16. Juni 2017

Klingende Bauernsprüche und sächsischer Jazz – afrikanisch inspiriert

„Der biest Vijel wär det Schweng, wann et Flijel häw“ (der beste Vogel wär das Schwein, wenn es Flügel hätte) – eine kleine Lektion in Sächsisch, gesungen mit sanfter, abgrundtiefer Altstimme in der schattigen St. Pauls-Kirche am Heimattag in Dinkelsbühl. Bauernregeln, eine für jeden Monat des Jahres, für die sie auch je eine deutsche Variante intoniert: „Wenn die Katz ne Henne wär, legte sie Eier.“ Petra Acker bietet damit die musikalische Untermalung zur Verleihung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend- und Kulturpreise, begleitet am Klavier von Prof. em. Heinz Acker.
Dann, wenig später: Jazzkonzert vor der Schranne. Petra Acker ist nicht nur Frontsängerin des Ensembles Trio Acker, sondern auch eine Erscheinung, die man nicht so leicht vergisst: Inspiriert von Afrika, wie sie sagt, sitzt sie mit Rastalocken-Dutt und erdfarbener Tunika mit Pluderhose auf einem kleinen Lautsprecher. Als Kontrast dazu singt die Kronstädterin auch sächsisch, „weil diese Sprache einfach zu selten unter die Jugend kommt“.



Petra Acker ist als Sängerin kein unbeschriebenes Blatt. Musik liegt der stimmgewaltigen Interpretin, die bereits im Talentwettbewerb „Vocea Romaniei“ 2014 mit „Can’t take my eyes off of you“ oder „I put a spell on you“ das Publikum begeistert hat, in den Genen: Ihre Mutter Ingeborg Acker gründete 1994 „Canzonetta“, das Vokal- und Instrumentalensemble der evangelischen Kirchengemeinde A.B. Kronstadt (Honterusgemeinde). „Mittlerweile sind es 30 Leute – ein Riesenapparat“, bemerkt Petra anerkennend. Ihr Bruder Michael Acker – „ein ganz toller Musiker und zuständig für die gesamte Jazz-Szene in Bukarest“ – steht mit ihr vor der Schranne am Bass. Der Dritte im Bunde ist Albert Taijti am Harmonium. „Seit sieben Jahren bei uns und einer der Elite-Jazzmusiker in Bukarest“, stellt sie ihn vor.
Sorgten optisch und akustisch für den feierlichen ...
Sorgten optisch und akustisch für den feierlichen Rahmen bei den Preisverleihungen 2017: die Graphikerin Sieglinde Bottesch, Prof. Heinz Acker (Komposition und Klavier) und die Petra Acker (Gesang). Foto: Konrad Klein
Musikalische Vielfalt ist das Markenzeichen von Petra Acker: „Ich bin für alles offen, von Mozart bis Elvis Presley – Gospel, Rock’n’Roll, Stoner Rock, Soul, Klassik – damit hab ich angefangen. Meine Mutter hat mir diese Liebe zur Vielfalt übertragen.“ Ihre Stimme ist unberechenbar: Von schamanischem Timbre aus dem Bauch der Erde kann sie spontan in die Höhen der Vogelwelt springen. Petra Acker singt über alles, was sie gerade beschäftigt: „Frustrierende und tolle Aspekte des Lebens. Liebe, Eifersucht. Das Universum. Was wir eigentlich hier tun, der Sinn.“ Im Moment ist ihr Thema Eigenakzeptanz: die Liebe zum Selbst, die Erforschung des eigenen Potenzials. „Ich schreib die Lieder in erster Linie für mich, hab ich gemerkt“, lächelt sie. Auch rumänische, deutsche und englische Songs gehören zum Repertoire.



Auf Sachsentreffen war sie immer wieder mal dabei. „Birthälm, Mediasch … und in diesem Jahr noch dreimal“ zählt sie auf und fügt an, dass das Trio „demnächst auch am 21. Juni in Bukarest, in genau der Konstellation wie heute, im Floreasca-Garten “ auftreten wird. Musikalisch kennt sie keine Grenzen. Im Humor wohl auch nicht: Die Leinwand in der Kirche zeigt, zum Bauernspruch passend, ein äußerst charmantes Bild – ein geflügeltes Schwein inmitten einer Vogelschar. „Wer’s nicht humoristisch genommen hat, tut mir leid!“, sagt sie lachend, ohne rebellischen Unterton.

Nina May

Schlagwörter: Heimattag 2017, Jazz

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