16. März 2025
Entdeckungsreise mit Martin Rill im Stuttgarter Haus der Heimat
Am 26. Februar stellte der Historiker Martin Rill die neue Bild- und Geschichtsdokumentation über das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe „Das Harbachtal, das Kaltbachtal und der Krautwinkel“ vor.

Martin Rill begann seine Power-Point-Präsentation mit dem Hinweis auf die übersichtliche Strukturierung des Bildbandes. Entsprechend stellte der Referent zunächst einige Ortschaften mit der geografischen Einordnung im Naturraum vor, gefolgt von einem historischen Abriss der Ortsgeschichte, einer Karte die die wichtigsten Bauten, Straßen und Ortsteile anzeigt und dem Lageplan mit entsprechenden Luftbildaufnahmen.
Danach folgten Bilder und Informationen zu den wichtigsten Bauten wie Kirchenburgen, Wehranlagen und Kirchen mit Fotos der Altäre, Orgeln, Taufbecken, Kanzeln, Glocken, Epitaphen, Schlusssteine, Kirchenschatz, Abendmahlskelche, Konsolen, Turmuhren, Stollentruhen und anderen Kunstgegenständen. Anschließend wurden auch die Schulgebäude, Rathäuser, Gemeindesäle, Pfarrhäuser, Friedhöfe, Gedenktafeln, Straßen sowie Häuser mit repräsentativen Hausfassaden gezeigt. Die orthodoxen Kirchen oder die anderer Konfessionen sowie die gewesene und aktuelle Bevölkerungsstruktur erwähnte der Historiker Martin Rill ebenfalls.
Das große Verdienst dieses Bildbandes liegt darin, dass er die Aufmerksamkeit auf abgelegene Ortschaften im Kaltbachtal, Krautwinkel und Harbachtal mit ihren einmaligen Kirchen und wertvollen Kirchenburgen lenkt. Es ist eine ländliche Gegend zwischen der Großen Kokel und dem Alt, eine reizvolle Hügellandschaft mit dem Hauptort der Region Agnetheln, zum Teil in unberührter Natur, etwas abseits der großen Verkehrsstraßen.
Die jahrtausendealte Kulturlandschaft dieser Region, die maßgeblich von Siebenbürger Sachsen geprägt wurde, überstand die Stürme der Zeiten und ist Teil eines noch heute lebendigen europäischen Erbes. Durch einige Projekte mit europäischer Finanzierung wie in Angnetheln, Roseln, Probstdorf, Neithausen und Schönberg sind viele Baudenkmäler in dieser Region vor dem Verfall gerettet worden. Einige evangelische Kirchen, wie z. B. die in Retersdorf, wurden an orthodoxe Kirchengemeinden verkauft. Trotz starkem Rückgang der sächsischen Bevölkerung – in vielen Orten gibt es nur noch vereinzelte sächsische Einwohner oder auch gar keine mehr – sind viele Kirchen und Kirchenburgen renoviert worden, auch dank der Unterstützung der Heimatsortsgemeinschaften, vieler Stiftungen und Vereine. So gibt es zum Beispiel in der Kirchenburg Holzmengen vom Verein Europäisches Jugendbegegnungszentrum in Zusammenarbeit mit dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt Angebote für die Jugend. Das sächsische Kulturerbe wird auch von rumänischen Gelehrten und Historiker geschätzt.
Besondere Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz gebührt dem Referenten Martin Rill, der in den Archiven und den jeweiligen siebenbürgischen Ortschaften Forschungen vorgenommen hat und dabei von den verbliebenen Kuratoren und Gemeindeglieder unterstützt wurde. Unlängst wurde er vom rumänischen Präsidenten für seine kulturellen Verdienste in den Rang eines Großoffiziers für wissenschaftliche Forschung ausgezeichnet.
Es war ein sehr informativer Vortrag, den die zahlreichen Besucher mit Applaus honorierten. Im geselligen Schlussteil gab es wie gewohnt Zwiebelschmalzbrot zu Rot- und Weißwein – ein guter Anlass, um sich mit Martin Rill und seiner Frau Brigitte oder mit anderen Besuchern auszutauschen.
Helmut Wolff, Kulturreferent
Schlagwörter: Vortrag, Kirchenburgen, Martin Rill, Stuttgarter Vortragsreihe
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