOG-Vorstand waren Brigitte Reimer und Anne Schnabl nacheinander je zehn Jahre lang Kassierinnen. Ingeborg Ehrmann machte 15 Jahre lang den Versand des Agnethler Blattes und Hans-Edwin Steilner übernahm zeitweilig den Vorsitz der HOG. Helga Lutsch hob vor zwanzig Jahren das erste Agnethler Blatt aus der Taufe, hatte dessen Redaktion von 1988 bis 1994 inne und übernahm von 1991 bis 1997 den Vorsitz der HOG. Hans Walter Zinz überreichte dankend die Urkunden. Hans-Edwin Steilner und Helga Lutsch wurden außerdem zu Ehrenvorsitzenden der HOG ernannt ebenso wie Hans Wächter und Kurt Wagner, ehemalige Vorsitzende der HOG, die nicht mehr unter uns weilen. Danach überreichte Michael Konnerth zwei Silberne Ehrennadeln des HOG-Verbands an Hanswalter Müller und Helga Lutsch. Zu den Klängen der Agnethler Blaskapelle folgte ein begeistert aufgenommener Aufmarsch aller Trachtenträger.

Nach dem Mittagessen wurde die Kinderecke mit Betreuung im Saal eröffnet. Die von Harry Binder organisierte Hüpfburg im Hof wurde der Renner für die Kinder. Im Saal folgte ein weiterer kultureller Programmpunkt: Der Ehemalige Jugendchor Agnetheln, verstärkt durch Sänger aus dem Mathis-Chor im Schwarzwald, beeindruckte nicht nur durch seine Geschichte (1986 als deutscher Jugendchor in Agnetheln gegründet und im ersten Jahr seines Bestehens als bester deutschsprachiger Kammerchor im Kreis Hermannstadt und zweitbester auf Landesebene ausgezeichnet) und seinen Stellenwert in den 80er Jahren (er gab Kraft für den schwierigen Alltag, geprägt durch Mangel und Zerrissenheit der Familien), sondern auch durch hervorragende Qualität. Ihm folgte Doris Hutters Einakter „Mit gutem Beispiel voran zu gehen ...“, gespielt von der Laienspielgruppe Herzogenaurach, und ein beeindruckender Auftritt der Siebenbürgischen Volkstanzgruppe Heilbronn unter der Leitung von Ines Wenzel.

Das gemütliche Beisammensein dauerte, auch wegen der Musikband INDEX, bis weit nach Mitternacht. In einem Nebenraum liefen die neuen Videofilme von Hans-Martin Rether und Werner Zinz, im Foyer standen die von Inge Henning betreute Stellwand „Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek“ sowie die Fotoausstellungen „Sport“ und „Der Ognithler Muoairt“ von Hans Walter Zinz, ständige Magnetpunkte für die Gäste. Zur nostalgisch vertrauten, freundschaftlichen Stimmung des Tages passte auch Hausmeister Berwanger, Banater Schwabe: hilfsbereit und unkompliziert. Die Wirtin, Frau Ohr-Kübler, schätzt Wiedersehensfreude und sagte u. a.: „Ich richte gern Heimattreffen aus. Ihre Leute können noch ‚Grüß Gott‘ und ‚Auf Wiedersehen‘, ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ sagen!“ Der Verkauf von Büchern wurde ebenso wie die Kasse, Technik und Essensausgabe von insgesamt über 40 ehrenamtlichen Helfern gestemmt. Der HOG-Vorstand ist stolz auf seine verlässlichen Helfer und dankt ihnen auch auf diesem Wege.

Die Kulturreferentin der HOG, Doris Hutter, dankt zusätzlich allen Agnethlern, die an der Gemeinschaftsarbeit für das Urzelbuch mitgewirkt haben, besonders dem Ehepaar Ruth und Horst Fabritius. Das Thema „Urzeln“ so umfangreich und wissenschaftlich aufgearbeitet zu haben, ist ein unschätzbarer Wert für jeden Agnethler. Das Buch „Wer bist du? – Die Urzelmaske im siebenbürgischen Agnetheln, im württembergischen Sachsenheim und in Süddeutschland“ – Preis 29,00 Euro plus Versand, Bestellung bei Gitte Henning: Heidelberger Straße 135, 74080 Heilbronn, Telefon: (0 71 31) 48 31 37 – beeindruckt durch strukturierten historischen Einblick in vergangene Zeiten, erwärmt das Herz eines Agnethlers durch authentische Erinnerungen und dokumentiert über Agnetheln hinaus anhand weiterer Gemeinden ein Stück gelebte Geschichte der Siebenbürger Sachsen in der alten Heimat Siebenbürgen.

Doris Hutter

Schlagwörter: HOG-Treffen, Agnetheln

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