26. März 2006

Rudolf Philipp - unermüdlicher Einsatz für die Gemeinschaft

Am 9. Februar 2006 verstarb Rudolf Philipp, dessen breites soziales Engagement seines Gleichen sucht. Der gebürtige Hetzeldorfer erwarb sich von 1953 bis 1957 als Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen große Verdienste in der landsmannschaftlichen Arbeit.
Geboren wurde Rudolf Philipp am 7. März 1912 in Hetzeldorf als Sohn des Georg Philipp und der Johanna, geborene Frank. In seinem ersten Lebensjahr übersiedelte die Familie nach Duisburg, weil der Vater, von Beruf Maschinenbau-Techniker, dort einen Arbeitsplatz angeboten bekam. Es brach der Erste Weltkrieg aus, dann die Zeit der Inflation. Die Großmutter aus Hetzeldorf rief die Familie zurück in die Heimat. Mutter und Sohn fuhren zurück, der schwerkranke Vater erst ein Jahr später. Als der Sohn zehn Jahre alt war, starb der Vater. Da er ein sehr guter Schüler war, schickte ihn seine Mutter aufs Gymnasium nach Mediasch und danach auf das Evangelische Landeskirchenseminar A.B. nach Hermannstadt. Am 1. September1935 trat er, sehr festlich von der Gemeinde empfangen, seinen Dienst als Rektor an der Volksschule in Draas an. Außer dem Unterricht in der Schule und Fortbildungsschule nahm er auch andere Aufgaben wahr: u. a. Pflege der Blasmusik mit den Adjuvanten, Kirchen- und gemischter Chor, Predigen in der Kirche an großen Feiertagen.

Rudolf Philipp
Rudolf Philipp
Am 23. August 1938 heiratete er die Lehrerin Herta Oczko. Im Mai 1939 wurde die Tochter Gertraud geboren und 1942 der Sohn Dieter, der schon im Alter von vier Jahren an einer schweren Krankheit starb. Ein Leben lang hat ihn die Trauer um diesen Sohn nicht verlassen. Inzwischen war er Schulleiter in Henndorf geworden.

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Rudolf Philipp erst in der rumänischen und nachher in der deutschen Armee. Das Kriegsende erlebte er in Österreich. Als Lehrer erhielt er keine Stelle, so nahm er verschiedene Hilfsdienste und Berufe an. Aufgrund seiner schulischen Ausbildung am Evangelischen Theololgisch-Pädagogischen Landeskirchenseminar erhielt er 1947 eine Stelle als Pfarrer in Deutsch-Kaltenbrunn im Burgenland. Das Vikariat und das Theologische Kolloquium holte Philipp während seiner Dienstzeit nach. In der Gemeinde gab es viel zu tun. Es fehlten die Glocken, eine Orgel, die Kirche und das Pfarrhaus mussten renoviert werden, die meisten Häuser waren zerstört, da die Gemeinde fünf Mal den Frontwechsel erlebt hatte. Dank der vielseitigen Begabungen und des unermüdlichen Einsatzes des jungen Pfarrers waren nach fünf Jahren alle Schäden behoben. 1951 durften seine Frau und seine Tochter aus Rumänien ausreisen. Nun war die Familie wieder vereint.

Große Verdienste hat sich Herr Philipp bei der Flüchtlingshilfe in Linz und bei den Verhandlungen mit Bergbau-Gesellschaften in Oberhausen, Herten-Langenbochum und Setterich erworben. Es ergab sich die Möglichkeit, viele Landsleute aus Österreich in die Bundesrepublik Deutschland übersiedeln zu lassen, aber nur mit der Bereitschaft, im Bergwerk zu arbeiten. Bei der "Kohleaktion" 1953 übernahm Rudolf Philipp als Vertrauensmann und Betreuer die Leitung des Transportes nach Oberhausen. Nach der Arbeit unter Tage half er den Landsleuten bei der Beschaffung des Personalausweises, beim Lastenausgleich und beim Bau der Siebenbürger Siedlung. Es war eine Zeit schwerster Belastungen.

Vom Schulamt in Wuppertal kam eine Aufforderung zum Eintritt in den Schuldienst. Am 7. Dezember 1953 nahm er den Dienst in der Schule Reichsgrafenstraße auf. Von 1956 bis 1966 war er nebenberuflich auch in der Berufsaufbauschule tätig, unterrichtete dort Deutsch und Geschichte. Ab 1966 war er Rektor an der Schule Marienstraße und Schusterstraße in Elberfeld. Diese Arbeit hat ihm viel Freude bereitet, so auch die mit den Studenten und Referendaren, die bei ihm ihr Praktikum leisteten. 1977 ging er im Alter von 65 Jahren in den Ruhestand.

Hervorzuheben ist die Tätigkeit des Verstorbenen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Von Ende 1953 bis 1957 wirkte Rudolf Philipp als Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen. Die wichtigsten Aufgaben, die er zu bewältigen hatte, waren: Erfassung und Aufnahme der Landsleute als Mitglieder des Landesverbandes, Gründung der Kreisgruppen, Beratung in Rechtsfragen und Zusammenarbeit mit den Regierungen auf Landes- und Bundesebene. Von 1967 bis 1969 war er Leiter der Stephan-Ludwig-Roth-Gesellschaft für Pädagogik. In beiden Gremien konnte er seine Verbundenheit mit der siebenbürgischen Heimat verwirklichen. Das Wohlergehen seiner Landsleute lag ihm sehr am Herzen. Bis zu seinem Tode begleitete er das landsmannschaftliche Geschehen mit großem Interesse.

Durch seinen Tod verliert die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen einen langjährigen Mitstreiter. Die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und die Kreisgruppe Wuppertal/Ennepetal werden Rudolf Philipp in Dankbarkeit stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Adele Depner, Vorsitzende der Kreisgruppe Wuppertal/Ennepetal
Harald Janesch, Landesvorsitzender NRW


Schlagwörter: HOG-Nachrichten, Nachruf

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