19. Mai 2023

Nachruf auf Werner Philippi, der das Siebenbürgerheim Rimsting jahrzehntelang geprägt hat

Am Samstag, den 6. Mai 2023, hat uns Werner Philippi, einer unserer wertvollsten Freunde und Kollegen im geschäftsführenden Vorstand des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V., zu unserem tiefen Bedauern für immer verlassen.
Werner Philippi auf dem Badesteg des ...
Werner Philippi auf dem Badesteg des Siebenbürgerheims Rimsting am Chiemsee, 2017. Foto: Kristl Philippi
Er war der bisher erste unserer Vorstände, der das 88. Lebensjahr im Ehrenamt erreicht hat und, trotz erheblichen gesundheitlichen Einbußen, noch aktiv und mit ungebrochener Vitalität für unseren Verein und vor allem unser schönes Siebenbürgerheim Rimsting einen erheblichen, wertvollen Beitrag geleistet hat.

Seit seiner Wahl 2001 in den Vorstand des Hilfsvereins „Stephan-Ludwig-Roth“, der die Geschicke unseres Siebenbürgerheims in Rimsting leitet, hat sich Werner Philippi mit wachsendem, großem Engagement, viel Einfühlungsvermögen und Liebe den Belangen des Heimes und der Heimbewohner gewidmet. Als Leiter der Arbeitsgruppe Heim, zuletzt auch im Geschäftsführenden Vorstand, hat er sich mit hohem persönlichen Einsatz eingebracht und – dem Wahlspruch des Siebenbürgerheims folgend: „Durch Treue gestaltet/ Mit Liebe verwaltet/ Zum Wohle der Alten/ Gott möge es erhalten“ – auch selbst mitarbeitend beispielgebend mitgewirkt.

Seine Präsenz im Verein und im Heim war beständig und ohne laute Töne, aber durch seine zurückhaltende und doch ausgeprägte Persönlichkeit und fundierte Meinung ein großer Gewinn für uns alle. Wir sind dankbar, dass wir ihn in unseren Reihen hatten. Seine Lebenslust und sein Interesse an allem, was unsere Welt bewegt, waren bis zum letzten Tag bewundernswert und auch für andere richtig anregend. Seine Offenheit für alles Neue und der dadurch erlernte Umgang mit Computer und digitalen Netzwerken ermöglichten es ihm, den geliebten Heimkalender und Heimkurier und kurz vor seinem Tod noch sein wichtigstes Vermächtnis, die „Chronik des Siebenbürgerheimes Rimsting“, erfolgreich zu gestalten.

Er war – seit 2017 selbst auch Bewohner im Heim – nun so etwas wie eine feste vertrauenswürdige Konstante in unserem Vereinsalltag und sicherlich auch für unsere Heimbewohner geworden, die auch seine Berichte und Fotos im Heimkurier und die Diavorträge seiner Reisen mit Krista liebten und sich ihm gerne auch privat mitteilen. Werner ist uns allen auch privat ein liebenswerter und wertvoller Freund geworden, er hat überall im Heim seine Spuren hinterlassen und wird so in unserer Erinnerung und unseren Herzen und auch im Siebenbürgerheim Rimsting weiter leben!

So nehmen wir nun mit tiefem Bedauern in inniger Anteilnahme mit einem kurzen Innehalten zum Gedenken Abschied von Werner Philippi.

In stiller Trauer im Namen des Vorstand, der Heimleitung, der Heimbewohner und Mitarbeiter

Klaus Waber, Vorsitzender


Trotz erlittenem Unrecht lebenslustig und offen
Die wichtigsten Stationen im Leben Werner Philippis

Am 20. November 1934 in Kronstadt geboren, erlebte Werner Philippi eine glückliche Kindheit auf dem Schlossberg. In den Nachkriegsjahren hatte er jedoch unter den Repressalien des kommunistischen Staates zu leiden: Wegen seiner deutschen Volkszugehörigkeit musste er die Technische Mittelschule für Hochbau (1949-1952) ohne Abschluss und ohne Erlaubnis für weitere Schulbildung verlassen. Von 1952-1954 wurde er gemeinsam mit seinen Eltern Richard und Helga Philippi aus Kronstadt ins Szeklerland zwangsevakuiert. Nach der Entlassung gab es keine Möglichkeit der Rückkehr nach Kronstadt, und so fand er mit seinen Eltern Unterkunft in Neustadt. Seine erste Tätigkeit als Bautechniker 1956 wurde bald unterbrochen, zwei Jahre lang musste er Militärdienst in einem Kohlebergwerk unter unmenschlichen Bedingungen leisten. Seit 1958 war er als Haupttechniker im Straßenbau tätig und holte sein Abitur an der Abendschule nach, erhielt jedoch keine Erlaubnis zum Studium. Aus der ersten Ehe (1972) gingen die Kinder Harald und Kristl hervor.

Nach der lang ersehnten Ausreise nach Deutschland (1978) baute er sich mit seiner Familie eine neue Existenz auf und arbeitete bei der Autobahndirektion Südbayern engagiert und gerne bis zur Rente (1998). Im selben Jahr, neun Jahre nach der Scheidung von seiner ersten Frau, heiratete er Krista, geb. Fleischer, die bis zum letzten Augenblick fest an seiner Seite stand. Kaum in Rente, verwirklichten die beiden ihren Traum und unternahmen wochenlange Abenteuerreisen, kreuz und quer durch Europa, immer in ihrem kleinen VW-Bus, die Kamera mit dem Diafilm im Anschlag. Trotz allem Unrecht, das ihm in Rumänien als deutschem Volksangehörigen widerfahren ist, richtete er seinen Blick stets nach vorne, frei von Bitterkeit, lebenslustig, neugierig, offen und hilfsbereit. Werner Philippi blieb seiner Heimat tief verbunden und lebte diese Verbundenheit, indem er sich für die Gemeinschaft einsetzte, vor allem für das Siebenbürgerheim in Rimsting. Er starb am 6. Mai 2023 im Alter von 88 Jahren in Rosenheim.

S. B.



Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung von Werner Philippi findet am Freitag, dem 26. Mai, 14.00 Uhr, in der Pfarrkirche St. Nikolaus, Höhenweg 4, in Rimsting statt. Anstelle von Blumen und Kränzen wird um eine Spende an den Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V. gebeten.

Schlagwörter: Nachruf, Philippi, Siebenbürgerheim, Rimsting

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