31. Dezember 2021

70 Jahre Kreisgruppe Augsburg: Chronik des erfolgreichen siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaftslebens / Vorstellung der Kulturgruppen

Die Kreisgruppe Augsburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. begeht Ende 2021 ihr 70-jähriges Bestehen. Das Jubiläum ist Anlass und Grund zurückzublicken, innezuhalten, sich zu erinnern und bewusst zu werden, unter welchen besonderen Bedingungen alles begann, zu fragen, wo stehen wir heute, und sich in Dankbarkeit von Herzen zu freuen.
Trachtenträger der Kreisgruppe Augsburg beim ...
Trachtenträger der Kreisgruppe Augsburg beim Kronenfest 2011 im Pfarrgarten der St. Andreaskirche Augsburg. Foto: Hannelore Scheiber
In der Festschrift „70 Jahre. Für die Gemeinschaft einstehen“, 2019 herausgegeben vom Verband in München, erfahren wir, dass ca. 50000 Siebenbürger Sachsen, die es in den Nachkriegsjahren nach Deutschland verschlagen hatte, sich bemühten, Kontakt miteinander aufzunehmen und Strukturen aufzubauen, um einen gelungenen Neuanfang zu ermöglichen. Am 26. Juni 1949 wurde in München der Verband der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben gegründet. Im November 1951 gründeten Egon Baumann und weitere Mitstreiter und Landsleute im Wirtshaus „Grüner Baum“ am Milchberg in der Fuggerstadt den Ortsverband Augsburg. Mit den durch seine Verbandsarbeit in München gesammelten Erfahrungen im Gepäck, bereiste er viele Orte in Bayerisch-Schwaben, heute Regierungsbezirk Schwaben.

Es entstanden weitere Ortsverbände in Kempten, Kaufbeuren, Nördlingen und Donauwörth, die im Juni 1952 im „Bezirksverband Schwaben“ zusammengefasst wurden. Um die landsmannschaftliche Arbeit effektiver zu gestalten, wurde der Bezirksverband umgestaltet. Am 24. Juni 1956 wurde in einer einberufenen Landesvorstandsitzung in Kaufbeuren folgende Neugliederung beschlossen: Die Kreisverbände unterstehen dem Landesverband Bayern der Siebenbürger Sachsen mit der Geschäftsstelle in München. Innerhalb des Regierungsbezirks Schwaben werden vier Kreisverbände gebildet, deren räumlicher Bereich sich mit den Grenzen der Städte, Kommunen und Landkreisen deckt. Der Ortsverband Augsburg wird zum Kreisverband Augsburg, dazu gehören die Stadt Augsburg, Augsburg-Land, Friedberg, Schwabmünchen, Wertingen, Dillingen, Neuburg, Donauwörth und Nördlingen.

Augsburg, die über 2000 Jahre alte Fuggerstadt zwischen Lech und Wertach, ist im Laufe der Jahrzehnte neue Heimat für ca. 25000 Siebenbürger geworden. Das Bedürfnis, sich über ihre angestammte Heimat Siebenbürgen auszutauschen, Miteinander und Füreinander die Zukunft zu gestalten, partnerschaftliches Miteinander zum Wohle aller – das waren und sind wichtige Ziele. Wir alle wissen um die Verdienste und Bereitschaft der einheimischen Bevölkerung und deren Vertreter auf kommunaler, Kreis-, Landes- und Bundesebene. Nur mit ihrer Unterstützung haben wir in Form von „Hilfe zur Selbsthilfe“ die Beheimatung vollziehen können. Allen, die es uns ermöglicht haben, im Laufe der Zeit hier heimisch zu sein, gebührt Dank.
Kreisgruppe Augsburg beim Heimattag 1989 in ...
Kreisgruppe Augsburg beim Heimattag 1989 in Dinkelsbühl, Johann Gunesch, Horst Schunn und Uwe Maiterth (vorne, von links). Fotoarchiv Kreisgruppe Augsburg
Die Pflege und Förderung des kulturellen Erbes, der Wissenschaft, Kunst, Kultur, Sprache und der überlieferten Traditionen der Siebenbürger Sachsen sind und bleiben Identitätsstifter. Dafür setzt sich unser Verband in Zusammenarbeit mit Einrichtungen, die sich auch dieser Aufgabe widmen, ein. Toleranz, demokratisches Selbstverständnis und Gemeinschaftsinn, den die Siebenbürger Sachsen in ihrem „unsichtbaren Gepäck“ mitgebracht haben, zeugen von der Weitsicht dieser Generation.

