20. Juli 2008

Wolfram Wolff: Forstmann, Weidmann und Fachpublizist

Durchblättert man die Nachkriegsjahrgänge der führenden Jagdzeitschrift des deutschen Sprachraumes „Wild und Hund” (erscheint seit 1894 in Hamburg), stößt man immer wieder auf den Autorennamen Wolfram Wolff. Erstmals in Nr. 11/1949 erscheint unter seinem Namen der Beitrag „Aus den rumänischen Ostkarpaten”.
Von 1963 bis 1989 folgten jährlich rund fünf Beiträge (1980 und 1981 waren es neun) mit so interessanten Titeln wie „Vom Gamswild in den rumänischen Karpaten”, „Vom Bären in Rumänien” (1964); „Der Marderhund in Rumänien” (1965); „Nichtlateinische Bärengeschichten” (1967); „Vom Bärwild in den Nordostkarpaten” (1970); „Muffelwild in Rumänien” (1973); „Wildkaninchen in Rumänien” (1974); „Bache schlägt Wölfe ab – und frisst ihre Frischlinge” (1975); „Vom Großtrappen in Rumänien” (1976); „Ein Kapitalwolf” (1988) u.a.m. Sein letzter Beitrag, erschienen in Nr. 2/1989, trägt den Titel: „Großtrappe auf der Roten Liste”.

Wolfram Wolff wurde im April 90. ...
Wolfram Wolff wurde im April 90.
In seinen 135 Beiträgen behandelte der Autor zahlreiche Themen aus Siebenbürgen und dem Burzenland, z. B.: „Radikale Wolfsbejagung in Siebenbürgen” (1971); „Vom Rotwild in Siebenbürgen” (1974); „Mehr Rotwild in den Südkarpaten” und „Luchs schlägt Packesel” (1979) oder auch „Gamsbock aus den Südkarpaten seit 1934 auf Platz 1” (1986). Der Schreiber dieser Zeilen sollte ab 1989 die 40-jährige fachschriftstellerische Tätigkeit für „Wild und Hund” von W. Wolff übernehmen und als Korrespondent weiterführen.

Berechtigt stellte die zahlreiche Fachleserschaft der Zeitschrift „Wild und Hund” die Frage, wer wohl dieser produktive und vielseitige Fachpublizist ist! Der Thematik nach müsste er doch ein Siebenbürger Sachse sein! Richtig, denn schon der Familienname kommt jedem gebürtigen Kronstädter irgendwie bekannt vor. Wohl alle Leser des Romans „Die Glocken von Kronstadt” von Ruth Eder (geb. 1947) – Enkelin des Kronstädter Malers Hans Eder (1883-1955) – erinnern sich an die den Roman tragende und prägende Familie Held; es ist das für die wahre Familie Wolff von der Autorin verwendete Pseudonym. Der Kronstädter Spiegelfabrikant Otto Held (Wolff) war der Sohn des Pfarrers Michael Held (Wolff) – Pfarrer in Tschippendorf im Nösnerland (1880-1911, siehe auch „Siebenbürgische Familienforschung” 1/1995) – und Onkel unseres Forstmannes und Fachpublizisten Wolfram Wolff, der am 30. April 1918 in Kronstadt als Sohn des Pfarrers Julius Wolff (1889-1942) und seiner Ehefrau Dorothea, geborene Hornung, (1893-1945) geboren wurde; sein Großvater war Julius Hornung, der Besitzer der „Mohrenapotheke”.

Die sorglose und glückliche Kindheit verbrachte er in der unter den Ausläufern des Schulers gelegenen Landgemeinde Neustadt. Schon als Schüler der Elementarschule begleitete er seinen Vater – der dem Weidwerk zugetan war – im Schneebrichtal, in den „Lichten Eichen”, auf der Neustädter Hutweide bis hin in die urigen Fichten- und Tannenbestände, um im Frühling die Schnepfe, im Sommer den roten Bock und im Winter das Schwarzwild zu bejagen. Der heißeste Wunsch des Knaben war, Jäger und Forstmann zu werden. Doch bis dahin musste er noch das Bischof Teutsch-Gymnasium zu Schäßburg besuchen, welches er 1937 mit Abitur (Matura) abschloss. Nach Ableistung der Wehrpflicht als Einjährig-Freiwilliger (TT-rist, Tânăr cu termen redus) im rumänischen Heer (Kronstädter Artillerie-Regiment Nr. 41), wo er u.a. mit Kurt, dem Sohn des bekannten Kronstädter Forstmanns und Jagdprofessors der dortigen Universität Otto Witting (1889-1955), diente, begann W. Wolff im Herbst 1938 das Studium der Forstwissenschaften an der Forstlichen Hochschule Hann-Münden, die 1939 an die Universität Göttingen angegliedert wurde. 1942 erwarb er den akademischen Grad „Diplom-Forstwirt” und unter Berufung in das Beamtenverhältnis wurde er zum Preußischen Forstreferendar ernannt (Landesforstamt Königsberg im damaligen Preußen). Doch schon im Mai desselben Jahres wird W. Wolff in die Deutsche Wehrmacht einberufen und stand bis zum bitteren Kriegsende im Feld. August 1944 heiratete er Katharina, geborene Schmidt, (geboren 1923) aus Wildeck-Obersuhl. Aus der Ehe gingen Sohn Wolfram und Tochter Christine hervor.

Schon als Oberschüler und bis zu seiner Ausreise 1938 nach Deutschland war der Jubilar Mitglied des Siebenbürgischen Karpatenvereins – Sektion Kronstadt. Seit 1949 ist er Mitglied des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben bzw. ab 1950 der „Landsmannschaft” sowie der HOG Neustadt und des 1947 gegründeten Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen.

Nach der forstlichen Referendarzeit in Niedersachsen (1945-1947) und der Großen Staatsprüfung war W. Wolff im Staatlichen Forstamt Andreasberg und Grünenplan (Kreis Holzminden) in Niedersachsen tätig. Es folgte eine Zeit als Forsteinrichter (Forstliche Planung) im Rheingau und Taunus, u.a. als Assistent von Dr. Fröhlich am Hessischen Institut für Pflanzenzucht in Hann-Münden (1957-1967); 1969 erfolgt seine Ernennung zum Forstmeister und 1973 zum Oberforstmeister.

Seit 1983 lebt der verdienstvolle, aus Siebenbürgen stammende hessische Forstbeamte W. Wolff im wohlverdienten Ruhestand in Wildeck-Obersuhl, dem Geburtsort seiner Gattin. Er erfreut sich als rüstiger 90-Jähriger guter Gesundheit und ist als aktiver Jäger und Heger auch weiterhin in den geliebten Wäldern seines einstigen Forstamtes tätig, als Mitglied der dortigen Jägervereinigung und der Stiftung „Lebensraum Rotwild” sowie als Mitglied des „Deutschen Forstvereins”, dessen Publikationen (neben anderen Fachzeitschriften) er mit ungebrochenem Interesse verfolgt und studiert. Alle seine Freunde und Kollegen wünschen dem Jubilar viel Freude und Gesundheit und noch reichlich Jahre im Kreise seiner Familie und in der Mitte seiner zahlreichen Jagdgenossen.

Dipl.-Forstw. Rudolf Rösler

Schlagwörter: Kultur, Forstmann, Kronstadt

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