18. Juli 2020

Kreuz auf Berliner Stadtschloss schlug Wellen - Ehemalige Preußen-Residenz wird Kunst- und Kulturzentrum

Das Berliner Schloss, einst die Residenz der Kurfürsten und Kaiser aus dem Hause der Hohenzollern, aus deren Adelsfamilie auch die Regenten von Rumänien Ferdinand und Michael stammen, ist nunmehr ein fast fertiger Schlossneubau im Barock-Look des Originals.
Über den Gerüsten des wiederaufgebauten Berliner ...
Über den Gerüsten des wiederaufgebauten Berliner Schlosses thront die Kuppel mit dem Kreuz, das Kontroversen auslöste. Foto: Berndt Brussig
Das Original (Baujahr 1443-1894) galt wegen der hauptsächlich von dem Bildhauer und Architekten Andreas Schlüter vor über 300 Jahren im Barock-Stil geschaffenen prächtigen Fassaden und Innenräume als ein Hauptwerk und eine Keimzelle des Barock auf einem Niveau, das mit berühmten Barockbauten etwa in Rom, Wien und Siebenbürgen mit dem barocken Brukenthal Palais auf dem Großen Ring in Hermannstadt korrespondiert. Allein die Schlossfassaden im originären Barock-Stil kosten 80 Millionen Euro, finanziert durch eine Spendensammlung.

Kontroverse um Kreuz als Krönung der Kuppel des Schlossneubaus

Rund um den 29. Mai und natürlich an diesem Tag selbst, als ein Spezialkran gegen 21.00 Uhr die Kuppelkrone mit dem güldenen Kreuz auf den Schlossneubau hievte, war diesmal nicht Corona das dominante Thema, das seit Monaten die Berliner in Atem hält: Vielmehr schlug die Krönung der Kuppel des rekonstruierten Stadtschlosses mit dem Kreuz hohe Wellen in der Spreestadt Berlin. Stichworte wie Kreuz und Stadtschloss befeuerten Emotionen der Berliner, lieferten den Medien willkommene Steilvorlagen für Schlagzeilen und Stellungnahmen der Parteien.

Schloss-Gegner empörten sich, das Kreuz sei der Gipfel, womit sie weiß Gott nicht das Metermaß des Kreuzes von vier Metern in luftiger Höhe meinen, sondern als Gipfel politischer Zumutung beim ohnehin umstrittenen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses seit Baubeginn 2013. Sie argwöhnen, dass das weithin sichtbare Kreuz auf dem imposanten Gebäudeneubau im Barockgewandte als politische Botschaft im Sinne von Alleinanspruch der christlichen Religion dienen könnte. Befürworter des Schlossneubaus hingegen halten solche Argumente für aus der Luft gegriffen.

Humboldt Forum im Gewande des neuen Schlosses als Kunst- und Kulturzentrum

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, CDU, versteht das Kreuz als einen Dialogimpuls: „Dieses Kreuz ist allemal eine Einladung zum Dialog über Nächstenliebe, Toleranz, Weltoffenheit und über die Rolle von Religionen in unserer heutigen globalen Gesellschaft.“ Damit nimmt sie den Kreuz-Kritikern salomonisch den Wind aus den Segeln, indem sie auf die Funktion des neuen Berliner Stadtschlosses verweist, nämlich als Kunst- und Kulturzentrum unter dem Namen „Humboldt Forum“. Diese Powerfrau mit Charme engagiert sich auch für Kulturprojekte in Siebenbürgen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Kirchenburgen oder dem Rumänischen Kulturinstitut Berlin. Die schrittweise Eröffnung des neuen Berliner Schlosses soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Berndt Brussig

Schlagwörter: Berlin, Hohenzollern, Schloss, Kulturpolitik, Kulturzentrum

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