15. September 2022

Mundartaustausch in der Geiselhöringer Kreuzkirche

Angeregt durch Nachbarvater Helmuth Zink, organisierte der Vorstand der Gäubodener Siebenbürger Sachsen (Kreisgruppe Regensburg) ein kurzweiliges Treffen von Sachsen aus unterschiedlichen Herkunftsorten Siebenbürgens. Dadurch konnte eine bemerkenswerte Bandbreite der sächsischen Dialekte vorgestellt werden.
Mundarttreffen in Geiselhöring, von links nach ...
Mundarttreffen in Geiselhöring, von links nach rechts: Pfr. Johannes Waedt, Gustav Weber, Helmuth Zink, Rosemarie Pfeiffer, Erhard Seiler, Pfr. i.R. Hans-Heinz Fritsch und Pfr. Ulrich Fritsch.
In der Tat zählt man heute etwa 250 verschiedene Mundarten des Sächsischen – kein Wunder, wenn man nicht alle auf Anhieb verstehen kann. Allein für das Wort „Brot“ gibt es unzählige Ausdrücke, wie z.B.: Brid, Briud, Bruid. Fast jedes Dorf hatte seinen eigenen Dialekt. Woran liegt das? Die Vorfahren der Siebenbürger Sachsen kamen ursprünglich aus den Gebieten an Rhein und Mosel, aus Luxemburg, Köln und Trier. Es gab damals auch keine einheitliche Sprache dieser Erstkolonisten. Hinzu kamen noch etliche Lehnwörter der Nachbarvölker, wie Rumänen und Ungarn. Erst Martin Luther konnte durch seinen Katechismus eine „Deutsche Sprache“ einführen, die man sowohl in der Kirche als auch in der Schule verwendete. Daheim wurde natürlich weiterhin „Saksesch geried“.

Als ein Pfarrer aus Luxemburg im 18. Jahrhundert Nordsiebenbürgen besuchte, fiel ihm auf, dass er die Einheimischen mühelos verstehen konnte. Seither werden auf dem Gebiet der Sprachforschung Letzebuergesch mit den sächsischen Mundarten verglichen. Besonders Ortsnamen währen sehr lange und haben sich bis heute erhalten: Stolzemburg/Stolzenburg. Diese frappanten Ähnlichkeiten konnten die Besucher auch anhand von einem letzeburgischen Lied feststellen: „Et äs Kirmes äm Dorf“.

Erhard Seiler, ursprünglich aus Großau, ist Sachse und Landler und spricht daher schon mal zwei Mundarten. Das Landlerische stammt aus dem österreichischen Salzkammergut, woher die protestantischen Österreicher durch Kaiserin Maria Theresia nach Siebenbürgen vertrieben wurden. Gustav Weber aus der Ortschaft Durles las Gedichte vor: ein eindrucksvolles Beispiel, wie unterschiedlich die Mundarten Siebenbürgens sein können. Durles liegt nördlich von Mediasch im Kokeltal und der hier gesprochene Dialekt unterscheidet sich deutlich vom Hermannstädter oder den Burzenländer Dialekten.

Pfarrer i.R. Hans-Heinz Fritsch, der aus Bistritz stammt, erläuterte kurz die Geschichte der Nordsiebenbürger und deren Mundarten. Da er, wie alle anderen Redner, in seiner Mundart sprach, konnte man auch diese kennenlernen und auf sich wirken lassen.

Helmuth Zink, aus Großschenk ausgewandert, las kurzweilge selbstverfasste Gedichte und bereicherte dadurch die Veranstaltung. Die Beiträge aus ganz Siebenbürgen wurden durch sächsische Lieder ergänzt: „Af deser Ierd“, „Äm Hontertstreoch“ und „Mer wallen bleiwen, wot mer sen“.

Pfarrer Johannes Waedt beendete mit einer kleinen Andacht auf Sächsisch würdevoll die gelungene Premiere dieses Mundarttreffens, dem noch einige folgen werden. Durch das Programm führte Rosemarie Pfeiffer, die sich bei allen Referenten sowie dem Hausherrn, Pfarrer Ulrich Fritsch, bedankte und jeweils ein kleines Buchpräsent, u.a. „Saksesch Wält“, überreichte. Jürgen Schnabel von Radio Siebenbürgen sei recht herzlich für die Geduld und natürlich der Aufnahme des Treffens, das auch im Radio zu hören sein wird, gedankt. Referenten und Gestalter des MundarttreffensFür die kulinarischen Köstlichkeiten danken wir den Familien Roth, Schromm und Kolf.

Rosemarie Pfeiffer

Schlagwörter: Mundart, Regensburg, Gäuboden

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