5. April 2022

Geheimsache Kanal – zur Aussiedlung der Rumäniendeutschen

Am 15. Februar lud die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Kooperation mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, zum Vortrag „Die Geheimsache Kanal“ ein. Dr. Paul Bagiu thematisierte in seinem Vortrag die staatlich vermittelte Aussiedlung Rumäniendeutscher in die Bundesrepublik Deutschland von 1968 bis 1989 unter markttheoretischen Gesichtspunkten.
Bundeskanzler Helmut Schmidt (links) besuchte am ...
Bundeskanzler Helmut Schmidt (links) besuchte am 6.-7. Januar 1978 den rumänischen Präsidenten Nicolae Ceaușescu in Bukarest. Online-Fotoarchiv des rumänischen Kommunismus (Fototeca online a comunismului românesc), Wikimedia Commons
Der Vortrag wurde coronabedingt als Videokonferenz über ZOOM und als Livestream per YouTube übertragen. Über 40 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten allein über ZOOM die spannenden Erläuterungen des Autors und stellten viele Fragen, denn die Thematik war in dieser Ausführlichkeit den meisten bislang unbekannt. Das Kernthema des Vortrags waren die streng geheimen Verhandlungen zur legalen Ausreise von Angehörigen der rumäniendeutschen Minderheit in die Bundesrepublik Deutschland. Die beiden Regierungen in Deutschland und Rumänien kamen zu der Übereinkunft, einer begrenzten Anzahl an Personen die Ausreise zu ermöglichen, indem Deutschland sich dazu verpflichtete, eine Entschädigungsleistung pro Kopf zu zahlen. Diese Leistungen bestanden sowohl in monetären Zuwendungen als auch in materiellen Gütern. Das zugrunde liegende humanitäre Ziel auf deutscher Seite war die Zusammenführung von rumäniendeutschen Familien, die nach 1945 auseinandergerissen wurden. Die Verhandlungen im Hinblick auf eine Ausreisegenehmigung beinhalteten auch die dauerhafte Entlassung aus der rumänischen Staatsbürgerschaft und damit auch die Entbindung von jeglichen Forderungen seitens des rumänischen Staates. Hinsichtlich der Auswahl der Personen, die in Deutschland einreisen durften, gab es auf deutscher Seite keine Kriterien hinsichtlich von Bildungsstand, Beruf, Alter oder sonstigen Merkmalen. Dr. Bagiu skizzierte in seinem Vortrag ein umfassendes und detailgetreues Bild eines Regimes, das bereit war einen Teil seiner Bevölkerung für seine Interessen einzutauschen. Danke an den Referenten für die spannende Zeitreise und die geduldige Beantwortung der Fragen. Mein Dank gehört weiterhin den Organisatoren der Veranstaltung und dem Technikteam.

Dieses war die erste Veranstaltung der Landesgruppe NRW, die auch live über mehrere Internetkanäle ge­streamt wurde. Auf dem YouTube-Kanal von Siebenbuerger.de wurde der Vortrag mittlerweile über 2300 Mal aufgerufen (Stand 14. März 2022), wo er auch weiterhin abrufbar ist: https://www.youtube.com/watch?v=GPK0JRbGb_A.

Winfried Göllner

Schlagwörter: Landesgruppe, Nordrhein-Westfalen, Vortrag, Aussiedlung, Politik, Bericht

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