1955 nahm erstmals eine siebenbürgisch-sächsische Trachtengruppe in der Fuggerstadt Augsburg anlässlich der Feierlichkeiten „1000 Jahre Schlacht am Lechfeld“ am Umzug teil und wurde mit ihren besonderen Trachten von den Zuschauern mit viel Beifall bedacht. Im selben Jahr wurde der „Kultur- und Siedlungsverein Adam Müller-Guttenbrunn“, eine Gemeinschaftsorganisation mit den Banater Schwaben und dem „Verein der Südostdeutschen aus Augsburg und Umgebung“ gegründet.

In der Verstreuung lebend suchte man Gleichgesinnte, um die Sorgen des Alltags, die Not um das tägliche Brot, Wohnraum, Arbeit, mit den vielen anderen Vertriebenen in Bayerisch-Schwaben leichter bewältigen zu können. Dem Siedlergedanken und den angebotenen Hilfen des Vereins ist es zu verdanken, dass mit gemeinsamer Zusammenarbeit das Richtfest für die ersten Eigenheime gefeiert werden konnte. Die Straßenbenennungen „Siedlerstraße“, „Siebenbürgerstraße“, „Banater Weg“ u. a. erinnern nachhaltig bis heute an die Erbauer.

Egon Baumann(1951-1955), Dr. Hans Lurz (1955-1957), Rolf Reiser (1957-1961), Albert Junk (1961-1963), Walter Kessler (1963-1967), Johann Gunesch (1967-1977), Uwe Maiterth (1977-1989), Gottfried Schwarz (1989-1993), Jürgen Scheiber (1993-2008), Gottfried Schwarz (2008-2016) und Helmut Schwarz (seit 2016) sind die neun Vorsitzenden der Kreisgruppe Augsburg während den 70 Jahren. Seit 2008 ist Jürgen Scheiber Ehrenvorsitzender der Kreisgruppe Augsburg.

„Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat“ (1. Petrus 4,10) – mit diesem Bibelspruch sei den gesamten Vorständen für ihren ehrenamtlichen Einsatz gedankt. Alle stellten unter Beweis, dass sie es als ihre Aufgabe und Verpflichtung betrachten, das geistige und kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen unter veränderteren Bedingungen zu erhalten, sich für die Fortführung der jahrhundertealten Geschichte Form einzusetzen.

„Tradition ist bewahrter Fortschritt, Fortschritt ist weitergeführte Tradition“ (Carl Friedrich von Weizsäcker) – unter diesem Leitsatz entfaltet die Kreisgruppe Augsburg, die viertgrößte im Verband, ihre vielseitigen Tätigkeiten. Anhand kurzer Steckbriefe werden im Folgenden die Kulturgruppen der Kreisgruppe Augsburg vorgestellt.
Siebenbürger Chor und Tanzgruppe Augsburg beim ...
Siebenbürger Chor und Tanzgruppe Augsburg beim Kulturaustausch in Kanada 1983

Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg

Die „älteste“ aktive Gruppe in Augsburg ist die Tanzgruppe. Sie wurde von Hannelore Maiterth im Oktober 1978 in der Gaststätte „Wiener Neustadt“ gegründet. Viele junge Siebenbürgerinnen und Siebenbürger fanden sich regelmäßig zur Tanzprobe ein und bald hatte die Gruppe ihre ersten Auftritte bei Bällen, Veranstaltungen der Kreisgruppe Augsburg und anderer Kreisgruppen. Auftritte bei den Ostdeutschen Kulturtagen folgten und als ein Höhepunkt ist die Reise nach Kanada 1983 zu werten. Durch den steten Zuwachs wurde bald eine „Jugendtanzgruppe“ gegründet, die nach und nach in die bestehende Tanzgruppe integriert wurde. Die Teilnahmen an den siebenbürgischen und europäischen Volkstanzwettbewerben, den „Europeaden“ in Belgien, Spanien, Frankreich usw. trugen zum Erfolg der Gruppe bei. Nur wenige siebenbürgische Tanzgruppen binden, so wie Augsburg, die verschiedenen Elemente wie Gesang, Platteln, Paschen in die Tänze mit ein. Seit über 20 Jahren ist die Tanzgruppe verantwortlich für das Gelingen des traditionellen Kronenfestes, wo allein mit Manneskraft der Stamm erklommen werden muss. Die Tanzgruppenleitung übernahm 1990 Hannelore Scheiber, später Gerlinde Theil und dann Helmut Schwarz. Er leitete die Gruppe über zweieinhalb Jahrzehnte, später zusammen mit Ute Bako und danach mit Udo Schneider. 2019 ging die Leitung an Udo Schneider und Frank Orend über. Seit Herbst 2021 leiten Lisa Spielhaupter und Frank Orend die Tanzgruppe.

2018 feierte die Tanzgruppe Augsburg ihr 40-jähriges Bestehen. Über 250 Tänzerinnen und Tänzer haben in diesem Zeitraum aktiv mitgewirkt. Ein Höhepunkt der letzten Jahre war der Auftritt auf dem Großen Siebenbürgerball im Januar 2020 in München. Hier zeigte sie mit „A Tribute to Queen“ eine aufwändige Showeinlage zu den Liedern der britischen Rockband. Coronabedingt waren die Aktivitäten der Tanzgruppe in den letzten zwei Jahren stark eingeschränkt, die Gemeinschaft wurde durch digitale Treffen und Aktionen am Leben erhalten.

Siebenbürger Chor Augsburg

Die Chorgründung geht auf das Jahr 1981 zurück. Auf Initiative von Hannelore und Uwe Maiterth fanden sich 23 Sängerinnen und Sänger im November 1981 im Gasthof „Zur Post“ in Augsburg-Lechhausen zusammen, um unter der Leitung von Siegfried Krempels das siebenbürgisch-sächsische und deutsche Liedgut zu pflegen. Der Chor trat erstmals bei der Gründungsfeier der Kreisgruppe Passau am 24. April 1982 auf und unternahm, zusammen mit der Tanzgruppe, eine zweiwöchige Reise nach Kanada im August 1983. Gemeinsam mit der Tanzgruppe und der Kindergruppe beteiligte sich der Chor am Trachtenumzug zur „2000-Jahr Feier der Stadt Augsburg“ am 30. Juni 1985.

Der Chor sang unter dem Chorleiter Siegfried Krempels erstmals am Pfingstsamstag 1986 im großen Festsaal der Schranne in Dinkelsbühl bei der Eröffnung des Heimattags der Siebenbürger Sachsen.

Im Jahr 1990 übernahm Hans Grau die Chorleitung. In diesem Jahr freuten sich alle über Nachwuchs aus Siebenbürgen. 1998 bis 2005 übernahm Michael Kutscher den Taktstock des Chores. Seine Nachfolgerin wurde 2005 Elisabeth Schwarz. Altersbedingt verabschiedete sie sich 2021, nach 16 Jahren, als Dirigentin. Im Rahmen der 65-Jahr-Feier der Kreisgruppe beging 2016 der Siebenbürger Chor sein 35-jähriges Jubiläum. 2021 wurde das 40-jährige Jubiläum gefeiert.
Jürgen Scheiber mit der Trachtengruppe der ...
Jürgen Scheiber mit der Trachtengruppe der Kreisgruppe Augsburg beim Schwaben­umzug 2006 in Augsburg. Foto: Hannelore Scheiber

