13. Februar 2017

Stuttgarter Vortragsreihe: Reformation in Ungarn und Siebenbürgen

Die Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland lädt zu einem kirchengeschichtlichen Vortrag im Lutherjahr ein, der am Freitag, dem 24. Februar, um 19.00 Uhr im Haus der Heimat, Schlossstraße 92, stattfinden wird. In der „Stuttgarter Vortragsreihe“ spricht Dr. Ulrich Andreas Wien über „Exportgut Reformation – die Ausstrahlung der Reformation auf Ungarn und Siebenbürgen“.
Die von Wittenberg ausgehende Reformation hat schon 1519 erste Resonanz in Hermannstadt gehabt; auch am Königshof in Buda/Ofen führten diese Ideen zu Unruhe. Endgültig konnte sich die humanistisch geprägte Stadtreformation unter maßgeblichem Einsatz von Johannes Honterus ab 1542 in Kronstadt durchsetzen. Der Straßburger Reformator Bucer konnte 1546 vom Hörensagen berichten, „ganz Siebenbürgen ist lutrisch worden“. Das war ein Zwischenstand: Denn die besonders von Melanchthon geprägte Reformation entfaltete sich im entstehenden Fürstentum Siebenbürgen – in der politischen Einflusszone des Osmanischen Reichs – sehr vielfältig. Die von Schweizer Theologen geformte reformierte Konfession wurde über Ungarn auch in Siebenbürgen verbreitet, und die siebenbürgisch-sächsischen Pfarrer in Klausenburg, Kaspar Helth und Franz Davidis, wurden deren Anführer. Doch darüber hinaus wurden die radikalen Reformatoren Siebenbürgens durch italienische Antitrinitarier überzeugt, sich dieser Richtung anzuschließen, woraus sich die mit Südpolen eng verzahnte unitarische Kirche entwickelte. Auch die rumänischen Orthodoxen wurden mit den Inhalten der Reformation bekannt gemacht und haben einige Impulse aufgegriffen. Schließlich hat der Landtag 1568 die Glaubensorientierung frei gegeben. Siebenbürgen wurde zur Pionierregion der Religionsfreiheit und blieb es dauerhaft – europaweit einzigartig – über Jahrhunderte. Nach dem Vortrag kann die Dokumentation „Reformation in Siebenbürgen“ im Haus der Heimat besichtigt werden.

Dr. Ulrich Andreas Wien (geboren 1963), Studium der Alten, Mittleren und Neuen Geschichte, Politikwissenschaften, Anglistik und Evangelische Theologie, promovierte über Bischof Friedrich-Müller-Langenthal, Titel: „Kirchenleitung über dem Abgrund. Bischof Friedrich Müller vor den Herausforderungen durch Minderheitenexistenz, Nationalsozialismus und Kommunismus“, Köln 1998. Weitere Publikation: „Resonanz und Widerspruch“, 2014. Ulrich Wien ist seit 1998 am Institut für Evangelische Theologie am Campus Landau tätig, Akademischer Direktor, Kirchengeschichte als Lehrfach. Seit 1995 ist er Mitglied im Vorstand des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), seit 1997 leitet er dessen Sektion Kirchengeschichte und seit 2001 ist er Vorsitzender des AKSL. Er ist Mitherausgeber der AKSL-Reihen „Studia Transsilvanica“ und „Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens“.

Helmut Wolff

Schlagwörter: Stuttgarter Vortragsreihe, Reformation

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