15. Juli 2022

Kreisgruppe Regensburg: Bizikeltour an der Donau

In Bogen bei Straubing, im Hof von Familie Waedt, versammelten wir uns, um in Fahr-gemeinschaften nach Niederranna in Österreich weiterzufahren. Wir, die 20 Teilnehmenden der Bizikeltour vom 8. bis 11. Juni, waren eine buntgemischte Truppe aus drei Kreisgruppen im Alter zwischen neun und 71 Jahren und kamen aus Straubing, Regensburg, Augsburg und Rosenheim. Die Idee zu dieser Radtour hatte unser Kreisgruppenmitglied Pfarrer Johannes Waedt, Militärseelsorger, der mit „seinen“ Soldaten schon sehr viele Rüstzeiten organisiert hat und dadurch viele schöne Ausflugsziele und Gegenden kennt. Unterstützt wurde er bei der Durchführung dieses Vorhabens von dem Vorstand unserer Kreisgruppe. Obwohl wir aus un-terschiedlichen Gegenden Bayerns kamen, wuchsen wir ganz schnell zu einer wunderbaren Gemeinschaft zusammen.
Von Niederranna fuhren wir am ersten Tag 26 km bis zur Herberge in Exlau, unserer ers-ten Station auf der geplanten Tour, die uns über Linz und Traun nach St. Gilgen an den Wolfgangsee führen sollte. Unsere Unterkunft lag außerhalb des Ortes Exlau in traumhaft schöner Kulisse an der ruhig dahinfließenden Donau, umgeben von Bergen, deren Gipfel in der Abendsonne leuchteten. Uns wurde an einer Tafel unter einem Kastanienbaum ein köstliches Essen serviert, das sogar die Vegetarier unter uns schwach werden ließ und zum Fleischessen verleitete. Den ersten Tag unserer Tour hatten wir mühelos geschafft, der Weg führte bei herr-lichem Wetter immer entlang der Donau, zweimal setzten wir mit der Fähre über. Wir waren glücklich, einen so schönen Tag erlebt zu haben. Dem gemeinsamen (Lob-)Singen stand nichts mehr im Wege. Ab und zu ölte ein Schnäpschen oder ein Likörchen unsere Stimmen, so dass wir bis spät am Abend draußen saßen, erzählten, lachten, sangen.

Auch der zweite Tag begann schwungvoll im Hinblick auf unsere Stimmung, die Wet-tervorhersage war weniger hoffnungsvoll, Regen war angesagt. Ausgerüstet mit Regenbeklei-dung stiegen wir trotzdem mutig auf die Räder und fuhren Richtung Linz los. Es dauerte nicht lange, und der Himmel öffnete seine Schleusen für Stunden. Es blieb uns nichts anderes übrig als weiterzufahren, kleine Pausen wurden nur eingelegt, um uns zu sammeln und zu trinken. Kurz vor Linz war die Straße trocken, aber wir waren durchnässt und wollten so schnell wie möglich in unsere Unterkunft, eine Jugendherberge, die sich gefühlt auf dem höchsten Berg der Stadt befand. Den Weg durch die Straßen der Stadt mussten wir als Gruppe überwiegend zu Fuß, das Rad schiebend, zurücklegen. Müde und erschöpft kamen wir endlich oben an. Zum Glück erwarteten uns unsere drei Fahrer, Uwe Pfeiffer, Johannes Waedt und Albert Schneider, die während der Tour das Gepäck transportierten, mit Getränken und den Zimmerschlüsseln, so dass wir uns stärken und zügig frischmachen konnten.

Unsere Tour hatte neben der körperlichen Ertüchtigung, dem Feiern von Gemeinschaft und Andacht auch das Ziel, sich mit den jeweiligen siebenbürgischen Pfarrern und Landsleu-ten in Linz und in Traun zu treffen und auszutauschen. So war in Linz am späten Nachmittag eine Begegnung mit Pfarrer Andreas Hartig geplant, der sich über unseren Besuch sehr freute. Wir wurden herzlich mit Kaffee und besonders leckerem Erdbeerkuchen empfangen. Pfarrer Hartig stammt aus Bistritz und hat in Hermannstadt und Leipzig evangelische Theologie studiert. Zwölf Jahre war er in Heldsdorf und in Zeiden Pfarrer, bevor er im August 2021, auf der Suche nach neuen Herausforderungen, seinen Pfarrdienst in Linz antrat. Ein verspätetes, aber herzliches Geburtstagsständchen konnten wir ihm darbieten, bevor er sich zum Unterricht verabschieden musste. Am Abend kehrten wir in der Gastwirtschaft Alhartinger Hof in Leon-ding bei Linz ein, wo wir uns nach des Tages Anstrengung (45 km) stärkten und danach mit Liedern und Witzen für eine Bombenstimmung sorgten. Unser Wirt war ein Pfundskerl, der mit uns sichtlich auch seinen Spaß hatte.

