29. September 2011

Siebenbürgische Bibliothek benötigt Hilfe

Fragen wir nach den Gründen der Ansiedlung unserer Vorfahren in Siebenbürgen, ist mit Sicherheit die Erwartung besserer Lebensumstände der Hauptgrund. Ihnen wurden Vergünstigungen zugesprochen, die sie mit aller Macht verteidigten. Wie konnte ihnen das über einen so langen Zeitraum gelingen?
Es war nur durch gute Organisation möglich, gegründet auf Zusammengehörigkeitsgefühl, gegenseitige Hilfe, Tüchtigkeit, Opferbereitschaft und Überlebenswillen nach Rückschlägen. Aus Sicht der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek sind sowohl für den Aufbau und die Festigung der Stiftung, als auch für die Gesamtheit der Siebenbürgisch-Sächsischen Einrichtungen die aufgeführten Tugenden heute genauso wichtig, sogar unersetzlich.

Unzweifelhaft ist die Mehrheit der Siebenbürger Sachsen davon überzeugt, dass die allgemeinen Lebensbedingungen in Deutschland oder Österreich besser sind als in Siebenbürgen. Dies ist aus der sehr geringen Rücksiedlerquote und aus dem allgemeinen Lebensstandard unserer Landsleute zu ersehen. Nur so lassen sich der Einsatz für die Kirchen und andere Gebäude in den ehemaligen Heimatgemeinden, die vielen Feste und Bildungsreisen, die materielle Ausstattung der Haushalte und die Urlaubsreisen erklären. Der Mehrheit unserer Landsleute geht es gut. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Auch die aktuelle Finanzkrise und die in den letzten Jahren zurückhaltende Lohnpolitik sollten unseren Aufbauwillen nicht drosseln. Verglichen mit anderen erlittenen Einbrüchen, die jedoch mit Hilfe der oben erwähnten Tugenden überwunden wurden, ist sie kaum wahrnehmbar. Jeder in Siebenbürgen Geborene weiß das.

Nun gibt es hierzulande eine andere Siedlungsstruktur als auf dem ehemaligen Königsboden in Siebenbürgen, keine nach Dörfern und Gassen organisierten Nachbarschaften, keinen Gemeindewald, der gemeinsam bewirtschaftet wird, keine rein sächsische Kirchengemeinde und keine politische Selbstverwaltung. In dieser Situation bedurfte es neuer Organisationsformen. Vor allem Vereine, die mit Hilfe der Mitgliedsbeiträge ihre Funktion sichern, wurden die bevorzugte Organisationsform der Siebenbürger Sachsen. Derzeit beobachten wir eine Reihe von gesellschaftlichen Wandlungen, unter anderem die schwindenden Mitgliederzahlen in den Vereinen, Kirchengemeinden und politischen Parteien. Diese Tatsachen und die zunehmende Kürzung der Zuwendungen aus öffentlichen Haushalten weisen uns auf die Bedeutung von Stiftungen für die zukünftige Finanzierung gemeinnütziger Einrichtungen hin. Und die Siebenbürger Sachsen müssen das zweite Standbein werden, um unabhängig von schwankenden Mitgliederzahlen und sporadischen Projektförderungen unsere Einrichtungen aufrecht erhalten zu können.

Wie alle wichtigen Einrichtungen der Siebenbürger Sachsen ist auch die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek der Gemeinnützigkeit verpflichtet und auf die Unterstützung durch die Gesamtheit der Landsleute angewiesen. Nur damit sind die Existenz und die Funktion der Kultureinrichtungen des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates in Gundelsheim auf Dauer zu sichern. Das Stiftungswesen war bis zum Zweiten Weltkrieg auch in Siebenbürgen verbreitet. Das in unserer Geschichte wohl am stärksten beeindruckende Beispiel für die Wichtigkeit von Stiftungen war der Aufbau und Erhalt der deutschen Schulen über einen Zeitraum von Jahrhunderten mit den Erträgen der kirchlichen Ländereien und Besitztümer. Dem wurde durch die Agrarreform nach dem Ersten Weltkrieg ein jähes Ende bereitet, was zu einer schweren Belastung für viele Dorfgemeinschaften wurde.

