25. Juli 2014

Tageschronik einer Nordamerikareise

Es waren unvergessliche zwei Wochen für die 27-köpfige Kulturgruppe aus Deutschland und auch unvergessliche Stunden für unsere Landsleute in Nordamerika (siehe Bericht „Eindrucksvoller Heimattag in Cleveland“). Das Kulturprogramm hat großen Anklang bei den Landsleuten gefunden. Wie sagt man: „Ich habe mit dem Dorn ins Auge getroffen“, bis sogar die Tränen am Ende der jeweiligen Abende geflossen sind. Es waren Tränen der Freude und Tränen der Freundschaften, die dort entstanden sind. Durch die außergewöhnliche Gastfreundschaft, die uns in den USA und Kanada erwiesen wurde, hat sich die Gruppe wie „zu Hause“ gefühlt.
Als Gruppenleiterin der Jugendtanzgruppe Nürnberg muss ich sagen, dass ich mit einer Tanzgruppe in dieses Jahr gestartet bin und nach dem Kulturaustausch einen Jugendchor, eine Theatergruppe und eine Tanzgruppe habe. Ich bin sehr stolz auf die Jugend und wir werden versuchen, dieses Kulturprogramm auch hier aufzuführen, um den anderen Gruppen ein wenig von der Vielfalt abzugeben. Als Stellvertretende Bundesjugendleiterin und Kulturreferentin der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) werde ich auch versuchen, diesen Impuls an andere Gruppen weiterzugeben, um den Zusammenhalt zwischen unseren Gruppen zu stärken. Denn nur gemeinsam sind wir stark, sei es hier in Deutschland oder auch über die Grenzen hinweg nach Österreich, Siebenbürgen, USA und Kanada. Nachfolgend berichten Jugendliche von ihren Eindrücken in Amerika.

Stephanie Kepp

Kurz vor dem Abflug aus München: die JTG Nürnberg ...
Kurz vor dem Abflug aus München: die JTG Nürnberg mit Gästen und Burgi (ganz rechts bei Tanzgruppenleiterin Stephanie Kepp). Foto: Udo Schneider
Tag 1 – Tobias Henning: Mit Freude und großen Erwartungen fuhr ich mit meinem Bruder am Abflugtag mit dem Auto zum Hauptbahnhof Nürnberg, wo wir uns mit dem Rest der Jugendtanzgruppe trafen. Nach zweistündiger Zugfahrt trafen wir am Flughafen München die Band Schlager-Taxi und den Rest der Kulturgruppe. Erst einmal hieß es einchecken, dann war Zeit, um zu essen und Fotos zu machen. Schon im Flugzeug haben wir die ersten Siebenbürger aus Nordamerika getroffen. Am Flughafen in Toronto begrüßten uns John Werner und Kolina Tavares sehr freundlich. Mit einem gelben Schulbus starteten wir anschließend nach Kitchener. Dort wurden wir mit Blasmusik der bekannten Transylvania Hofbräu Band begrüßt und es gab noch ein gutes Essen, bevor wir zu den Gastfamilien gefahren sind.

Tag 2 – Karline Folkendt: Unser 2. Tag begann wohl in jeder Gastfamilie mit einem typischen Frühstück mit Rührei, Pancakes, Waffeln und Ahornsirup. Auf der Fahrt nach Toronto lernten wir unsere Begleiterinnen Kolina Tavares und Lisa Fritsch (von der Tanzgruppe aus Kitchener) etwas besser kennen und vertrieben uns die Zeit mit Musik und Gesang. In der Stadt war unsere erste Station der CN Tower. Von oben hatten wir eine grandiose Aussicht. Auf der Stadttour erhielten Kolina und Lisa Unterstützung durch eine Reiseführerin, die über jedes Gebäude und Viertel etwas zu erzählen wusste. Ein Besuch in der Shopping Mall war natürlich auch noch drin. Abendessen gab es im The Big Fat Greek Buffet, wo wir uns das erste Mal so richtig mit dem nordamerikanischen Chlor-Leitungswasser konfrontiert sahen, bevor wir dann müde und immer noch leicht „jetlagged“ in unsere Gastfamilien zurückkehrten.

