28. November 2020

Kunst im Hotel: Fotografien von Jürgen van Buer auf Schloss Horneck

Gute Hotellerie ist einfach zu definieren: Wenn der Gast das Haus glücklicher verlässt, als er gekommen ist! Nicht zufällig trägt ein Artikel der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) den Titel „Übernachten wie im Märchenschloss“. Gemeint ist das im Oktober 2020 eröffnete Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar.
Hermannstadt 2017, Großer Ring mit ...
Hermannstadt 2017, Großer Ring mit Brukenthalpalais, Rathaus und katholische Kirche. Das Foto hängt im Hermannstadt-Zimmer im Schlosshotel Horneck. Die Einrichtung des Zimmers wurde von Isolde und Bernd Wagner gespendet. Das Foto ziert auch das Cover der Info-Mappe Hermannstadt. Foto: Jürgen van Buer
Kunst ist zeitlos. Verbindet man geschickt die Ausstattung eines Hotelzimmers mit der entsprechenden Kunst, vermittelt man eine Einzigartigkeit des Hauses auf wirkungsvolle Weise. Im Falle von Schloss Horneck kann man von einer perfekten Harmonie in der Konzeption des Ganzen sprechen: Corporate Identity.

Am Anfang war die Spende. Im Januar 2016 konnte Dr. Konrad Gündisch positiv resümieren, der Erhalt von Schloss Horneck in Gundelsheim sei dank der Einsatz- und Spendenbereitschaft unzähliger Begeisterter gesichert. Es sollten die umfangreichen Renovierungsarbeiten beginnen. Im Juli 2018 wurde Schloss Horneck für die Öffentlichkeit geschlossen; nicht bevor ein großes Fest stattgefunden hat. Es sollte das Ende einer vergangenen und den Anfang einer neuen Ära markieren. Als ein wichtiger Programmpunkt des Festes war auch eine Fotoausstellung vorgesehen. Dr. Gündisch machte mehrere Führungen durch das Schloss, um die historische Bedeutung des Sitzes des Deutschmeisters auf Schloss Horneck den zahlreichen Besuchern zu verdeutlichen. So konnte man wahrnehmen, dass in den ehemaligen Fürstenzimmern die Fotos von Prof. Dr. Jürgen van Buer ausgestellt waren. Für Kenner eine gute Gelegenheit, die Kirchenburgen-Fotos, die erstmals zu Pfingsten 2016 in der St.-Pauls-Kirche in Dinkelsbühl ausgestellt waren (SbZ, Folge 8 vom 31. Mai 2016, S. 10), erneut zu bewundern. In der allgemeinen Euphorie deutete Prof. van Buer an, er sei bereit, einige seiner Kirchenburgen-Fotos für Schloss Horneck zu spenden.

Jürgen van Buer nutzte seit jeher seine akademischen Aufenthalte, die ihn rund um den Globus führten, um Orte mit der Kamera festzuhalten. In Vancouver 1998 findet seine erste Ausstellung statt; er zeigt „Berlin“, seine Wahlheimat. So kann er in Damaskus (2008) auch seine Bilderfolge „Syrische Impressionen“ präsentieren. Es folgen viele andere Ausstellungen in Ungarn, in Österreich und immer wieder in Berlin. Seine Dauerausstellung in der Humboldt-Universität ist ein Zeugnis der Wertschätzung, der er sich in Berlin erfreut. Die Themen, an denen sein Auge haften bleibt, sind vielfältig. Eine Konstante der letzten Jahre ist die Alhambra. Er war unzählige Male dort. Während einer Ungarnreise 2014 fotografierte er die ostungarischen Dorfkirchen und wagte ­einen ersten Abstecher nach Siebenbürgen. Die Monumentalität der Kirchenburgen faszinierte ihn. Er kehrte in den folgenden Jahren noch zweimal nach Siebenbürgen zurück, um Kirchenburgen, Dörfer und Städte mit seiner Kamera festzuhalten.