Die Entwicklung des Kapitalstocks der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek war seit ihrer Gründung starken Schwankungen ausgesetzt. Die jährlichen Zuwendungen bewegten sich zwischen 30000 und 160000 Euro. Ausnahmen waren die Jahre 1999, das Jahr der Gründung, als 260000 Euro eingebracht wurden, und 2002, als die Stiftung durch ein Vermächtnis den Gegenwert eines Eigenheimes verbuchen konnte. Im laufenden Jahr scheinen sich die Zuwendungen einem Tiefststand zu nähern. In den ersten sechs Monaten erreichten sie gerade einmal 12000 Euro, ein Zehntel des bisherigen Jahresdurchschnitts. Ohne Wachstum des Kapitalstocks kann auch der Förderbetrag an den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat nicht erhöht werden. Zieht man die Unsicherheit der zukünftigen Bezuschussung der einzigen Vollzeitstelle eines Bibliothekars durch das Land Baden-Württemberg wegen Etateinsparungen in Betracht, ist es umso wichtiger, dass die Stiftung gestärkt wird. Es ist niemandem gedient, wenn das Siebenbürgen-Institut, unsere zentrale Dokumentationsstelle in Deutschland, ihre Funktion einstellen muss.

Die Mitarbeiter mit Teilzeitstellen und Minijobs setzten sich mit all ihren Kräften für die Aufrecherhaltung des Betriebes ein. Ohne den von ihnen und weiteren Personen zusätzlich geleisteten ehrenamtlichen Einsatz gäbe es sehr starke Einschränkungen im Betrieb. In diesem Zusammenhang bittet der Stiftungsvorstand alle Spender um Vergebung, dass nun schon zum zweiten Mal die Liste der Spender in den Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut nicht erschienen ist. Das ist der eben angesprochenen großen Belastung des Personals zuzuschreiben. Die Liste der Spender aus der Zeitspanne September 2010 bis April 2011 ist im Internet unter www.siebenbuergen-institut.de einzusehen. In der nächsten Ausgabe der Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut soll sie aber auch als Drucksache erscheinen.

Allen denjenigen, die sich am Aufbau der Stiftung beteiligt haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Der Vorstand hofft, dass sich die Mehrheit unserer Landsleute den bisher ­Beteiligten anschließt. Letztere bitten wir, der Stiftung weiterhin die Treue zu halten und ihre Mitmenschen zum Mitmachen anzuregen. Möglichkeiten für die Aufbauhilfe gibt es viele: direkte Zuwendungen, Sammelspenden bei familiären Anlässen und anderen gesellschaftlichen Ereignissen, zinslose Darlehen, bei denen das Kapital Eigentum des Darlehensgebers bleibt, Unterstiftungen, die den Namen des Stifters führen, Legate und Vermächtnisse. Für Fragen und Informationen stehen Ihnen die Mitglieder des Vorstands und des Beirats gerne zur Verfügung: Wilhelm-Georg Hietsch, Mühlbacher Gasse 15, 51674 Wiehl, Telefon: (0 22 62) 69 19 64; Nils. H. Măzgăreanu, An den Eichen 4 A, 91077 Dormitz, Telefon: (0 91 34) 90 94 84; Hatto Scheiner, Babenhäuser Straße 10, 64839 Münster, Telefon: (0 60 71) 3 61 14.

Hatto Scheiner


Die Bankverbindung der Stiftung: Volksbank Oberberg eG, BLZ 38462135, Konto 211029013, BIC: GENODED1WIL, IBAN: DE75 3846 2135 0211 0290 13.

Schlagwörter: Siebenbürgische Bibliothek, Spendenaufruf

Bewerten:

17 Bewertungen: +

Neueste Kommentare

  • 07.10.2011, 15:27 Uhr von gogesch: ich mach auch mit.... die Probleme in Gundelsheim werden aber langfridtig nur durch veränderte ... [weiter]
  • 29.09.2011, 08:22 Uhr von wurzelbrot: Wenn jeder Siebenbürger Sachse außerhalb Siebenbürgens pro Jahr einen Euro spendet, wäre der Sache ... [weiter]

Artikel wurde 2 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.