Tag 3 – Denise Siegmund: Am dritten Tag trafen wir uns vor den Toren des St. Jacobs Farmers' Market. Dort hatten wir Zeit, verschiedene regionale Produkte oder Souvenirs zu erwerben. Der eine oder andere von uns, legte sich hier einen Cowboyhut zu. Beim Mittagessen in dem Lokal The Crazy Canuck konnten wir zwischen verschiedenen Ausführungen der typisch kanadischen „Poutines“ wählen. Gestärkt brachen wir auf zu einer Fahrt mit dem Pferdewagen auf eine Mennoniten-Farm. Der freundliche und sachkundige Kutscher erklärte uns die Lebensweise der Mennoniten. Später durften wir den Hof der Familie selbst erkunden. Nach einem Stopp im hauseigenen Verkaufsladen ging es in den nahegelegenen Waldabschnitt, wo wir lernten, wie Ahornsirup erzeugt wird. Nach diesem lehrreichen Trip fuhren wir zum gemütlichen Ausklang des Nachmittags ins Bowlingcenter, wo wir alles andere als eine ruhige Kugel schoben. Am Abend stand der letzte Programmpunkt an – das Barbecue. Wir erlebten dort wunderbare Stunden bei Musik, hervorragendem Essen und beeindruckender Wohlfühl-Atmosphäre. Die einen badeten im Pool, die anderen spielten Fußball, bis wir uns alle bei Gesang und Tanz vereinten. Es waren unvergessliche Stunden bei Familie Fritsch. Nochmals herzlichen Dank an die Gastgeber und alle Spender, die etwas zu diesem Abend beigetragen haben.
Hauptsache, die Fahnen bleiben trocken: Ausflug ...
Hauptsache, die Fahnen bleiben trocken: Ausflug zu den Niagarafällen.
Tag 4 – Susann Schmidt: Am Mittwoch fuhren wir gemeinsam mit unseren kanadischen Freunden zu den Niagarafällen. Im IMAX Theater schauten wir uns einen Film über die Niagarafälle an. Hinterher machten wir gemeinsam Lunch mit den für uns vorbereiteten Sandwiches, Obst, Gemüse und Getränken. Gestärkt erlebten wir auf einer Schiffstour die Niagarafälle. Alle bekamen pinke Regenponchos und die pinke Menschenmenge begab sich auf das Schiff. Wir fuhren bis unmittelbar vor den Wasserfall. Der Wahnsinn! Trotz Schutzkleidung sind wir alle etwas nass geworden, aber das war in dem Moment egal. Wir machten Fotos, sangen den Schiffsgästen ein paar Volkslieder und hatten einfach unseren Spaß. Nach 30-minütiger Fahrt ging auch dieses Erlebnis zu Ende. Ein Gruppenfoto stand an und dann nutzten wir die freie Zeit, um uns noch etwas umzuschauen. Anschließend trafen wir uns alle im Bus und fuhren singend wieder nach Kitchener, wo wir bereits von unseren Gastfamilien erwartet wurden.

