18. Mai 2007

Oettinger Schüler auf Studienfahrt in Siebenbürgen

Bereits zum zweiten Mal hat eine Schülergruppe des Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasiums eine Studienfahrt nach Siebenbürgen, in das neue EU-Land Rumänien, unternommen. Zusammen mit ihren Begleitlehrern Pfarrer Paul Sattler und Günther Schmalisch begaben sich 32 Schülerinnen und Schüler aus der neunten Klasse auf die fast 1 500 Kilometer lange Reise, die sie in eine Welt voller prägender Kontraste führte.
Schon bald nach dem Überqueren der Grenze zu Rumänien bot sich den Reisenden ein sehr kontrastreiches Landesbild, das auch in den kommenden Tagen bestimmend bleiben sollte: Modernes, westlich geprägtes Leben in den Städten auf der einen Seite und das gemächliche, traditionelle Leben in den Dörfern, in denen die Zeit seit vielen Jahrzehnten still zu stehen scheint, auf der anderen Seite. Ein Beispiel für das aufstrebende, moderne Rumänien ist die Europäische Kulturhauptstadt Hermannstadt.

Dechant Bruno Fröhlich mit Pfarrer Sattler und den Schülern bei der Begrüßung auf der Burg in Schäßburg.
Dechant Bruno Fröhlich mit Pfarrer Sattler und den Schülern bei der Begrüßung auf der Burg in Schäßburg.

Am ersten Tag erläuterte die Stadtführerin Andrea Domitru den Schülern sehr sachkundig und kurzweilig die Geschichte Hermannstadts, die vor allem durch die christlichen Konfessionen geprägt wurde. Heute wird in Hermannstadt an allen Ecken und Enden gebaut und renoviert, so dass eine gelungene Verbindung von Tradition und Moderne zu entstehen scheint. Wie wichtig die deutsche Sprache gerade für Jugendliche ist, erlebten die Oettinger bei einer spontanen Begegnung mit zwei jungen Mädchen, die sie in perfektem Deutsch ansprachen. Die Schülerinnen des Brukenthal-Gymnasiums haben nur nachmittags Unterricht. Das ist durch die Raumnot bedingt, erfuhr die Reisegruppe später von Schuldirektor Gerold Hermann, der sie in seiner Schule begrüßte. Die deutsche Sprache erhöht die Berufschancen entscheidend, was den großen Andrang auf die Schule erklärt. Neben dem Raumproblem nannte Hermann den Lehrermangel seine größte Sorge. Anschließend konnten die Oettinger Schüler den Unterricht in verschiedenen Fächern miterleben.

Die erste Exkursion ins Landesinnere von Siebenbürgen führte die Gruppe nach Schäßburg. Gleichzeitig war es eine Fahrt in die Jugendzeit von Paul Sattler, ging er doch dort selbst zur Schule. In der Partnerstadt Dinkelsbühls leben noch 613 Deutsche, erfuhren die Schüler von Dekan Bruno Fröhlich, der die Gäste herzlich begrüßte. Auf dem Schulberg hoch über der Stadt zeigte er ihnen die am besten erhaltene mittelalterliche Wehranlage Osteuropas.

Pfarrer Sattler erläutert der Oettinger Schülergruppe im Inneren der Wehrkirche in Birthälm das Gotteshaus und die Geschichte der Kirchengemeinde.
Pfarrer Sattler erläutert der Oettinger Schülergruppe im Inneren der Wehrkirche in Birthälm das Gotteshaus und die Geschichte der Kirchengemeinde.

In Birthälm, mit einer der besterhaltenen Wehrkirchen der Siebenbürger Sachsen, erlebte die Gruppe wieder den Kontrastreichtum des Landes: vom geschäftigen Leben in der Stadt zum sehr einfachen Leben auf dem Land. Auch die siebenbürgische Gastfreundlichkeit wurde den Schülern zuteil: In Kleinblasendorf lud sie Nicolae Marginian, ein Freund Paul Sattlers aus vergangenen Tagen, zum Grillfest ein. Zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter hatte er das Wohnzimmer ausgeräumt, um Platz zu schaffen für die Gäste und den aufgetischten Köstlichkeiten.

Die zweite größere Exkursion führte die Oettinger tief in die schneebedeckten Karpaten. Einen Höhepunkt bildete das von hohen Bergen umgebene Schloss Peles, die Sommerresidenz des Karl I. von Hohenzollern. Zum Schluss stand die drittgrößte Stadt Rumäniens auf dem Programm: Kronstadt, die Heimatstadt von Peter Maffay und Günther Bosch, dem ehemaligen Trainer Boris Beckers. Am Ende dieser erlebnisreichen Tage haben die Schüler nicht nur das neue Siebenbürgen, sondern auch einen Ausschnitt deutscher Geschichte kennen gelernt. Sie erhielten wertvolle Eindrücke von den Chancen und Problemen des modernen Europas, das zu gestalten und zu verwirklichen vor allem ihre Aufgabe sein wird.

Günther Schmalisch

Schlagwörter: Reise, deutsch-rumänische Beziehungen

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