31. Dezember 2011

Die „Bücherburg“, ein Symbol der Unabhängigkeit

Wie konnten die Siebenbürger Sachsen so viele Jahrhunderte lang in einer fremden Umgebung überleben? Diese Frage ist scheinbar leicht zu beantworten. Sie bauten sich Schutzeinrichtungen gegen fremde Einflüsse. Es waren dies organisatorische Einrichtungen wie Selbstverwaltung und Eigenrecht, und physische Einrichtungen wie Kirchenburgen und Stadtmauern. Diese Einrichtungen waren die Grundlage ihres Erfolges in der ­Geschichte.
In der Wirklichkeit waren viele Einzelfaktoren und deren Zusammenspiel wichtig für den Erhalt der Unabhängigkeit. Dazu zählen unter anderem Aufbauwille, Vertrauen in die eigenen Kräfte und gegenseitige Unterstützung. Diese Faktoren sind dafür auch heute noch – an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit – genau so gültig wie in Siebenbürgen. Um die Abhängigkeit unseres Kulturschatzes in Gundelsheim von den Unwägbarkeiten tagespolitischer Entscheidungen und schrumpfender Kulturetats zu verringern, wurde 1999 der Bau der „Bücherburg“ beschlossen. Die Stiftung wurde gegründet. Der Bau einer sicheren Burg bedarf großer Ausdauer. Es ist noch viel Arbeit zu leisten, bis sie ihrer Schutzfunktion gerecht wird.
Der Wille, den Aufbau der Stiftung voranzutreiben, ist bei den daran Beteiligten in der Erkenntnis begründet, dass Zukunft ohne Dokumentation der Gegenwart und ohne Rückblick auf die Vergangenheit keine Chancen hat. Das Vertrauen in die Kräfte unserer Gemeinschaft ist vorhanden. Die Nachbarschaftshilfe könnte ausgeweitet werden. Im Folgenden werden Menschen und Organisationen vorgestellt, die sich auf besondere Weise am Aufbau der „Bücherburg“ beteiligen. Dabei ist nicht die Höhe der Spende, sondern die Motivation der Unterstützer und die Art der Zuwendungen maßgebend. Drei Beispiele: • Frau Ilse Wanek, Rentnerin, 89 Jahre alt, war in der Sowjetunion im Arbeitslager, hat bis zur Verrentung unermüdlich gearbeitet und sparsam gelebt und unterstützte jahrelang ihre Verwandtschaft, besonders die Enkelkinder, wenn es nötig war. Im Juni dieses Jahres überwies sie spontan der Stiftung einen Betrag von 10000 Euro, wofür ihr mit dem Eintrag in die Stiftertafel und mit der Urkunde für besondere Verdienste beim Aufbau der Stiftung gedankt wurde.

• Eine Dame, die namentlich nicht genannt werden möchte, begann schon im Gründungsjahr 1999 die Stiftung zu unterstützen. Bereits in den Jahren 1999 und 2000 wurde ihr Name in die Stiftertafel eingetragen. Ihr ist bewusst, wie wichtig die Tätigkeit des Siebenbürgen-Instituts und der Bibliothek für unser Selbstverständnis ist. Deshalb überweist sie seit Januar 2006, also seit fast sechs Jahren, per Dauerauftrag monatlich 20 Euro. Diese relativ geringen Beträge summierten sich bis Juli 2009 auf 1000 Euro, was den dritten Eintrag in die Stiftertafel zur Folge hatte.

• Das Ehepaar Graeser, das bis 2007 auch schon tatkräftig am Aufbau der Stiftung mithalf (vier Einträge in die Stiftertafel), gründete im Jahr 2008 die Dr. Ortrud und Dipl.-Ing. Gerhardt Graeser-Stiftung, Essen. Um sich an den Personalkosten des Siebenbürgen-Instituts und der Bibliothek zu beteiligen, unterstützt die „Graeser-Stiftung“ die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek beachtlich. In den Jahren 2009 und 2010 wurden jeweils 7200 Euro überwiesen. Der gleiche Betrag wurde auch für 2011 bewilligt. Die Familie Graeser erhielt 2009 die Urkunde für besondere Verdienste beim Aufbau der Stiftung. Ihre eigene Stiftung wurde in den Jahren 2009 und 2010 in die Stiftertafel aufgenommen, was sich 2011 wiederholen wird. Andere Beispiele werden zu einem späteren Zeitpunkt in weiteren Beiträgen vorgestellt.

Hatto Scheiner

Schlagwörter: Siebenbürgische Bibliothek

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