Tag 5 – Rainer & Fabian Kloos: Auf der Fahrt nach Aylmer legten wir einen Zwischenstopp am Port Burwell ein. Wir besichtigten das Ojibwa U-Boot aus dem Kalten Krieg. Nach der Tour gab es Lunch am Lake Erie, bei dem wir von John Horeth und seinem Sohn mit Sandwiches und Doritos verwöhnt wurden. In der freien Zeit perfektionierten wir unseren „Flieger“ für den Auftritt am Abend. Natürlich haben wir dann auch Fußball gespielt und sind an den See gegangen, an dem wir unseren berühmten „Wiggle-Move“ aufführten. Nach dem Einchecken im Hotel mussten wir gleich zur Saxonia Hall nach Aylmer fahren, wo es dann ein BBQ als Abendessen gab. Nach dem Essen mussten wir uns fertig machen für unseren allerersten Auftritt. Die Aufregung war groß. Wir führten unser Kulturprogramm mit zahlreichen Tänzen, Liedern und auch zwei Sketchen auf. Anschließend spielte die Band Schlager-Taxi für unsere Landsleute aus Aylmer.
Wiggle-Move am Ontario See. Foto: Kathrin Kepp ...
Wiggle-Move am Ontario See. Foto: Kathrin Kepp
Tag 6 + 7 – Kathrin Kepp: Freitag ging es nach Cleveland zum Heimattag. Da der Reisebus so bequem war, schliefen wir sofort ein und wachten erst zwei Stunden später wieder auf, als wir an der Grenze zur USA angekommen waren. Während wir das fragwürdige Einreiseformular ausfüllten, bemerkten wir, dass die Zollbeamten unsere Koffer, Instrumente und Musikequipment aus dem Bus schmissen und darin wühlten, um herauszufinden, ob wir etwas schmuggelten. Nach zwei Stunden genauester Personenkontrolle durften wir endlich weiterfahren. Drei Stunden später trafen wir beim Sachsenheim in Cleveland ein, luden unsere Koffer und Trachten aus und bekamen eine Kleinigkeit zum Essen. Danke, Monika und Elizabeth Weber. Die Jungs wurden in einem Motel untergebracht und die Mädels warteten, bis der Kameradschaftsabend losging, denn dort lernten sie ihre Gastfamilien kennen. Als die ersten Gäste, unter anderem unsere neuen Freunde aus Kitchener, eintrudelten, gab es als Abendessen Brot, Wurst und Kraut. Anschließend tanzten wir auf die Musik, die von Radio Siebenbürgen extra für uns gespielt wurde. Nach einem gelungenen „Kennenlern-Abend“ fuhren alle allmählich mit ihren Gastfamilien nach Hause. Am nächsten Tag mussten wir nicht so früh aus dem Haus und konnten gemütlich in den Gastfamilien frühstücken. Einige hatten Zeit, den West Side Market zu besuchen, der an den rumänischen Markt erinnerte, wo man Fleisch, Käse und Süßigkeiten kaufen konnte. Dann stand unser Fußball-Match gegen die Kanadier an. Natürlich haben wir (Deutschland) gewonnen, ob das wohl ein Zeichen für die Weltmeisterschaft war?! Nach dem Fußballspiel sind einige von uns zur Rock’n’Roll Hall of Fame gefahren, anschließend zu den Gastfamilien, um uns für unseren großen Auftritt am Heimattag fertig zu machen. Dort hatten wir die große Ehre, die Fahnen zu tragen. Wir trugen die Fahnen auf einen Marsch durch den Saal und platzierten sie an der Bühne, ehe ein Aufmarsch mit allen Trachtenträgern stattfand. Zuerst hatten die Kitchener und danach die Clevelander Tanzgruppe ihren Auftritt. Dann waren wir dran. Wir waren sehr aufgeregt und doch zeigten wir ein wundervolles Programm. Unser Sketch „Medche, wällt te’n Kanter niën?“ kam besonders gut bei den Zuschauern an. Einige mussten bei unseren Liedern sogar weinen, weil sie so mitgerissen wurden und sich wie in der alten Heimat gefühlt haben. Danach gab die Band Schlager-Taxi ihr Bestes. Wir tanzten und unterhielten uns mit den Heimattagsgästen bis um zwölf Uhr. Der Heimattag in Amerika war eine wunderschöne Erfahrung, die wir nie vergessen werden. Da hat man miterleben können, was für eine Gemeinschaft und Zusammenhalt die Siebenbürger Sachsen dort nach so vielen Jahren noch haben. Wir wurden von allen herzlichst empfangen und es wurden sehr viele neue Freundschaften geschlossen, die noch über längere Zeit hinweg andauern werden.

