29. Januar 2007

Im Dienste siebenbürgischer Kultur: Marius Tataru wurde 60

Am 8. Januar feierte der Kunsthistoriker Marius Joachim Tataru, Museumswissenschaftler am Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim, seinen 60. Geburtstag. Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums, würdigt ihn im Folgenden.
In Hermannstadt geboren, studierte Marius Tataru an der Kunstakademie in Bukarest Kunstgeschichte, Museologie und Vergleichende Literaturwissenschaften. Schon mit seiner in den Endsechzigern vorgelegten Diplomarbeit über die Baugeschichte der Zisterzienserabtei in Kerz verwies der junge Kunsthistoriker, indem er Siebenbürgen als Zielrichtung seiner Forschungsarbeit auswählte, auf den regionalen Schwerpunkt seiner zukünftigen Betätigung. In der Rückschau lässt sich feststellen, dass dieses Betätigungsfeld dann auch intensiv beackert wurde. Tataru hatte sich gleich nach Abschluss des Studiums für eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden. Zu Beginn der siebziger Jahre wirkte er als Kustos und Kurator der Kunst- und Kunstgewerbesammlung am Stadtgeschichtlichen Museum Bukarest, kuratierte zudem im Rahmen der Union Bildender Künstler in Rumänien die Ausstellungen im „Atelier 35“, der Galerie junger Künstler in Bukarest. Durch den engen Kontakt zum aktuellen Kunstgeschehen im Lande entwickelte er eine langjährige und intensive Tätigkeit als Kunstkritiker und -journalist.

Marius J. Tataru, vier Tage vor seinem Sechzigsten. Foto: Konrad Klein
Marius J. Tataru, vier Tage vor seinem Sechzigsten. Foto: Konrad Klein
Seit 1973 bis zur Übersiedlung 1987 in die Bundesrepublik Deutschland war Marius Tataru wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunstgeschichte an der Rumänischen Akademie in Bukarest. Er erforschte schwerpunktmäßig die Herausbildung eines modernen Kunstgedankens in Siebenbürgen im 19. und 20. Jahrhundert. In mehreren Studien hat er dieses vor allem in der nichtsiebenbürgischen Fachwelt kaum wahrgenommene, damals auch politisch sensible Thema kritisch und strukturiert auf den Punkt gebracht. Als wissenschaftlicher Redakteur der vom Institut herausgegebenen Zeitschriften „Studii și Cercetări de Istoria Artei“ und „Revue Roumaine d’Histoire de l’Art“ hat Herr Tataru das Profil dieser Publikationen im Sinne sachlich-kunstwissenschaftlicher Informations- und Arbeitsforen im damaligen kommunistischen Rumänien mitgeprägt. Als Dozent der Kunstakademie Bukarest hat er einer Generation Bukarester Studenten das Wissen um das europäische Œuvre des 19. Jahrhunderts, der Klassischen Moderne und der Europäischen Kunst-Avantgarde vermittelt. Dies war umso wichtiger, als deren unmittelbare Erfahrbarkeit in damaliger Zeit für einen Studierenden selten gegeben war. Monografien über Caspar David Friedrich 1973 und Prosper Merimée 1984 sind die bleibende wissenschaftliche Ausbeute dieser Tätigkeit.

Mit einer soliden Ausbildung und einer beachtlichen Forschertätigkeit im geistigen Gepäck (1980 Stipendium der Universität Poitiers, 1982 in London und 1987 bis 1988 in Bonn) übernahm Tataru 1992 die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters am Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim, für dessen Präsenz in der deutschen Kulturlandschaft er bis heute in hauptamtlich leitender Funktion verantwortlich ist. Seiner Tätigkeit ist zum einen der gezielte Aufbau der Kunstsammlung des Museums zu verdanken, zum anderen die Präsentation und Publikation des reichen Sammlungsbestandes des Museums. Dazu gehörte Mitte der 90er Jahre die Mitarbeit an der thematisch und gestalterisch zeitgemäßen Neugestaltung der Dauerausstellung auf Schloss Horneck zur Geschichte siebenbürgisch-sächsischer Existenz im multiethnischen Umfeld im Karpatenbogen. Glanzlichter im musealen Wirken von Marius Tataru sind, neben vielen Ausstellungen auf Schloss Horneck, die in Frankreich und in Deutschland mehrfach gezeigten Werke von Henri Nouveau / Henrik Neugeboren sowie Ausstellungen zu den Themen rumänische Ikonen-Glasmalerei und Klassische Moderne in Siebenbürgen.

Kunst und Kultur als eindrucksvolles Vehikel, das Spezifische Siebenbürgens in die breite Öffentlichkeit zu tragen, diese durch Publikationen fachlich zu untermauern und die Besonderheiten siebenbürgischer Kultur ins europäische Netzwerk des Gebens und Nehmens mit einzuknüpfen, wird wohl auch für die Zukunft Richtlinie des Gundelsheimer Kunsthistorikers bleiben. Die Hochschätzung, welche Fachkollegen und Mitarbeiter der Arbeit und dem bedachtsamen, stets zurückgenommenen Wesen von Marius Tataru entgegenbringen, zeugt von der Anerkennung seiner Arbeit. In diesem Sinne gebührt dem Jubilar für seinen bisherigen Einsatz im Dienste siebenbürgischer Kultur Dank. Der Trägerverein des Siebenbürgischen Museums wünscht Marius Tataru Gesundheit und Arbeitskraft für die Zukunft, hofft und freut sich auf weitere gute Zusammenarbeit.

Irmgard Sedler

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2007, Seite 7)

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Kunsthistoriker, Gundelsheim

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