28. August 2012

Mit dem IKGS Staat machen: Kulturstaatsminister Bernd Neumann zu Besuch in München

Am 8. August beehrte Bernd Neumann MdB, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) mit seinem Besuch. Es war ein weiteres Zeichen der Anerkennung für eine Forschungseinrichtung, die sich nicht nur in der deutschen Wissenschaftslandschaft, sondern auch in jener Südosteuropas einen guten Ruf erworben hat.
Das 2001 in der Nachfolge des Südostdeutschen Kulturwerks gegründete Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) hatte sich herausgeputzt. Es hatte allen Grund dazu, wird es doch vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) auf der Basis des §96 BVFG durch Beschluss des Bundestages gefördert.

Gleich nach dem Empfang hatte der aus der Hauptstadt angereiste Kulturstaatsminister Bernd Neumann Gelegenheit, bei einem Rundgang die Forschungseinrichtung zu besichtigen. Dabei klang Neumanns besonderes Interesse an der südostdeutschen Kultur an, etwa bei seinen Fragen zu den alten Drucken und Landkarten im Archiv oder im Gespräch mit den Stipendiaten aus Osteuropa, die im Lesesaal der Bibliothek an ihren Dissertationen arbeiteten. Bei dem den Besuch abschließenden Gespräch mit Pressevertretern bekannte er sich explizit zu diesem Interesse und zu der Verantwortung für die ostdeutsche Kultur, der er sich auch durch seine Herkunft aus Elbing (Elb­ląg) in Westpreußen verbunden fühlt.
Das IKGS zeigt sich in Wort und Bild von seiner ...
Das IKGS zeigt sich in Wort und Bild von seiner besten Seite. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (links) und IKGS-Direktor Prof. h.c. Dr. Stefan Sienerth. Fotos: Hans-Werner Schuster
Der von Ministerialrätin Sabine Deres, Leiterin des zuständigen Referats K 44, und anderen Mitarbeiterinnen des BKM begleitete hohe Gast informierte sich anschließend über laufende und zukünftige Tätigkeiten im IKGS – in entspannter Atmosphäre und lockerem Gespräch bei Kaffee und siebenbürgischem Kleingebäck. Anwesend waren die wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Juliane Brandt und Dr. René Kegelmann, das Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Anton Schwob, der IKGS-Direktor Prof. h.c. Dr. Stefan Sienerth und sein Stellvertreter Dr. Dr. Gerald Volkmer.

Sienerth freute sich, dass seine Einladung, die er 2011 anlässlich der Ehrung von Bernd Neumann durch die Universität Fünfkirchen/Pécs, ausgesprochen hatte, angenommen wurde. Er dankte dem BKM für das akademische Förderprogramm, insbesondere für die Einrichtung der Stiftungsprofessur „Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa“ an der Univer­sität Fünfkirchen, die seit 2011 von der Universität ebenso weitergeführt wird wie schon seit 2009 die Stiftungsprofessur „Deutsche Literatur im südöstlichen Mitteleuropa“ an der Universität Klausenburg, beides Lehrstühle, die vom IKGS betreut wurden und weiterhin begleitet werden.
Ein Besuch, der Laune macht: Kulturstaatsminister ...
Ein Besuch, der Laune macht: Kulturstaatsminister Bernd Neumann mit Stipendiaten des IKGS.
Anschließend stellte Volkmer anhand der Informationstafeln das IKGS und dessen Arbeit vor. In den Forschungsbereichen „Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte Ostmittel- und Südosteuropas“ sowie „Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas“ widmet es sich folgenden Aufgaben: Erforschung und Dokumentation der deutschen Kultur und Geschichte im Beziehungsgeflecht der Kulturregionen Südosteuropas; Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland, Mittel- und Südosteuropa; Veranstaltung wissenschaftlicher Tagungen und Autorenlesungen; Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen im eigenen Verlag (in der Reihe „Veröffentlichungen des IKGS“ und in der Quartalsschrift Spiegelungen) sowie Mitherausgabe der Danubiana Carpathica – Jahrbuch für Geschichte und Kultur in den deutschen Siedlungsgebieten Südosteuropas; Durchführung von Lehrveranstaltungen an der LMU München und an südosteuropäischen Partneruniversitäten; Betreuung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlern und Studierenden. Nachdem auch die am Bibliotheksverbund Bayern beteiligte Bibliothek mit den Mikrofilmbeständen deutschsprachiger Periodika aus Südosteuropa sowie das Archiv mit bedeutenden Nachlässen südostdeutscher Schriftsteller vorgestellt worden waren, hob Dr. Volkmer drei Aspekte hervor, die die Arbeit des IKGS auszeichnen: intensive internationale Vernetzung, interdisziplinärer Zugang zum Forschungsgegenstand und breite öffentliche Wirksamkeit.