Tag 8 – Michael Henning: Der Sonntag am Heimattag begann mit dem traditionellen Gottesdienst. Anschließend bedankte sich die Stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter für die Einladung und den schönen Heimattag. Thomas Manning, Vorsitzender der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS), bedankte sich bei uns für die schöne Kulturformation und überreichte uns zum Andenken eine Wandplakette. Der Senator von Ohio Michael Skindell erzählte vom Heimattag in Dinkelsbühl und dankte unserer Gruppe, dass wir mit diesem Kulturprogramm nach Amerika gekommen waren, und überreichte Stephanie Kepp eine Urkunde für das Engagement. Danach gehörte die Bühne wieder den Tanzgruppen aus Kanada, den USA und Deutschland. Nach diesen etwas müderen Tanzeinlagen als am Tag zuvor war der Heimattag offiziell beendet. Die Gruppe aus Kanada verabschiedete sich und trat ihre Heimreise an. Wir unternahmen eine Bootsfahrt. Der Ausblick auf dieser Fahrt war unbeschreiblich. Auf der einen Seite der unendliche Horizont und auf der anderen die herrliche Skyline von Cleveland. Anschließend gab es im Sachsenheim Pizza und wir stimmten einige Lieder an – als kleines Dankeschön für die Betreuer, die sich so rührend um uns gekümmert haben. Am Abend feierte Tobias Henning mit der gesamten Gruppe in seinen 16. Geburtstag hinein. Man stelle sich ein normal großes Hotelzimmer vor und darin finden sich 27 Personen samt Akkordeon, Cajón und Gitarre ein. So wurde das Wochenende noch gut abgerundet.
In Youngstown: Peter Karsti mit seiner Band ...
In Youngstown: Peter Karsti mit seiner Band „Peter Karsti and Friends“, Schlager-Taxi, Erhard Fritsch und Günther Zakel.
Tag 9 – Silke Folkendt: Am nächsten Tag fuhren wir nach Youngstown, wo wir am Abend auftreten sollten. Wir wurden von John Böhm schon erwartet. Er sollte die kommenden Tage unser ständiger Begleiter sein – wir werden dich so schnell nicht vergessen! Danke für alles! Unser Hotel hat jedem gefallen, vor allem der große Pool, den wir auch gleich am Nachmittag genutzt haben. Abends haben wir im örtlichen Sachsen-Club unser Programm aufgeführt. Obwohl die Veranstaltung eigentlich um halb zehn enden sollte und auch die meisten Zuschauer nach dem Auftritt gegangen sind, haben wir noch fast bis zwölf getanzt und ein Heimatlied nach dem anderen mit unseren Landsleuten aus Youngstown gesungen. Wieder im Hotel angekommen, war noch lange nicht Schluss, denn damit wir auch nachts nochmals den Pool nutzen durften, mussten wir ein Ständchen singen. Das war unser kleinstes Problem. Nach einigen Liedern außerhalb des Pools sangen wir dann auch im Pool weiter bis spät in die Nacht.

