2. September 2025

Festakt zum 100. Geburtstag von Hans Bergel

Rund einhundert Gäste waren am 27. Juli 2025 der gemeinsamen Einladung des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim und des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats gefolgt, um auf Schloss Horneck den 100. Geburtstag des herausragenden hommes des lettres Hans Bergel und dessen schriftstellerischen Werks in einem Festakt zu würdigen. Aus diesem Anlass übergab seine Familie die vom Bildhauer Kurtfritz Handel entworfene Bronzebüste feierlich dem Siebenbürgischen Museum.
Bronzebüste Hans Bergel von Kurtfritz Handel. ...
Bronzebüste Hans Bergel von Kurtfritz Handel.
Dr. Stefan Măzgăreanu, Vorsitzender des Kulturrats, und Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Museumsvereins, begrüßten die Gäste und besonders die beiden Ehrengäste Elke Raschdorf-Bergel, die Witwe Hans Bergels, und Hildegard Böttcher-Bergel, dessen Tochter. Măzgăreanu betonte die jahrzehntelange Verbindung zwischen Hans Bergel und der Siebenbürgischen Bibliothek sowie dem Landeskundeverein, beides Einrichtungen, die seit bald 65 Jahren auf Schloss Horneck beheimatet sind. Über Jahre und Jahrzehnte habe er seine Werke stets auch der Siebenbürgischen Bibliothek unaufgefordert zukommen lassen, so dass heute dort ein vollständiger Bestand seiner vor allem in Buchform erschienenen Werke vorliegt. Zudem sei er jahrzehntelanges Mitglied im Landeskundeverein und gehörte zu jener Generation, die nicht danach fragte, welchen Nutzen oder persönlichen Vorteil eine Mitgliedschaft habe, sondern für die eine selbst eher stille Teilhabe als Selbstverständlichkeit, wenn nicht gar Ehrensache galt. Mit dem Schwinden dieser Generation erleide nicht nur der Landeskundeverein einen Verlust, der schwerer wiege als nur in Mitgliedszahlen ausgedrückt werden könne. Măzgăreanu schloss mit einer persönlichen Erinnerung an die Nahbarkeit, Offenheit und Menschlichkeit, mit der ihm als jungen Studenten Hans Bergel vor mehr als 35 Jahren erstmals begegnet war.

Irmgard Sedler hob in ihrer Ansprache die Bedeutung der in über einem halben Jahrhundert gemeinsam gewachsenen Gundelsheimer Einrichtungen – Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv einerseits, Museum andererseits – in Anlehnung eines Wortes von Theodor Heuss als „Zuflucht siebenbürgischen Geistes und sächsischer Seele“ hervor. Offiziell gilt das Siebenbürgische Museum als Spezialmuseum mit dem Status eines Landesmuseums. Dessen Profil sei geprägt von etablierten Sammlungen zu kunst- und kulturgeschichtlichen Themen der Siebenbürger Sachsen im Rahmen eines multiethnischen Siebenbürgens. Darüber hinaus gebe es neue und systematisch im Aufbau befindliche Sammlungsthemen – Deportation in die Sowjetunion, kirchliches Leben, Alltagskultur im rumänischen Kommunismus. Über allem jedoch und ungeachtet aller Änderungen in der Museumsarbeit, bleibe dessen Ursprungszweck bestehen: Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln, weswegen man heute ein Museum auch als „Denkmalkirche“ einer Kulturnation verstehen könne. Und denkmalwürdig in diesem Sinne sei auch das überwältigende geistige Schaffen des Schriftstellers und Journalisten Hans Bergel, den das Siebenbürgische Museum mit der Gedenkveranstaltung auf Schloss Horneck würdige.
Regierungsdirektorin Petra Pechbrenner vom ...
Regierungsdirektorin Petra Pechbrenner vom Innenministerium Baden-Württemberg (rechts) im Gespräch mit der Geschäftsführerin des Siebenbürgen-Instituts Dr. Ingrid Schiel. Fotos: Joachim Hellriegel
Den Festvortrag hielt die Germanistin Dr. Olivia Spiridon, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen und Leiterin des Forschungsbereichs „Deutschsprachige Literaturen und kulturelle Interferenzen im Donauraum“. Sie hatte sich bereits in früheren Veröffentlichungen eingehend mit Hans Bergel und dessen literarischem Werk befasst. In ihrem Vortrag „Die ‚Realität‘ der Fiktion. Über das geteilte Gedächtnis Europas im Werk von Hans Bergel“ zeichnete sie wichtige Stationen seines Lebens und umfassenden schriftstellerischen Werks nach. Vor allem anhand seiner Romane „Der Tanz in Ketten“ und „Wenn die Adler kommen“ analysierte sie Hans Bergels Haltung als „erzählender Historiker“. Mit seinen fiktionalen Texten und poetischen Mitteln versuchte er, eine Art Gegenentwurf zur offiziellen und staatlich angepassten Geschichtsschreibung gerade im Hinblick auf die deutsche Minderheit in Rumänien von der Zwischenkriegszeit bis 1989 zu vermitteln. Und dies nicht nur für ein ausschließlich siebenbürgisch-sächsisches Publikum (siehe SbZ Online vom 4. September).