Kinder-Kulturgruppe

Im Herbst 1983 gründete Helga Schwägele mit Kindern zwischen 3 und 12 Jahren eine Kinder-Bastelgruppe, aus der eine kulturell interessierte Jugendgruppe wurde. Hier wurde gebastelt, musiziert, gesungen, getanzt, Theater gespielt und dabei besonders das siebenbürgische Kulturgut gepflegt. Die Gruppe übernahm die musische Gestaltung bei Festveranstaltungen der Stadt Augsburg, der verschiedenen Pfarrgemeinden, der Kreisgruppe, anderer Landsmannschaften sowie in Vereinen und in Schulen. Bei den musisch-kulturellen Spielen der DJO (Deutsche Jugend in Europa) erhielt die Kinder-Kulturgruppe 1988 auf Landesebene den ersten Preis und auf Bundesebene den zweiten. Im Rahmen des Jugendaustausches der DJO fanden jährlich von 1990-1994 freundschaftliche Begegnungen mit einer Jugendgruppe aus Fünfkirchen (Pécs) statt. Für Helga Schwägele war es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Gruppenzusammengehörigkeit und Freundschaft bei gemeinsamen Ausflügen und Freizeitunternehmungen stärken konnten. Aus der Kinder-Kulturgruppe entstanden die Kindertanzgruppe und der Jugendchor.

Seniorenkreis Augsburg

In den frühen 80er Jahren reifte bei Pfarrer i.R. Friedrich Maiterth der Gedanke, die im Stadt- und Landgebiet Augsburg verstreut lebenden älteren Siebenbürger zusammenzuführen, um einmal im Monat gemeinsam schöne Stunden zu verbringen. Anlaufpunkt waren die in der St. Johannes Kirche in Augsburg-Oberhausen von Pfr. Maiterth gehaltenen Gottesdienste nach siebenbürgischer Liturgie. Unterstützt vom Vorstand der Kreisgruppe Augsburg, Uwe und Hannelore Maiterth, wurde 1984 die Möglichkeit gefunden, die gemeinsamen Stunden im Gemeindesaal der Auferstehungskirche in Augsburg-Hochzoll zu verbringen. Dem Leiter des Seniorenkreises stand ein Helferteam zur Seite. Dieses übernahm Erna Szilagyi 1990 (bis 2015) von ihren Vorgängern Berta Ludwig, Johann Gunesch und Erhard Klein. Pfr. Maiterth war für die inhaltliche Gestaltung (Lesungen, Musizieren, Diavorträge, Reisen) zuständig. 1984 besuchten 20 bis 40 Mitglieder monatlich den Seniorenkreis, heute sind es bis zu 150 begeisterte Teilnehmer. Wolfgang Binder übernahm 2007 die Stafette von Pfr. Maiterth und überreichte diese 2014 an Josef Vetro. Katharina Rill unterstützte die Verantwortlichen bei der Durchführung der Reisen. Sie überbrückte im Januar 2018 die durch den Todesfall von Josef Vetro entstandene Vakanz. Seit 2015 sind Erika und Helmut Gohn mit einem Team für den hauswirtschaftlichen Bereich zuständig und bewältigen die Anforderungen mit Bravour. Im Januar 2019 übernahmen Hannelore und Jürgen Scheiber die Gestaltung des Seniorenkreises. Vor- und Nachbesprechungen werden in enger Zusammenarbeit mit dem Hauswirtschaftsteam erledigt. Am 10. März 2020 konnte, kurz vor der Corona-Pandemie, mit 150 Gästen ein gelungenes Fest zum 35-jährigen Bestehen gefeiert werden.