Tag 10 – Sabine & Alex Schenker: Wir waren glücklich darüber, dass wir keinen allzu stressigen Tag hatten. Direkt nach dem Frühstück brachen wir zum Shoppen in der Grove City Outlet Mall auf. Danach ging es weiter nach New Castle zur Eintracht Singing Society, wo wir die Leute mit einem Ständchen begrüßten. Nach einem gemeinsamen Essen sind wir in den Saal gegangen und haben spontan beschlossen, einige Lieder zu singen. Während des Singens fiel uns auf, dass die Akustik hier viel besser war als in den vorherigen Sälen, in denen wir aufgetreten sind. Daher hat uns das Singen dort besonders viel Spaß bereitet. Nach ein paar Liedern fuhren wir wieder nach Youngstown. Am Abend ging es dann in den Youngstown Saxon Club, wo diesmal Peter Karsti & Friends für die Unterhaltung gesorgt haben. Es gab die verschiedensten Möglichkeiten, den Abend zu verbringen, die einen haben getanzt, die anderen draußen Frisbee oder Boccia gespielt. Später haben wir in unserem Hotel im Meeting Room noch einige gemütliche Stunden mit Gesang und Tanz verbracht.
Auftritt in New Castle. Foto: Claudia Helch ...
Auftritt in New Castle. Foto: Claudia Helch
Tag 11 – Claudia Helch: Die erste Woche in Übersee war wie im Fluge vergangen und die zweite Woche sah nicht anders aus. Der „zweite“ Mittwoch war für uns schon der letzte Tag in den Staaten, jedoch hatten wir noch die Fahrt von Youngstown nach Erie vor uns samt Auftritt und schönem gemeinsamen Abend. Doch von Anfang an: Nach einem amerikanischen Frühstück haben wir alle Koffer sowie Trachten in unseren Reisebus verfrachtet. Unser Reisebus hatte eine „narkotisierende Wirkung“; sobald wir einstiegen, sind so gut wie alle eingeschlafen. Einige mit Musik auf den Ohren, die anderen ganz hinten liegend zwischen den aufgehängten Trachten, und wieder andere (kuschelnd) an oder neben ihren Tanzpartnern. In Erie angekommen, wurden wir wie immer herzlich empfangen und haben erstmal gut zu Mittag gegessen, das an diesem Tag wie folgt aussah: Roastbeef with curly Fries. Es folgte der Soundcheck von Schlager-Taxi im Saal, in dem am Abend unser Auftritt stattfand. Da wir bereits wussten, dass es nach dem Proben noch einmal in eine riesige Mall zum Shoppen ging, kam uns der Soundcheck sehr lange vor. Im Bus kam die Ansage: „Ihr Lieben, da der Soundcheck länger gedauert hat, habt ihr ab jetzt eine Dreiviertelstunde Zeit zum Einkaufen.“ Das war der Start für unseren Shopping-Marathon. Da man zum Durchqueren dieser Mall gefühlte Kilometer zurücklegen musste, sind wir Mädels von einem Geschäft zum anderen gerannt. Wie Frauen so sind, und immer länger brauchen, hat uns die vorgegebene Zeit nicht gereicht und wir mussten mit vollen Einkaufstaschen aus der Mall zum Bus rennen, der uns fast die Türen vor der Nase zugemacht hätte. Wieder im Hotel, ging der Stress einer tourenden Tanzgruppe weiter, Trachtenkoffer nehmen und weiter zum Saal. Dort gab es Abendbrot mit reichlichem Buffet, danach hieß es umziehen und los zum Auftritt. Keiner hat wirklich gemerkt, dass beim Umziehen einer von uns ein kleines Problemchen hatte. Seine Trachtenhose war verschwunden! Es musste eine schwarze Hose her, die als Trachtenhose durchgehen konnte. Zum Glück haben Frauen immer alles dabei und so hat keiner gemerkt, dass ein Junge bei diesem Auftritt in einer Damenhose getanzt hatte, die seiner Figur sehr schmeichelte. Bei unserem vorletzten Auftritt konnten wir von uns behaupten, dass eine gewisse Routine eingetreten ist, trotzdem haben wir uns auf jeden unserer Auftritte gefreut. Nachdem das Mädchen sich ihren Bauern und nicht den Kanter gefunden hatte – ein sächsisches Gedicht, sowie „Fliege mit mir in die Heimat“ und „Wahre Freundschaft“ erklungen ist, hat ein einheimischer Chor noch ein paar Lieder gesungen. Als Schlager-Taxi zu spielen begann, blieben wir noch alle in der Tracht, tanzten so Disco Fox und sogar Line Dance. Dabei ist den Amerikanern sichtlich das Herz aufgegangen.
Nordamerika und Siebenbürgen traut vereint: Line ...
Nordamerika und Siebenbürgen traut vereint: Line Dance in sächsischer Tracht. Foto: Steffi Kepp
Tag 12 – Nadine Konnerth: Am Donnerstag waren wir wieder auf dem Weg von Erie/USA zurück nach Kanada. Diesmal konnten wir ohne Probleme die Grenze überqueren. Die weiteren drei Stunden Busfahrt überbrückten wir wie immer mit Singen. Nach kurzem Zwischenstopp bei unseren Gastfamilien ging es zum für uns aufregendsten Auftritt des Kulturaustausches. Im Alpen Klub in Kitchener wurden wir herzlich empfangen. Zwei Schweine drehten sich am Spieß. Nach einer Einweisung, wie man sich das Essen holt, ließen wir uns es schmecken, ehe es direkt zum Wiederholen der Tänze ging. Da keine Musik vorhanden war, begleiteten wir uns selbst mit unserem eigenen Summen der Tanzmelodie, was nicht nur Stephanie Kepp vor Lachen die Tränen in die Augen drückte. Nach schnellem Umziehen gaben wir in unserem Programm das Beste. Wir verabschiedeten uns mit Tränen von denjenigen, die wir am nächsten Tag bei der Abreise nicht mehr sehen würden. Da erst realisierte man, dass diese wunderschöne, unvergessliche Zeit zu Ende ging.
Die Kulturgruppe bei ihrem letzten Auftritt in ...
Die Kulturgruppe bei ihrem letzten Auftritt in Kitchener/Kanada.
Tag 13 – Doreen & Robin Bartesch: Der letzte Tag war ganz entspannt, da wir erst um 14.30 Uhr vom Transilvania Club losgefahren sind. Beim Abschied wurde viel geweint und es wurden auch Abschiedsfotos gemacht. Es war schön zu sehen, wie viel wir doch mit den Kanadiern sowie mit den Amerikanern erlebt haben. Das Highlight des Tages war, als wir dann im Flugzeug in Toronto saßen und anfingen, „Fliege mit mir in die Heimat“ zu singen. Die Leute um uns herum haben zwar komisch geguckt, aber das war uns egal. Es waren für uns zwei tolle Wochen, in denen wir viele neue Bekanntschaften sowie Freundschaften geschlossen haben, viele unbeschreibliche Dinge gesehen und erlebt haben, und wo wir mal sehen konnten, wie die Menschen auf einem anderen Kontinent unsere Tradition der Siebenbürger Sachsen weiterführen. An diese Erlebnisse werden wir uns alle noch das ganze Leben lang erinnern.

