3. September 2023

Sara Schenker zum 100. Geburtstag

Zum ersten Mal in der 64-jährigen Geschichte der Kreisgruppe Dinkelsbühl – Feuchtwangen durften wir zu einem 100. Geburtstag gratulieren. Am 14. August 2023 besuchte der Vorsitzende Georg Schuster zusammen mit Frauenreferentin Sofia Schuster die Jubilarin Sara Schenker im Stephanus Senioren- und Pflegezentrum Dinkelsbühl.
Sofia und Georg Schuster gratulieren Sara ...
Sofia und Georg Schuster gratulieren Sara Schenker (Mitte) zum 100. Geburtstag. Foto: privat
Mit einem Geschenk und unserem Musiker Mathias Hubner feierten wir am Nachmittag zusammen mit ihrer Familie diesen besonderen Ehrentag. Es wurden auch die altvertrauten Lieder gesungen, wozu Frau Schenker keinen Text benötigte, weil sie alle Lieder noch auswendig kann, und das mit 100 Jahren!

Sara Schenker wurde in Arkeden geboren und lebt seit 1978 in Dinkelsbühl. Sie hat trotz eines bewegten Lebens mit Weltkrieg, Russlandeportation, vielen Entbehrungen und schmerzlichen Rückschlägen ihren Mut und ihren Humor behalten. Sie macht gerne bei den verschiedenen Handarbeitstätigkeiten mit, wie z.B. Nähen, und liest sehr gerne, sogar ohne Brille. Die Jubilarin resümierte, dass sie trotz aller Schwierigkeiten eigentlich ein glückliches Leben hatte, wofür sie sehr dankbar sei. Zu den Gratulanten gehörten auch Ehrengäste: Nora Engelhardt, Bürgermeisterin der Stadt Dinkelsbühl, und Edith Stumpf, Vertreterin des Landrats des Kreises Ansbach. Wir wünschen Sara Schenker weiterhin noch alles Gute und Wohlergehen und freuen uns auf den nächsten Geburtstag!

Georg Schuster

100 Jahre sind schnell vergangen/Älteste Arkederin feiert Geburtstagsjubiläum

Große Aufmerksamkeit erfuhr Sara Schenker durch zahlreiche Gratulanten, als sie am 14. August 2023 ihr 100-jähriges Jubiläum beging. Neben Kindern und Schwiegerkindern, Enkeln, Urenkeln und einer Ururenkelin überbrachten auch Vertreter der Stadt Dinkelsbühl, des Landkreises Ansbach und der Kreisgruppe Dinkelsbühl - Feuchtwangen ihre Glückwünsche (siehe Kurzbericht auf Seite XX dieser Zeitung). Die HOG Arkeden, deren langjähriges Mitglied sie ist, hat sie anlässlich ihres Geburtstags besucht und im Gespräch mit ihr auf ein langes Leben zurückgeblickt.

Eigentlich seien die Jahre schnell vergangen, resümiert Sara Schenker schmunzelnd. Und schon steigt ihr wacher Geist ein in lebendige Erinnerungen an ihre Kindheit und Familie, ­Deportation und Zwangsarbeit, Auswanderung und Neubeginn in Deutschland. Ihre lebensbejahende Art spricht sogar dann aus ihren Worten und ihrer Stimme, wenn sie von schweren Schicksalsschlägen berichtet. Offen für Neues, mutig und selbstbewusst hat sie sich den vielen Herausforderungen gestellt. Auch nach dem Tod ihres Ehemannes vor über 50 Jahren und dem Verlust ihres ältesten Sohnes im Alter von nur 50 Jahren habe sie sich den anderen angeschlossen und weitergemacht, erzählt sie. Heute vermisst sie ihre Freundinnen, die ihr stets Halt gegeben und das Leben bereichert haben.

Am liebsten denkt sie an ihre Kindheit zurück, wo sie mit den anderen Kindern aus ihrer Straße sorglos herumgelaufen ist und gespielt hat. Dass sie in jungen Jahren schon mithelfen musste, trübt die Erinnerung an diese Zeit nicht: „Ich war Pflugtreiberin meines Großvaters. Der Knecht Andreas redete mir beim Reiten immer rein, was ich mir verbat. Doch er hörte nicht auf. Da stieg ich vom Pferd und lief weg. Er bettelte, ich solle zurückkommen, er würde auch nichts mehr sagen. Aber ich ließ ihn mit Pferd und Pflug zurück und lief nach Hause.“

Immer wieder würde sie denken: „Was hat man damals gehabt? Man hatte nicht viel. Nichts hatte man“. Und trotzdem hat sie nichts vermisst. Weder als Kind, noch als junge Frau und Mutter, noch nach ihrer Ankunft in Deutschland, als sie mit einem kleinen Koffer „in Urlaub“ kam und hier blieb. Nur während der fünf Jahre Zwangsarbeit im Donbassbecken in der früheren Sowjetunion hat sie vor allem das Brot vermisst: „Man fragte sich, soll ich es gleich morgens essen oder lieber für den Abend aufsparen? Hunger hatten wir immer.“ Dabei hatte sie Glück, schneidern zu können und in der Schneiderei eingesetzt zu werden. Einerseits war die Arbeit nicht so schwer, andererseits kam sie eher an zusätzliches Essen dran. Zugleich fühlte sie sich auch für ihren jüngeren Bruder, der mit ihr im Lager war, verantwortlich und steckte ihm zu, was sie entbehren konnte.

Was ihr im Leben leicht gefallen sei, möchte ich wissen und was ihr am meisten Spaß gemacht habe. „Auto fahren“, antwortet sie ohne Umschweife. Mit 60 Jahren habe sie den Führerschein gemacht und sei noch fast 30 Jahre lang selbstständig Auto gefahren. Mit ihrem Auto hat sie ihre Familie in Rumänien besucht und ihre Freundinnen in Deutschland. „Frei und unabhängig sein“, hätte es ihr ermöglicht. Und das war immer ihr Ziel.

Mit der Landsmannschaft sei sie auch viel und gerne gereist. „Geschneidert habe ich gerne. Und Handarbeit hab ich viel gemacht“, fügt sie hinzu. Was sie weniger gerne gemacht habe, frage ich nach. „Aufs Feld bin ich nicht gerne gegangen“, gibt die Bauerntochter zu und lacht herzhaft.

Wir wünschen der Jubilarin noch viele gute Tage, die sie gesund und in Gesellschaft von Menschen verbringt, die ihr wohlgesonnen sind und sie zum Lachen bringen.

Brigitte Depner

Schlagwörter: Geburtstag, Dinkelsbühl, Arkeden, Porträt

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