Dass ihm insbesondere die internationale vernetzung und die öffentliche Resonanz wichtig sind, verdeutlichten die Einwürfe und Fragen des Staatsministers. Diese boten die Gelegenheit, auf Einzelaspekte und unterschiedliche Facetten der Tätigkeit des IKGS einzugehen. Auf die Frage „Wie ist die Bereitschaft mitzuwirken, auf politischer Ebene und bei den jeweiligen Institutionen in den ehemals kommunistischen Ländern?“ konnte Direktor Sienerth auf einige Kooperationsprojekte und Tagungen eingehen. Nachdem Ministerialrätin Deres an das ausdrückliche Lob der Kooperationspartner bei der Evaluation des Instituts im Jahre 2010 erinnert hatte, wies Professor Schwob auf die vor allem in den letzten 20 Jahren gewachsene hohe Akzeptanz des IKGS und der im Institut bearbeiteten Themen bei wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland, Österreich und im östlichen Europa hin.
Archivschätze: Dr. Dr. Gerald Volkmer ...
Archivschätze: Dr. Dr. Gerald Volkmer (stellvertretender IKGS-Direktor, links) präsentiert Kulturstaatsminister Bernd Neumann alte Folianten und Landkarten.
Auch einzelne Projekte kamen zur Sprache, insbesondere jene zu „Rumäniendeutsche Literatur im Spiegel- und Zerrbild der Akten des rumänischen Sicherheitsdienstes Securitate“ und „Die Rumäniendeutschen im Spiegel der Akten der rumänischen Geheimdienste 1919-1989“. Ersteres hat, auch begünstigt durch die Nobelpreisverleihung 2009 an Herta Müller und die Securitate-Verstrickung Oskar Pastiors, das IKGS durch Tagungen in München 2009, Jena 2010, Klausenburg 2010 ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit katapultiert. Allerdings konnte Staatsminister Neumann mit Stolz darauf verweisen, dass er schon davor, im Jahr 2007 ein Treffen mit Lesungen rumäniendeutscher Schriftsteller im Kanzleramt initiiert hatte. Mit Freude nahm er den vom IKGS herausgegebenen und vom BKM geför­derten Dokumentarfilm von Helmuth Frauendor­fer „An den Rand geschrieben. Rumäniendeutsche Schriftsteller im Fadenkreuz der Securitate“ in Empfang.

Gebührende Beachtung fand auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die über das IKGS auf mehreren Schienen betrieben wird: Neben dem eigenen Stipendienprogramm beteiligt sich das IKGS am Graduiertenkolloquium zur Geschichte und Gegenwart des Donau-Karpatenraums und ab November 2012 an der Graduiertenschule „Ost- und Südosteuropastudien“ der Universitäten München und Regensburg, die im Rahmen der Exzellenzinitiative der Bundesregierung bewilligt wurde. Das IKGS fördert aber auch die Internationale Siebenbürgische Akademiewoche von „Studium Transylvanicum“, die alljährlich als Sommerakademie in Siebenbürgen stattfindet und Studenten und Jung­akademiker aus Ost und West zusammenführt.

Es war ein Gespräch, das von Wertschätzung und Wohlwollen geprägt wurde. Dazu passte das Fotoalbum, das Direktor Sienerth als Geschenk der IKGS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Kulturstaatsminister überreichte. Das Fotoalbum, über das sich Bernd Neumann sichtlich freute, enthält Bilder von seinen Reisen nach Hermannstadt, Kulturhauptstadt Europas 2007, vom 3. bis 5. Oktober 2007, nach Fünfkirchen/ Pécs anlässlich der Verleihung des Titels „Doctor et Professor Honoris Causa“ durch die Universität Fünfkirchen/Pécs am 21. Oktober 2011 und nach Radeln anlässlich der Eröffnung des Heimes für traumatisierte Kinder der Peter Maffay Stiftung/Tabaluga Stiftung am 9. Juli 2011.

Vor der Weiterfahrt stellte sich der Kulturstaatsminister auch den Fragen der Presse. Leider erlaubte die fortgeschrittene Zeit jeweils nur eine Frage, so dass eine für unseren Verband wichtige Frage nicht gestellt werden konnte. Sie knüpft an den Briefwechsel unseres Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius mit dem Kulturstaatsminister an, der sich infolge der Petition des Verbandstages an die Bundeskanzlerin entwickelt hatte. Darin vertrat Bernd Neumann die Haltung, dass es für die in § 96 BVFG verankerte Förderung der Vertriebenenkultur keine Gesamtschuld von Bund und Ländern gebe, und der Bund nicht für ausbleibende Förderungen der Länder einspringen könne. Gerne hätten wir gewusst, wie denn sonst die entstandenen Lücken in der Förderung gefüllt werden sollen. Hoffentlich ergibt sich bald die Gelegenheit, diese Frage zu stellen, vielleicht schon am nächsten Heimattag in Dinkelsbühl?

Hans-Werner Schuster

Schlagwörter: IKGS, Forschung, Südosteuropa, München

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