23. Februar 2018

Im Dienste der Kultur und des Humors - Abschied von Siegfried Habicher

„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“ (Albert Schweitzer) – Am 25. Januar erreichte uns die Nachricht, dass Siegfried Habicher elf Tage vor seinem 74. Geburtstag im Urlaub auf Lanzarote gestorben ist. Der aus Hermannstadt gebürtige Landsmann war über lange Jahre im Vorstand der Landesgruppe Baden-Württemberg in der Kulturarbeit aktiv. Für sein verdienstvolles Engagement erhielt der Stellvertretende Landesvorsitzende das Goldene Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Siegfried Helmut Habicher wurde am 5. Februar 1944 in Hermannstadt geboren. Der Vater, Firmengründer und -betreiber, fiel 1945 als Soldat der Wehrmacht. Nach dem Abitur studierte Siegfried an den Universitäten in Klausenburg und Bukarest Germanistik, Rumänistik und Literaturwissenschaften. Bis 1978 war er dann als Universitätsdozent für Neuere Deutsche Literaturgeschichte und Romanpoetologie in Lehre und Forschung tätig. Er war verheiratet, hatte drei Kinder und Enkel. Nachdem unter der Diktatur des Ceaușescu-Regimes die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Rumänien für einen freiheitsliebenden und kritischen Geist immer unerträglicher wurden, floh Habicher 1978 in die Bundesrepublik Deutschland und nahm die jahrelange Trennung von seinen Kindern und seiner Frau Traute in Kauf. In der neuen Heimat wirkte er vier Jahre lang als Dozent an der Volkshochschule in Rottweil und als Pädagogischer Mitarbeiter sowie Leiter im kulturpolitischen Fachbereich. In Trossingen vorübergehend als Stadtarchivar tätig, wurde er Künstlerischer Leiter der Kulturgemeinde Trossingen und betreute seit 1999 als Redakteur das Mitteilungsblatt der Stadt Trossingen.

An seinem 65. Geburtstag verabschiedete sich Siegfried Habicher aus dem Berufsleben mit der Bemerkung, jetzt könne er sich weiteren interessanten und wichtigen Herausforderungen für unsere siebenbürgische Gemeinschaft widmen. Schon 1987 war er als Mitglied in die damalige Landsmannschaft eingetreten und nahm auch sofort Aufgaben in verschiedenen Gremien wahr. Er war Mitglied des Vorstandes der Kreisgruppe Schwarzwald Bar/Rottweil und auch zeitweise deren Vorsitzender.

Geburtsstunde der Rubrik „Sachen zum Lachen“: ...
Geburtsstunde der Rubrik „Sachen zum Lachen“: Siegfried Habicher sagte beim Presseseminar am 16. November 2013 in Leitershofen zu, einen humoristischen Baustein für die Siebenbürgische Zeitung beizusteuern. Foto: Siegbert Bruss
Seit 1989 gehörte Siegfried Habicher dem Landesvorstand an, wo er sich der Kultur widmete und ab 1993 die Stuttgarter Vortragsreihe mit Themen zur Kultur, zu Geschichte, Schule, Kirche, Politik etc. über viele Jahre mit großem Erfolg leitete und vor zwei Jahren an seinen Neffen Helmut Wolff übergab. Ab 2002 bis zu seinem Tode war Siegfried Habicher Stellvertretender Landesvorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg. Er widmete sich weiterhin der Kultur. 2009 übernahm er die Redaktion und Koordination der Festschrift „60 Jahre Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg“, in welcher er zehn Jahre erfolgreiche Arbeit der Landesgruppe aufbereitete.

In Rottweil begründete er 1985 die „Foederatio Saxonica Transsilvana“ („Siebenbürgischer Ritter wider den tierischen Ernst“) und verlieh fast jedes Jahr den „Adelsbrief“ an eine Reihe von siebenbürgischen Persönlichkeiten. Am 13. Januar 2018 hat er noch als Rittersvater am Neujahrsball der Landesgruppe Baden-Württemberg den Siebenbürgischen Ritter gegen den Tierischen Ernst gekürt. Da konnte er nicht ahnen, dass dieses seine letzte Amtshandlung sein sollte.
„Lachen baut Stress ab, lindert Schmerzen und ...
„Lachen baut Stress ab, lindert Schmerzen und Depressionen, verbessert die Durchblutung und stärkt das Immunsystem“: Als Moderator Siegfried – von seinen Studenten liebevoll Dickfried genannt – Habicher (Mitte) solcherart auf einer Humorveranstaltung mit Hans Bergel (links) und Doris Hutter (rechts) auf dem Heimattag in Dinkelsbühl 2014 dozierte, war unsere kleine sächsische Welt noch nicht um einen großen Spaßvogel und Menschenfreund ärmer. Foto: Konrad Klein
Das Projekt Schreibwerkstatt im Stuttgarter Haus der Heimat in Zusammenarbeit mit der Siebenbürgischen Zeitung und der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, mit journalistischen Schwerpunktthemen und fokussiert auf das belletristische Schreiben, konnte er leider nicht zu Ende bringen. Habicher hat daneben auch im Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat und dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde mitgewirkt. Der Verband hat Siegfried Habichers segensreiches kulturelles Wirken für die siebenbürgische Gemeinschaft gewürdigt und geehrt. 1995 wurde ihm das Silberne Ehrenwappen und 2004 das Goldene Ehrenwappen verliehen.

Die Landesgruppe hat durch den Tod von Siegfried Habicher einen guten Freund, einen loyalen Wegbegleiter und Helfer in der landsmannschaftlichen Führungsarbeit, einen Mitstreiter für die siebenbürgisch-sächsische Kultur verloren. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Michael Konnerth, Landesvorsitzender

Schlagwörter: Habicher, Nachruf, Kulturarbeit, Baden-Württemberg, Landesvorstand, Rottweil, Sachen zum Lachen, Foederatio Saxonica Transsilvana

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Neueste Kommentare

  • 23.02.2018, 20:26 Uhr von Doris Hutter: Dieses ehrende Andenken an Siggi wird bei denen, die ihn kannten, wohl immer verbunden sein mit ... [weiter]

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