Zusammenfassung – Angela Thiess: Bei unserer Amerikareise mussten wir ausprobieren, wozu unsere Körper in der Lage sind und was sie aushalten. Hier ein kleiner Ausschnitt aus unserem Survival-Tagebuch: „Ankunft: Die Jugendtanzgruppe ist sehr erschöpft vom neunstündigen Flug. Am Flughafen mussten einige von uns feststellen, dass aus den Leitungen nur Chlorwasser kommt. Die Durstigen unter uns sind sehr verzweifelt, müssen aber zwischen Verdursten oder der Angst vor eventuell entstehenden Magenproblemen wählen. Der Großteil entscheidet sich fürs Durstig-Bleiben. Und das soll noch ewig so bleiben, bis wir eine Lösung finden – Bier!

Partys: Menschen aus Deutschland, vor allem aus Bayern trinken bekanntlich viel Bier. Das Problem war – es gibt dort kein Bier! Sie haben uns mit Bierflaschen geködert, in denen nur ‚Pischwasser‘ drin ist. Die netten Menschen aus Kanada haben uns reingelegt, um mit uns Party zu machen und um uns zu zeigen, dass man nicht viel Alkohol braucht, um zu feiern, wenn man sich in der richtigen Gesellschaft befindet. Das Bierproblem ist damit jedoch nicht gelöst, wir Soxen aus Deutschland brauchen Bier, um lange leben zu können! Dazu kommt aber noch eine Sache… Wo ist die Nacht auf einmal hin? Wir haben bisher so wenig geschlafen. Irgendetwas stimmt mit der Zeit nicht.