Handarbeitsgruppe Augsburg

Bei einem Informationsnachmittag zum Thema Tracht, organisiert 2004 von der Kindertanzgruppe Augsburg unter Leitung von Rosemarie Schwarz, entstand der Gedanke, eine Handarbeitsgruppe zu gründen. Das Interesse und die Notwendigkeit, sich eingehend mit der siebenbürgisch-sächsischen Stickerei zu befassen, bestanden schon seit langem. Bei den monatlichen Treffen werden Trachten oder fehlende Trachtenteile angefertigt oder veraltete Teile renoviert. Viele der älteren Frauen begeistern die jungen Damen mit ihrem fachkundigen Wissen. Es werden Stickmuster wie Kreuzstich, Stielstich, Kettenstich und Schlingenstich gelehrt. Natürlich müssen das richtige Garn, Motiv und auch der richtige Stoff ausgesucht werden. So wurden Einbände für die Chormappen, Trachtenbeutel für die Tanzgruppe und weiße Trachtenröcke, Duftsäckchen, Männerhemden angefertigt. Genauso unterstützt die Handarbeitsgruppe die Kreisgruppe Augsburg bei zahlreichen Aktivitäten wie Muttertags-, Weihnachtsgottesdienst oder Kronenfest. Gerne genießt man zwischendurch auch einen gemütlichen Nachmittag mit Stadtrundgang in unserer schönen Stadt Augsburg. Der rege Austausch und die vielen Ideen sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Adelheid Kellinger leitet den Handarbeitskreis seit dessen Gründung 2004.

Weitere Informationen über die Kulturgruppen, die hier kurz vorgestellt wurden, finden Sie auf der Homepage der Kreisgruppe Augsburg unter www.kreisgruppe-augsburg.de.
30-jähriges Jubiläum der Theatergruppe Augsburg. ...
30-jähriges Jubiläum der Theatergruppe Augsburg. Foto: Hannelore Scheiber

Siebenbürgisch-sächsische ­Theatergruppe Augsburg

Die „Siebenbürgisch-sächsische Theatergruppe Augsburg“ wurde 1989 von Maria Schenker gegründet und wird seither erfolgreich von ihr geleitet. Die Mitglieder, vom Schulkind bis zum Senior, stammen aus verschiedenen siebenbürgischen und Banater Ortschaften. Die generationsübergreifende Zusammenarbeit und Hilfestellung, ähnlich wie in einem Familienverbund, ist das Erfolgsrezept der über 30-jährigen Kontinuität dieser Theatergruppe. Garant dafür ist Maria Schenkers profundes Wissen über das siebenbürgisch-sächsische Brauchtum und die Trachtenpflege. Ziel der Theatergruppe ist der Erhalt des Laienspiels in Mundart, des Liedguts und Brauchtums. In 32 Jahren haben ca. 125 begeisterte Landsleute mitgewirkt.

Das Theaterstück „De Breokt vun Urbijen“, Verfasser unbekannt, wurde ab 1995 über 20 Mal erfolgreich aufgeführt und brachte der „Siebenbürgisch-sächsischen Theatergruppe Augsburg“ viel Anerkennung. Die Theatergruppe begeisterte ihr Publikum bei 143 Vorstellungen von Augsburg bis Berlin und bei Gastspielreisen in Siebenbürgen. Zum Repertoire gehören Theaterstücke und Sketche von siebenbürgisch-sächsischen Mundartautoren wie Anna Schuller-Schullerus, Otto Reich, Hans Lienert, Maria Haydl, Heinrich E. Bretz, Dr. Egon Machat, Grete Lienert-Zultner und Frida Binder-Radler und auch anonymen Schreibern, die teilweise von Maria Schenker überarbeitet oder in Mundart bearbeitet wurden. Für ihren unermüdlichen Einsatz und Anerkennung ihrer Leistung wurde Maria Schenker anlässlich der 25-jährigen Jubiläumsfeier am 17. Januar 2015 im Kolping-Saal in Augsburg mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Verdienstabzeichen „Pro Meritis“ des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V. ausgezeichnet.

