Ernennungsurkunde Brukenthals zum Gubernialrat von 1760 ersteigert
Warum wir den Förderverein der Siebenbürgischen Bibliothek brauchen! Ende des vergangenen Jahres ist es dem Siebenbürgen-Institut geglückt, für sein Archiv eine außerordentliche Erwerbung zu machen: Bei einer Auktion in Österreich kam die Ernennungsurkunde Brukenthals zum Gubernialrat von 1760 zur Ausrufung – und in einem durchaus spannenden Schlusssprint hat es geklappt, den Zuschlag zu erhalten. Möglich war das nur dank des Vereins der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek, der das nötige „Kleingeld“ bereitstellte.
Die von Maria Theresia signierte Ernennungsurkunde Brukenthals zum Gubernialrat von 1760 auf Pergament. Fotos: Siebenbürgen-Institut/C. RotherNach einer geraumen Zeit im Verwaltungsdienst der Sächsischen Nation, zuletzt als Vizenotär, war Samuel von Brukenthal 1753 nach Wien gereist, um sich bei der Monarchin um die dritte Gubernialsekretärsstelle beim siebenbürgischen Gubernium zu bewerben. So trat er im April 1754 seine neue Dienststelle als Landesbeamter an und war in den kommenden Jahren vor allem mit Steuerfragen befasst. Diese Jahre als Guberniumsbeamter wie auch davor als Nationsbeamter machten ihn zum damals wahrscheinlich besten Kenner der ziemlich komplizierten siebenbürgischen Verfassungsstrukturen und Steuerangelegenheiten. Nachdem er 1759 um einen längeren Urlaub von seinen Aufgaben als Landesbeamter ansuchte, um in Wien Anliegen der Sächsischen Nation bei der Landesherrin vorzubringen und einer Erledigung zuzuführen, sollte er mit seinem Wissen und Können glänzen und sein Lebensweg eine besondere Wendung nehmen. Die Angelegenheiten, bei denen es vor allem um Finanz- und Steuerfragen ging, zogen sich viel länger hin als gedacht und aus wenigen Wochen wurde schließlich deutlich mehr als ein Jahr.
Unterschrift Maria Theresias auf der Ernennungsurkunde Brukenthals zum Gubernialrat.Diese Zeit bot offenbar vielfältige Gelegenheiten, seinen Genius unter Beweis zu stellen und eine Vielzahl an Persönlichkeiten im Umfeld des Wiener Hofes zu beeindrucken – bei Hofe und bei den gesamtstaatlichen Behörden, nicht aber bei der Siebenbürgischen Hofkanzlei, denn dort dominierten die beiden dem „sächsischen Parvenu“ durchaus missgünstigen ungarischen Mit-Nationen Siebenbürgens. Einen der größten Fürsprecher hatte Brukenthal im Kommandierenden General Siebenbürgens Buccow, der auf ihn als feste Stütze in der Landesverwaltung baute und sich wiederholt lobend über ihn bei Hof äußerte. Aber auch in Wien selbst häuften sich die anerkennenden Stellungnahmen, etwa des Mitglieds des Staatsrats Boiré und selbst des einflussreichen Staatskanzlers Kaunitz, der feststellte, „dieser Mann hat vielen Verstand und Geschicklichkeit“ und „dass man das Auge auf ihn halte und ihm solches auf eine anständige Art zu erkennen gebe“. Hinzu kam der vorteilhafte Umstand, dass Brukenthal es geschafft hatte, auch Maria Theresia zu beeindrucken, die seit den fünfziger Jahren bis zu ihrem Lebensende 1780 sehr große Stücke auf ihn hielt, ihn förderte, seinen Rat suchte und berücksichtigte.
In diesen Kontext nun gehört die Ernennung Brukenthals zum Titular-Gubernialrat mit Sitz und Stimme am 25. Juli 1760 durch diese in Wien ausgestellte Urkunde. Die Tatsache der Ernennung war der Literatur bekannt, nicht jedoch die Urkunde selbst. Diese fand ihren Weg aus Privatbesitz in ein österreichisches Auktionshaus und wurde in einer Dezemberauktion öffentlich angeboten. So eine Nachricht elektrisiert natürlich jene, die nicht nur ein Interesse an siebenbürgischer und sächsischer Geschichte haben, sondern sich auch für die Bestände des Siebenbürgen-Instituts verantwortlich fühlen.
Das an der Urkunde befestigte landesherrliche Wachssiegel, verwahrt in einer Holzkapsel. Um aber bei einer Auktion dieser Art mit Aussicht auf Erfolg teilnehmen zu können, braucht man im Hintergrund die nötige Sicherheit, also ein ausreichend gefülltes Portemonnaie – und das kann nur der Verein der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek bieten! Dank der Mittel, die der Förderverein bereitgestellt hat, war es möglich, die Urkunde für einen mittleren vierstelligen Betrag für das Siebenbürgen-Institut zu sichern, wo sie inzwischen wohlbehalten eingetroffen ist. Sie gesellt sich dort zum Ernennungsdiplom Brukenthals zum Gouverneur (Gubernator) Siebenbürgens von 1777, das 1983 ebenfalls im österreichischen Antiquitätenhandel aufgetaucht war – aktuell ist es in der Ausstellung zum Andreanum im Siebenbürgischen Museum ausgestellt.
Bitte überlegen auch Sie, Mitglied des Vereins der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek e.V. zu werden. Mit einem Jahresbeitrag von nur 20 Euro wären Sie dann bei künftigen Sicherungsaktionen dieser Art gewissermaßen direkt mitbeteiligt. Informationen finden Sie unter www.siebenbuergen-institut.de (unter dem Reiter Siebenbürgen-Institut/Träger und Förderer) oder schreiben Sie an foerderverein@siebenbuergen-institut.de bzw. Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek e.V., Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim/N.
Der Text der ersteigerten Urkunde wird demnächst transkribiert und übersetzt und in der Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde mitgeteilt werden.
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