Der dritte Tag verlief ruhiger, im Mittelpunkt standen die Begegnung mit Pfarrer Andrei Pinte im 11 km entfernten Traun und die Andacht in der dortigen evangelischen Kirche. Pfarrer Pinte beeindruckte uns mit seiner Geschichte: als Rumäne orthodox getauft und in Wurm-loch aufgewachsen, hatte er sich entschieden, evangelische Theologie zu studieren. Maßgelich beeinflusst hatte ihn das sächsische Kindermädchen, das seine Eltern, beide Ärzte, eingestellt hatten. Diese hatten die Entscheidung ihres Sohnes, zu konvertieren, respektiert, weil der Glaube letztlich eine sehr persönliche Sache sei, so Pfarrer Pinte. Er sitzt bereits auf gepackten Koffern, seine nächste Pfarrstelle wird in Villach in Kärnten sein.

Im Anschluss an diese Begrüßung feierten wir mit unserem Pfarrer Johannes Waedt eine Andacht, in der wir unsere Dankbarkeit für alles erlebte Schöne mit Gebeten und Liedern zum Ausdruck brachten. Danach nahmen wir noch einige Lieder auf, geistliche, weltliche, sächsische, deutsche. Diese werden voraussichtlich in den nächsten Wochen auf Radio Siebenbürgen zu hören sein. Im Gemeindehaus begrüßte uns danach der sehr engagierte Nachbarvater der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Traun, Dietmar Lindert. Er gab uns interes-sante Informationen zum dortigen sächsischen Gemeinschaftsleben. So zeigte er uns den Clubraum im evangelischen Gemeindehaus, der der Nachbarschaft als Probenraum und als Büro dient. Beeindruckt waren wir dort von dem riesigen Panorama-Foto, das die Nachbarschaft Traun in Tracht vor alpiner Kulisse zeigt, und von den Trachtenstiefeln, die als Raum-dekoration von der Decke hingen. Einige Frauen hatten für uns eine köstliche Gulaschsuppe zubereitet, die wir mit großem Genuss aßen. Die Gespräche mit ihnen und das Engagement unserer dortigen Landsleute, die alle schon in zweiter Generation in Österreich leben und sich so selbstverständlich zu Herkunft und Tradition bekennen, hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nach Kaffee und Kuchen machten wir uns auf den Weg zum letzten Ziel unserer Tour, nach St. Gilgen am Wolfgangsee. Hier befindet sich die Jugendherberge, die uns Obdach bot, direkt am See mit einer phantastischen Bergkulisse. Nach dem Bezug unserer Zimmer vesammelten wir uns bei schönstem Abendsonnenschein draußen am See. Wir bestellten zum Abendessen Pizzen und ließen uns gemütlich auf den Holzterrassen am Seeufer nieder. Bis tief in die Nacht saßen wir dort, sangen, tanzten, erzählten, lachten. Alle waren der Meinung: das ist so schön, das müssen wir wiederholen!

Am Samstag ließen wir es uns nicht nehmen, nach dem Frühstück und Auschecken, die 10 km zum Weißen Rössl am Wolfgangsee zu radeln. Mit der Fähre ging es über den See wieder zurück, die letzten Kilometer bis nach St. Gilgen wurden geradelt. Pünktlich mittags konnten die Räder alle sicher auf dem großen Radanhänger von Johannes Waedt festgezurrt und die Heimreise angetreten werden. Zurück in Bogen servierte uns Krimhilde Waedt auf ihrer großen und geräumigen Terrasse ein kühles Getränk und wir ließen die gemeinsamen Tage Revue passieren. Wir waren alle der Meinung, dass unsere Gemeinschaft etwas ganz Besonderes ist. Sie wollen wir auch in Zukunft hegen und pflegen. Die nächste Tour ist bereits in Sicht, diesmal könnte es ein Wanderwochenende im Bayerischen Wald werden. Im Namen aller Teilnehmenden bedanke ich mich bei unseren Fahrern, die uns und unser Gepäck sicher transportiert haben. Ohne diesen Einsatz wäre die Tour nicht durchführbar gewesen.

Susanne Mai

Schlagwörter: Regensburg, Aktivitäten, Radtour, Donau, Österreich

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