Nach der ersten Präsentation des neuen Themas: Kirchenburgen in Siebenbürgen, wurden in rascher Folge mehrere Ausstellungen in Nürnberg, Regensburg, München, Schloss Horneck und 2018 in Hermannstadt gezeigt, allesamt von Josef Balazs kuratiert (SbZ, Folge 19 vom 5. Dezember 2018, S. 7). Zusammen mit ihm entstand 2018 auch ein Opus Magnum der Kirchenburgen Siebenbürgens, der Bildband „Der befestigte Glaube – Kirchenburgen in Siebenbürgen“. Den historischen Teil des Bandes bestritt Dr. Konrad Gündisch.
Die Info-Mappe Zeiden. Das blau-rote-Band ist das ...
Die Info-Mappe Zeiden. Das blau-rote-Band ist das Erkennungszeichen aller Schloss-Horneck-Publikationen. Jürgen van Buers Foto zeigt die Kirchenburg Zeiden mit Kornkammern und Wehrturm.
Als man zeitlich so weit war, die renovierten Zimmer auf Schloss Horneck zu gestalten, erinnerte sich Dr. Konrad Gündisch an das Foto-Spenden-Angebot und schrieb im Oktober 2019 an Prof. van Buer, dass die Umbauarbeiten auf Schloss Horneck zügig voranschreiten. Man habe vor, die Übernachtungszimmer nach siebenbürgischen Ortschaften zu benennen. Sie sollen entsprechend auch einen bildmäßigen Bezug zum jeweiligen Ort aufzeigen. Weiter heißt es in dem Schreiben, die Innenarchitektin und auch der Pächter wären von den Fotos sehr angetan und fragten, ob der Künstler sich vorstellen könne, für sämtliche Zimmer Fotos zu spenden.

Bereits im Februar 2020 verkündet man hoffnungsvoll in der Siebenbürgischen Zeitung „Die Sterne sind erreichbar“. Konkret heißt es, nach den Umbauarbeiten sollen ab Mitte Juli insgesamt 32 Zimmer verfügbar sein. „In den Zimmern werden Prof. Jürgen van Buers ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Fotografien von Kirchenburgen in Siebenbürgen präsentiert, die der Künstler kostenlos zur Verfügung gestellt hat. … So könne man neugierig machen auf Siebenbürgen und erfülle einen wesentlichen Zweck der Förderung der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), nämlich die Geschichte und Kultur Siebenbürgens im Schloss zu präsentieren!“

Im April 2020 berichtet die Siebenbürgische Zeitung von einer Begehung aller Übernachtungszimmer, um den passenden Ort und die Größe der Bilder zu bestimmen. „Mit dem Berliner Fotograf Prof. Jürgen van Buer steht Dr. Konrad Gündisch in Kontakt bzgl. der Aufbereitung seiner eindrucksvollen Schwarzweißfotografien von siebenbürgisch- sächsischen Kirchenburgen.“

Der enorme Einsatz von Dr. Konrad Gündisch blieb nicht ohne Anerkennung. Bereits im Mai 2019 wird ihm durch Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters der Bundesverdienstorden nebst Verleihungsurkunde überreicht. In ihrer Laudatio hob Staatsministerin Grütters Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar besonders hervor. Das Schloss sei zu einem „pulsierenden Kulturzentrum“ geworden, vor allem auch dank Gündischs Engagement. Als „bedeutender Erinnerungs-, Begegnungs- und Identifikationsort der Siebenbürger Sachsen“ lebe auch dort die Kultur der Siebenbürger Sachsen in Deutschland weiter.

Neben den Kirchenburgen-Bildern gesellen sich in den Räumen und Fluren des Schlosses auch unzählige andere Fotos, die die Städte Siebenbürgens darstellen. Durch eine sehr gelungene Auswahl ist es dem Künstler Jürgen van Buer gelungen, den Besuchern des Schlosshotels Horneck ein lebendiges Bild Siebenbürgens zu vermitteln.

Josef Balazs

Schlagwörter: Schloss Horneck, Hotel, Kunst, Fotogafien, van Buer

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