25. Juni 2019

Hans Pomarius – 90 Jahre auf der Bühne des Lebens

Geboren 1929 im siebenbürgischen Schäßburg, feierte Hans Pomarius am 8. Mai d.J. seinen 90. Geburtstag. Wenige Tage zuvor bezog er gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Luise Pelger Pomarius, ein neues Domizil in Bamberg, aus der Eisgrube ging es in die Hans-Schütz-Straße in der Wunderburg in Bamberg. Nomen est omen.
Hans Pomarius – die Grenzen zwischen dem Menschen, der unbedingt Lehrer werden wollte, und dem Schauspieler fließen ineinander, manchmal fast übergangslos. Belehrend ist er geblieben mit seiner Persönlichkeit, doch ohne erhobenen Zeigefinger. Aus dem Erlebten hat er geschöpft für seine mannigfaltigen Rollen, ist zu dem geworden, als den ihn seine Zuschauer immer wieder auf der Bühne erleben durften.

Hans Pomarius ist im Sternzeichen des Stiers geboren, einem Erdzeichen, das auf Bodenständigkeit schließen lässt, und so blieb er für immer dem Landstrich verbunden, wo er das Licht der Welt erblickt hat.

Naturverbunden seit eh und je waren bis vor kurzem lange Spaziergänge durch das Haingebiet in Bamberg Teil seines täglichen Programms. Doch auch die schönsten Bäume konnten nicht mit den alten Eichen von der Breite in Schäßburg konkurrieren.

Das Leben von Hans Pomarius beinhaltet viele Anfänge, manch einen Neubeginn, Höhen und Tiefen, aus denen er jedoch immer gestärkt hervorging.

Seine „ungesunde Herkunft“, der Vater war ein philosophierender Fabrikant in Schäßburg, kostete ihn seinen Beruf als Lehrer. Danach machte er sein Hobby – die Schauspielerei – zu seinem Beruf, was im entfernten Banat unter einem anderen Namen (er nannte sich nun Hans Baumert) gelang. Am Temeswarer Theater liegt der Grundstein seiner Schauspielkariere. Er brilliert in Ibsens „Peer Gynt“, der Einbildung und Wirklichkeit nicht unterscheidet, und gibt dem Charakter zwischen äußeren Schein und wirklichen Sein ein Gesicht. Er ist König Philipp II. in Schillers „Don Carlos“, der die geforderte Gedankenfreiheit nicht ertragen kann, die der Mensch Hans Pomarius als erstrebenswert erachtet.
Stets geradlinig, streitbar und meinungsstark: ...
Stets geradlinig, streitbar und meinungsstark: der Schauspieler Hans Pomarius – hier mal eher nachdenklich-meditativ (das Foto entstand 2010 auf dem Begräbnis seines guten Freundes Walter Schuller, dem Mann von Bettina Schuller). Foto: Konrad Klein
Stetig der Mensch, wandelbar, ja fast chamäleonartig der Schauspieler. Und kompromisslos. Als er als Informant angeworben wird, kapituliert er, verzichtet, künstlerischer Leiter des Theaters zu werden, und tritt gemeinsam mit seiner Frau Lou die Flucht nach vorne an. Eine erneute Zäsur in seinem Leben. Es geht zurück nach Siebenbürgen, nach Hermannstadt, an die deutsche Abteilung des Theaters. Nun führt er wieder seinen Geburtsnamen Hans Pomarius und wird als solcher vom Publikum gefeiert. Er führt auch Regie.

Doch die Zeit ist im Wandel. Die Reihen lichten sich im Theater. Die Auswanderung spukt in den Köpfen der Menschen. Der Exodus hat begonnen. Auch das Ehepaar Pomarius/Pelger trifft 1979 einen schwerwiegenden Entschluss, die alte Heimat zu verlassen und in die Bundesrepublik auszuwandern. Erst 1984 kommt die Entscheidung zum Tragen. Hans Pomarius ist 55, als er in Bamberg ankommt. Ein Neubeginn voller Zweifel folgt. Den wenigsten ausgewanderten Schauspieler ist ein nahtloses Anknüpfen an den alten Beruf gelungen. Wenige Ausnahmen sind Ernst v. Kraus, Joachim Szaunig, Hannes Höchsmann.

Es gilt noch eine große Schlacht zu schlagen und zu gewinnen. Hans Pomarius schafft den Sprung mit tatkräftiger Hilfe seiner Ehefrau Lou, gute Seele und unermüdlicher Schutzengel an seiner Seite. Es gelingt ihr, den gesundheitlich angeschlagenen Ehemann, der von den Strapazen des Umzugs Blessuren davongetragen hat, aus den Fängen der Krankheit zu befreien. Nichts steht dem Neustart auf der Bamberger Theaterbühne im Wege. Hans Pomarius ist erneut im Leben, diesmal in Bamberg angekommen.

Es folgen beglückende und bereichernde Jahre in Bamberg. Hans Pomarius hat das Glück, in großen Rollen zu glänzen, sei es der Nathan in Lessings „Nathan der Weise“, sei es Midge in Herb Gardners „Ich bin nicht Rappaport“, sei es als Goldberg, der am Kreuz hing in Georg Taboris „Goldberg-Variationen“.

Heute ist Hans Pomarius 90 und das Alter bittet um Einlass. Wie schön, dass es 90 Jahre gewartet hat. Es sucht Asyl bei Hans Pomarius und er gewährt es im Rückblick dankbar für die gelebten Jahre. Das Alter hat es gut mit Hans Pomarius gemeint. Vielleicht weil es großen Respekt vor seiner Geradlinigkeit hat, Respekt auch vor seinem Schutzengel, der Lou heißt und darüber wacht, dass das Alter ihm nicht so sehr zusetzt. Wir wünschen noch viele schöne und pflegliche Jahre in der Wunderburg.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Schauspieler, Schäßburg

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