11. Februar 2020

Der leidenschaftliche Bergsteiger und Tourenleiter Klaus Gündisch im Gespräch

Klaus Gündisch ist einer der erfahrensten Bergsteiger und engagiertesten Mitglieder der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV). Den 58jährigen zeichnen nicht nur außergewöhnliche sportliche Fähigkeiten, Mut und Durchhaltevermögen aus, sondern auch seine Hilfsbereitschaft, Offenheit, Geselligkeit und die Bindung zu seiner alten Heimatstadt Heltau und den Karpaten. Das folgende Interview mit Klaus Gündisch führte Reinhold Kraus, Vorsitzender der Sektion Karpaten des DAV.
Seit wann gehst Du in die Berge, und wo und wie hat alles angefangen?

Angefangen hat die Begeisterung für die Berge bereits im Kindesalter. In Rumänien war ich mit der Familie jeden Urlaub für einige Tage oder Wochen in den Bergen, zum Wandern. Im Alter von fünf Jahren stand ich das erste Mal auf Skiern. Seither habe ich keine Saison ausgesetzt. 1971 habe ich mit meinem Vater und meinem Bruder das erste Mal die Kammwanderung in den Karpaten gemacht. Bis zur Auswanderung 1990 habe ich die rumänischen Karpaten beinahe komplett durchwandert. Zumindest die Regionen, die in der Serie „Munții Noștri“ erschienen sind. 1983 habe ich mit Felsklettern begonnen, 1985 habe ich mit meinem Bruder meine erste Wintertour mit Skiern und Zelt im Lauterbachgebirge unternommen. 1995 folgte meine erste mehrtägige Gletschertour, die aus fehlender Erfahrung beinahe in einer Katastrophe endete.
Wie bist du zur Sektion Karpaten gekommen und was hat dich am meisten begeistert?

15 Jahre war ich passives Mitglied bei der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV). Im Vordergrund waren die Kostenersparnisse durch die Mitgliedschaft beim DAV insbesondere bei Übernachtungen. In dieser Zeit organisierte ich gemeinsam mit meinen Bergkammeraden private Hoch-, Ski- und Skihochtouren, in den Alpen, Nepal, Mexico, Ecuador, und Bolivien. Nach der Teilnahme an einer Mitgliederversammlung der Sektion Karpaten wurde ich dazu aufgefordert, auch für die Sektion Touren zu organisieren, was ich unmittelbar tat. Begeistert hat mich die Tatsache, dass ich durch mein Tun vielen Menschen Freude bereite.

Welche Ämter hast du übernommen und bekleidest du in der Sektion?

Ich bin Tourenleiter und organisiere Ski-Hochtouren und Höhenbergsteigen. Das sind ca. fünf Aktivitäten im Jahr. Vier Mal im Jahr bin ich Ausbildungshelfer, sei es beim Eisklettern, Klettern, Klettersteige, LVS Ausbildung. Als Ausrüstungswart ist es meine Aufgabe, die Ausrüstung der Sektion Karpaten zu erfassen und den Zustand der Ausrüstung zu überprüfen. Darüber hinaus organisiere ich die Markierungsarbeiten in den Karpaten und nehme aktiv an der Weiterentwicklung des Vereins teil.
Klaus Gündisch beim Skifahren in Hochfügen. Foto: ...
Klaus Gündisch beim Skifahren in Hochfügen. Foto: Mihai Paunescu
Welche Bergdisziplinen praktizierst Du und welches ist Deine Lieblingsdisziplin?

Meine Lieblingsdisziplin ist Skitouren, gefolgt von Bergsteigen, Wandern und Klettern.

Du bietest viele Skitouren an, die immer ausgebucht sind, zum Teil mit bis zu 30 Teilnehmer?

Das sind in erster Reihe die Heltauer, die mir die Treue halten, gute Skifahrer, dank der guten Sportlehrer, die wir in den 70er und 80er Jahren in Heltau und Michelsberg hatten.

Seit drei Jahren organisierst Du zusammen mit dem SKV und der Bergrettung (Salvamont) Markierungsarbeiten in den Karpaten Rumäniens. Eine bemerkenswerte ehrenamtliche Tätigkeit. Welche Gründe stehen hinter dieser außergewöhnlichen Motivation?

Die Markierungsarbeiten in den Karpaten sind für mich ein großes Projekt, aber die Bereitschaft der Sektionsmitglieder, dabei mitzumachen, ist leider gering. Trotz dieser Erfahrung gibt es diesbezüglich auch viele positive Erfahrungen. Vor zwei Jahren waren wir mit der Markierungsaktion im Viștea-Tal unter dem Moldoveanu unterwegs. Es kam uns eine Gruppe von 75 Wanderern mit drei Bergführer entgegen und sie fragten, was das für eine Aktion sei. Markierungsarbeiten und Müllsammeln war meine Antwort. Da wendete sich einer der Bergführer an die Gruppe und sagte: „Muss es so weit kommen, dass jemand aus Deutschland kommen muss, um in unseren Bergen aufzuräumen?“ Ich bin überzeugt oder hoffe zumindest, dass von diesen 75 Wanderern keiner mehr Müll liegen lässt. Trotz des schweißtreibenden Schleppens von Markierungsstangen, Zement, Sand und Wasser und der Schwierigkeiten, eine Mannschaft zusammenzustellen, werde ich auch weiterhin Markierungsarbeiten in den Karpaten organisieren. Der Grund ist die Herzlichkeit, mit der wir dort empfangen wurden, die großartige Organisation von Bianca und Silviu Balan, ebenfalls Mitglieder unserer Sektion, der Bergwacht (Salvamont) Săcele sowie Silvius Mutter, die uns diese Tage bekocht und bewirtet hat.

Du hast an mehreren Expeditionen teilgenommen und sogar welche im Rahmen der Sektion Karpaten angeboten. Wo haben diese stattgefunden und welchen Reiz haben sie?

Begonnen habe ich 2002, fünf Wochen, zwei Sechstausender, fünf Heltauer und 20 Sherpas. Eine beeindruckende, weil es meine erste außerhalb Europas war. Danach folgte 2004 Ecuador mit einigen Fünftausendern, 2007 Bolivien, zwei Sechstausender, 2010 und 2011 Kirgisistan, Khan Tengri (7010 m), beide Versuche abgebrochen. 2015 habe ich mit der Sektion Karpaten den Chimborazo (6268 m), den höchsten Berg Ecuadors, bestiegen und viele mehr.

Was war für dich in den vielen Jahren Bergsport wichtig?

Dass alle Teilnehmer wieder gesund und unverletzt heimkommen; mit oder ohne Gipfelerfolg.

Welche Erfahrungen würdest du gerne an die jüngere Generation weitergeben?

Erstmal klein anfangen und sich dann langsam steigern. Nach einer Ausbildung „Firn und Eis“ oder „Grundkurs Bergsteigen“ nicht gleich den Mont Blanc oder das Matterhorn anpeilen. Es gibt viel schönere Gipfel in den Alpen.

Was könnte man in der Tourenplanung der Sektion verbessern?

Das Angebot des Folgejahres sollte besser auf das Feedback des aktuellen Jahres abgestimmt sein. Mehrere Wanderungen, leichte Bergsteigertouren und Skitouren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Sektion Karpaten des DAV, Bergsteigen, Interview, Gündisch, DAV, Sektion Karpaten

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