Ernährung: Vor lauter Müdigkeit sind wir nicht in der Lage, selbst jagen zu gehen, also werden wir von netten Menschen mit gutem Essen verwöhnt. Richtig lecker! Doch unsere Körper sind nicht an so viel Fett und Zucker gewöhnt. Es gab teilweise Desserts, von denen wir dachten, das wäre pure Diabetes zum Löffeln. Dazu kommt noch, dass wir so viel gegessen haben, dass mittlerweile ein Experiment entstanden ist: Wie viel passt in unsere Mägen und wie lange bleibt die Tracht beim Dinieren sauber? (Am Ende des Experiments sind wir so rund geworden, dass wir darauf achten mussten, nicht wegzurollen.)

Ausruhen: Wir haben mittlerweile den typischen runden Soxenbauch und fühlen uns wie Rentner. Sobald wir im Bus sitzen, schlafen wir einfach ein, dazu noch diese Klimaanlage, die uns fast einfriert. Dann geht man aus diesem narkotisierenden Bus raus und die Hitze haut einen fast um! Dass wir da nicht krank geworden sind, ist ein wahres Wunder. Zeit: Die Zeit ist wie im Flug vergangen, kaum angekommen, gibt es nur Stress. Um ein Beispiel zu nennen: Wir hatten einmal nur eine halbe Stunde Zeit zum Shoppen, weil schon der nächste Auftritt anstand. Das war für die Damen vielleicht ein Stress!“

Aber eines kann ich garantieren: Alle haben es überlebt und gesund überstanden, keiner wollte nach Hause, weil wir uns dort schon zuhause gefühlt haben. Wir alle vermissen die netten Gastfamilien und neuen Freunde, die wir dort gefunden haben. Es war einfach eine wunderschöne „Survival-Zeit“!
Müde (aber glücklich) in München: Nach zwei ...
Müde (aber glücklich) in München: Nach zwei Wochen Kulturaustausch kam die Gruppe zurück nach Deutschland. Foto: Steffi Kepp
Stephanie Kepp: Vielen Dank an alle Personen, die uns vor und während des Kulturaustausches begleitet haben, die uns finanziell, mental oder auch beim Üben unterstützt haben! Danke an unseren Hauptsponsor, die Michael-Schmidt-Stiftung, die sich um den siebenbürgisch-sächsischen Kulturerhalt und die Bildungsarbeit kümmert, das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen. Danke an Ingrid und Doris Hutter und Thomas Kellner, Roswitha Kepp und Annerose Konnerth, Erhard Fritsch (INDEX-Band) und Günther Zakel (Romanticas), Inge Alzner, Erika Bootsch (aus Ohio), die Carl-Wolff-Gesellschaft, DJO, Annette Folkendt, das Haus der Heimat Nürnberg, HOG Peschendorf, Werner Konnerth, Kreisverband Nürnberg, Metzgerei Dootz, Metzgerei Mooser, Prof. Dr. rer. Nat Doris Kloor und Wilhelm Kloor, Raumausstattung Erhard, Rokestuf München, Siebenbürgische Jugendtanzgruppe München, SJD, Tanzgruppe Aschaffenburg, die Eltern und Partner der Jugendtanzgruppe und Schlager-Taxi sowie an den Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., der uns für diesen Kulturaustausch als Vertreter ausgewählt hat.

Schlagwörter: Heimattag, Nordamerika, Kulturgruppen

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Neueste Kommentare

  • 25.07.2014, 14:19 Uhr von AW-Nösen: Super Artikel!- Wir sind stolz auf Euch. Ich lade Euch bereits jetzt- dann habt Ihr Zeit zum ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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