Eingerahmt wurde der Festvortrag vom Lyriker, Übersetzer und Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2024 Hellmut Seiler, einem Freund der Familie, mit zwei Hans Bergel posthum gewidmeten Gedichten „Die Schreibmaschine (Ein Undinggedicht)“ und „Nocturno“. In diesen Gedichten bringt Seiler, den Georg Aescht einst treffend als „Sprachspieler“ beschrieb, seine persönliche und ungeachtet des reduktionistischen Duktus auch seine emotionale Verbindung mit dem verstorbenen Dichterfreund zum Ausdruck.

Mit ebenso persönlichen Worten an eine nicht immer leichte Beziehung erinnerte auch Hildegard Böttcher-Bergel an ihren Vater und dankte den Veranstaltern für den feierlichen Rahmen dieses Tages. Elke Raschdorf-Bergel bat die Anwesenden abschließend, Hans Bergel und dessen Menschlichkeit nicht zu vergessen.

Die aus Schäßburg stammende und in Heidelberg lebende Pianistin, Organistin, Chorleiterin und Musikpädagogin Eva Fabini begleitete die Veranstaltung musikalisch. Mit der wahrhaft festlich-feierlichen Sarabande von Georg Friedrich Händel eröffnete sie den Festakt. Nach Stücken von Erik Satie und Frédéric Chopin beschloss sie diesen mit Robert Schumanns Träumerei, die mit ihrem leicht wehmütigen Ton die Gäste in den zweiten Teil des Festakts entließ.

Nur wenige Schritte vom Festsaal des Schlosses entfernt versammelten sich die Gäste im Siebenbürgischen Museum. Nach einer kurzen Ansprache von Kurator Dr. Markus Lörz enthüllten Elke Raschdorf-Bergel und Hildegard Böttcher-Bergel die Bronzebüste Hans Bergels, die von nun in der Dauerausstellung des Museums zu sehen sein wird. Die Bronzebüste geht auf einen Entwurf des Bildhauers Kurtfritz Handel zurück, einem langjährigen und vertrauten Freund Hans Bergels, der bereits 2016 verstorben ist. Und so waren es die Künstlerkollegen aus der Bildhauerwerkstatt Handels, die die Bronzebüste nach seinen Vorarbeiten erst kürzlich fertigstellen konnten. Dem Festakt sowie der feierlichen Enthüllung und Übergabe wohnte auch Edda Handel bei, die Witwe des Künstlers, die nach dem Tod ihres Mannes die Fertigstellung dieser Arbeit vorantrieb, um das Werk ihres Mannes zu vollenden. Für diese großzügige Stiftung an das Museum dankten Irmgard Sedler und Markus Lörz der Familie sehr herzlich.

Im Anschluss luden die Veranstalter zu einem Empfang, der wetterbedingt leider nicht auf der Sonnenterrasse des Schlosses, sondern im Festsaal stattfand. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Siebenbürgen-Instituts, denen an dieser Stelle für die Vorbereitung und reibungslose Durchführung der Veranstaltung recht herzlich gedankt sei, hatten Getränke und ein kleines Büffet vorbereitet. So klang die Festveranstaltung bei angeregten Gesprächen, zahlreichen Begegnungen mit alten und neuen Bekannten sowie dem Eindruck eines würdigen Erinnerns an Hans Bergel aus.

Helga Lutsch

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Kulturrat, Hans Bergel, Empfang

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