Das Singspiel „Bäm Brännchen“, von Grete Lienert-Zultner wurde von der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland beim Heimattag 2016 in Dinkelsbühl und beim Sachsentreffen 2017 in der Sommerresidenz in Freck unter der Regie von Maria Schenker aufgeführt. Unterstützt wurden beide Veranstaltungen von den Helfern der Augsburger Theatergruppe. Für deren Organisation war Ute Bako verantwortlich.

Am 18. Januar 2020 wurde im Beisein von vielen Gästen im Barbarasaal Augsburg das 30-jährige Jubiläum der Theatergruppe Augsburg gefeiert. Im September 2021 gestierte die Theatergruppe beim 31. Sachsentreffen in Großau und Zeiden zur Freude aller Beteiligten.
Siebenbürgische Kindertanzgruppe Augsburg am 17. ...
Siebenbürgische Kindertanzgruppe Augsburg am 17. Oktober 2021 bei der Lechhauser Kirchweih. Foto: Nikolaus Dornstauder

Siebenbürger Blaskapelle ­Augsburg e.V.

Bedingt durch die massenhafte Auswanderung der Sachsen aus Siebenbürgen, verzeichnete die Kreisgruppe Augsburg ab 1990 einen spürbaren Zuwachs an Mitgliedern. Gottfried Schwarz, Vorsitzender der Kreisgruppe, erkannte die Zeichen der Zeit. 1991 ergab sich die Möglichkeit, Johann Rheindt und Horst Wonner bei der Gründung der Siebenbürgischen Blaskapelle Augsburg zu unterstützen. Johann Rheindt übernahm die musikalische Leitung der anfangs 15 Mitglieder, während Horst Wonner für die Notenbeschaffung sorgte. Instrumente waren teilweise vorhanden, weitere wurden aus Siebenbürgen gebracht oder mit finanzieller Unterstützung der Kreisgruppe Augsburg angeschafft.

Nach wenigen Proben wurde im Juli 1992 der erste Auftritt bei einer Feier der Kreisgruppe Augsburg, dem Holzfleischessen (dem Vorläufer des heutigen Kronenfestes), bestritten. 1992 übergab Johann Rheindt den Dirigentenstab an Horst Wonner, 2003 folgte Helmuth Kraus, 2007 Roland A. Kühnl und seit 2013 dirigiert Siegfried Krempels die Kapelle. Schon 1994 wurde zusätzlich zur musikalischen Leitung ein Vorstand gewählt. Hermann Teutsch war erster Vorsitzender und führte dieses Amt bis zu seinem frühen Tod 2006. Seither leitet Gerhard Weber als Vorsitzender die Geschicke der Blaskapelle. Im Laufe der bald drei Jahrzehnte begleitet die Siebenbürgische Blaskapelle Augsburg (SBA) die kulturellen Auftritte der Kreisgruppe und ist weit darüber hinaus aktiv. Mai- und Feuerwehrfeste, Umzüge zum Plärrer in Augsburg und Heimattag in Dinkelsbühl, Kronenfeste, Gottesdienste u.a. werden musikalisch mitgestaltet. Seit 2008 als eingetragener Verein „Siebenbürger Blaskapelle Augsburg e.V.“ organisiert, ist sie Mitglied im Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und im Allgäu-Schwäbischem-Musikbund (ASM). Kontakt: www.siebenbuerger-blaskapelle-augsburg.de.

Da Capo Chor

Der Chor wurde als „Jugendchor“ am 5. März 1997 von Helga Schwägele gegründet und steht seither unter ihrer Leitung. Das siebenbürgische sowie Volks-und Kunstlied gehörten zum Repertoire genauso wie die Pop-Musik. Blockflöten, Querflöten und Gitarren begleiten den Gesang. Der Chor gestaltet das Kulturleben der Kreisgruppe ständig mit. Die Chorproben finden wöchentlich statt. Am 18. März 2007 feierte der Chor sein zehnjähriges Jubiläum. Seit 2006 trägt der Chor den Namen „Da Capo“. Im Rahmen eines kulturellen Nachmittags der Kreisgruppe feierte der Da Capo Chor 2017 sein 20-jähriges Jubiläum.
Tanzgruppe Augsburg beim Kronenfest 2019. Foto: ...
Tanzgruppe Augsburg beim Kronenfest 2019. Foto: Arnold Schneider

Siebenbürgische Kindertanzgruppe Augsburg

Im September 2002 wurde die Kindertanzgruppe auf Initiative von Rosemarie Schwarz ins Leben gerufen. Der erste Auftritt erfolgte am Kathreinenball im gleichen Jahr. Ziel der Gruppe ist es, traditionell in Tracht zu tanzen, aber auch auf moderne Tänze einzugehen. Aufgrund des großen Zulaufs wurde Ute Bako im Jahr 2003 um Unterstützung bei der Tanzgruppenleitung gebeten. Später halfen die Jugendlichen Vivien Kellinger, Nathalie Schwarz, Birgit und Eveline Teutsch mit. Beim Fasching 2004 und 2005 wurden eigene Kreationen gezeigt, die beim Publikum sehr gut ankamen und daher in den folgenden Jahren weitergeführt wurden. Tatkräftig unterstützt werden sie dabei von den Eltern der Tanzgruppenmitglieder. Um den jungen Leuten im Konfirmandenalter den Übergang in die Tanzgruppe Augsburg flexibel zu ermöglichen, kommt zeitweise für sie die Zwischenstufe der Schüler- und Jugendtanzgruppe zum Tragen. 2017 feierte die Kindertanzgruppe ihr 15-jähriges Bestehen. Geleitet wird die Kindertanzgruppe seit Mai 2019 von Sandra Bruss und Helmut Schwarz. Vermehrt werden Tänze aus Siebenbürgen ins Repertoire aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit den Kulturgruppen der Kreisgruppe, insbesondere der Tanzgruppe Augsburg, ist eine wichtige Voraussetzung, um die Kontinuität innerhalb unserer Gemeinschaft zu gewährleisten.

Kultur- und Öffentlichkeits­arbeit

Die kulturelle Öffentlichkeitsarbeit ist im Laufe der Jahre gewachsen und das dank vieler ehrenamtlicher Mitstreiter. Seit 1990, als der Exodus aus Siebenbürgen verstärkt einsetzte, hatte die Kreisgruppe das Glück, in Augsburg eine Anlaufstelle für Aussiedler aus Siebenbürgen zu bekommen. Das Büro wurde von vielen neu angekommenen Landsleuten genutzt und bereicherte das Gemeinschaftsleben in Augsburg. Die Kulturgruppen erhielten regen Zuwachs, in diesen Jahren wurden die Blaskapelle und Theatergruppe gegründet.

1996 wurde das Kulturreferat der Kreisgruppe mit Maria Schenker, Horst Mayer (bis 2011) und Wilhelm E. Roth (bis 2007) besetzt. Die fachkundige Kennerin Maria Schenker setzt sich beherzt für die Brauchtumspflege ein. Horst Mayer, Kunstmaler aus Kronstadt, organisierte in Augsburg Ausstellungen mit eigenen Aquarellen, z.B „und zögernd bröckelt der Stein“ oder „Das Burzenland“, die in der Galerie des Standesamtes Augsburg von Hans Bergel eröffnet wurde.

1989 wurde in Augsburg das Bukowina-Institut gegründet. W. Roth regte beim Leiter des Instituts, Dr. Ortfried Kotzian, die Vortragsreihe „Die Deutschen in Rumänien“ an. Er gab auch 1994 den Anstoß zur Wiederbelebung der sächsischen Mundartdichtertreffen in Deutschland. 1997 gründete er die Vortragsreihe „Verständnis füreinander“. 2011 wurde Wilhlem E. Roth mit dem Verdienstabzeichen „Pro Meritis“ geehrt. Seit 2004 wirkt Annemarie Klein im Kulturreferat mit, um Veranstaltungen und weitere Vorträge für die Augsburger zu gestalten.

Kreisgruppe und Kirche

Vom 8.-9. Oktober 2005 wurde das doppelte Jubiläum 475 Jahre Augsburger Bekenntnis (A.B.) und 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden in der evangelischen St. Anna Kirche in Augsburg gefeiert. In langfristiger Zusammenarbeit mit der Stadtdekanin Susanne Kasch, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR), Jürgen und Hannelore Scheiber von der Kreisgruppe Augsburg konnten die Feirlichkeiten gut vorbereitet werden. Für den zweitägigen Besuch des Bischofs der EKR D. Dr. Christoph Klein aus Hermannstadt stellte uns die Stadtdekanin Kasch dankenswerterweise ihre Kirche zur Verfügung. Im Kreuzgang der St. Anna Kirche wurde die Ausstellung „Wirkungsgeschichte des Augsburger Bekenntnisses in Siebenbürgen“ von Wilhelm Roth eröffnet.

Am ersten Tag hielt Bischof Christoph Klein einen Vortrag (musikalisch umrahmt von der „Lidertrun“ und mit anschließendem Stehempfang im Annasaal), am Sonntag predigte er in der vollbesetzten Kirche.

2017, im Jahr des Reformationsjubiläums, initiierte die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) das Projekt „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“. Bischof Reinhart Guib hielt die Festpredigt am 4. Oktober 2017 in St. Anna. Danach wurde das zehnte Apfelbäumchen auf dem Augsburger UniCampus im Beisein von Bayerns Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger, Bischof Reinhart Guib und Pfarrer Wilhelm Maiterth von der EKR sowie dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Augsburg, Helmut Schwarz, und dem Ehrenvorsitzenden Jürgen Scheiber gepflanzt.

Zu den jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen der Kreisgruppe gehören die Gottesdienste in Kirchengemeinden. Ein großes Dankeschön geht an das Dekanat Augsburg für die Beherbergung in den Kirchengemeinden und die gute Zusammenarbeit mit den Pfarreien. Der Muttertaggottesdienst und das Kronenfest werden in der Kirchengemeinde St. Andreas im Herrenbachviertel gefeiert. Seit Jahrzehnten finden in der Johanneskirche in Oberhausen der Reformationsgottesdienst und Adventsgottesdienst statt.

Seit 1983 haben unsere Kulturgruppen (Chor, Tanzgruppe, Kindergruppe, Jugendchor und Seniorenkreis) eine dauerhafte Aufenthaltsmöglichkeit im Gemeindehaus der Auferstehungskirche in Hochzoll.

Kreisgruppe und Stadt Augsburg

Der Augsburger Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl ermöglichte im Februar 2014 den Landsmannschaften der Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und der Deutschen aus Russland eine neue Bleibe im Haus der Begegnung. Mit Annemarie Klein war die Kreisgruppe Augsburg, über den Bund der Vertriebenen, von 2010-2017 im Beirat für „Integration, Migration und Aussiedlerfragen“ der Stadt Augsburg vertreten. In den sieben Jahrzehnten bewahrheiten sich die Zeilen von Rose Ausländer: „Es ist alles anderes geworden./ Oder, wir sind es, die anders wurden./ Oder ist alles Andere, anders, als wir es sehen.“ Durch Aufein­anderzugehen und sich Begegnen konnte das Zusammenleben in Augsburg gelingen. „Gott erhalt Ech.“

Hannelore Scheiber

Schlagwörter: Kreisgruppe, Augsburg, Bayern, Jubiläum, Chronik, Kulturgruppen

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