17. August 2021

Bad Kissingen ist UNESCO-Weltkulturerbe: Führungen mit Gustav Binder als Badkommissar

Die UNESCO hat die Kurorte Baden Baden, Bad Ems und Bad Kissingen als Teil der „Großen Bäder Europas“ in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Elf renommierte Kurstädte in Europa hatten sich gemeinsam als „Great Spas of Europe“ beworben. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation traf die Entscheidung am 24. Juli im chinesischen Fuzhou. Die Nachricht löste große Freude in Bad Kissingen aus. Seit dem 7. August werden nun jeden Samstagabend Erlebnisführungen angeboten, teilte das Bayerische Staatsbad Bad Kissingen mit. Gustav Binder führt als Badkommissar Alexander von Moreau im eleganten Anzug mit Melone und Regenschirm Gäste unter dem Motto „Menschen – Kultur – Landschaft“ durch Bad Kissingen. Der Siebenbürger Sachse ist Studienleiter des „Heiligenhofs“, für dessen Gäste er kostenlose Führungen bietet.
Abendliche Runde mit dem Badkommissar Gustav ...
Abendliche Runde mit dem Badkommissar Gustav Binder. Foto: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH, Nina Pereira Santo
Bei der 90-minütigen „Abendlichen Runde mit dem Badkommissar“ führt Gustav Binder als Badkommissar durch Bad Kissingen und gibt Gästen einen Überblick über die Geschichte und Sehenswürdigkeiten des Bayerischen Staatsbads. Der Weg führt von den historischen Kuranlagen über den Innenhof des Luitpoldbads durch die Altstadt bis in den Rosengarten. Im Mittelpunkt der Führung stehen die Menschen, die Kultur und die Landschaft: Ob prominente Kurgäste, Förderer wie Fürstbischöfe, bayerische Könige, Baumeister und Architekten, die historischen Gebäude im Stadtgebiet wie Regenten- und Arkadenbau, Wandelhalle, Kurtheater, Hotels, Kirchen, Villen, Schlachthof, das musikalische und kulturelle Leben oder die Heilquellen und die Garten- und Parkanlagen – die Gäste erfahren alles Wissenswerte zu Bad Kissingen.

Zudem verrät Gustav Binder das ein oder andere Geheimnis: „Die Namensgebung für die zwei Hauptquellen Rakozy und Pandur ist für die Historiker und alle Stadtführer eine Herausforderung, denn befriedigende Antworten kann keiner geben.“ Über die Benennung der Quellen kann der gebürtige Siebenbürger Sachse, der somit Landsmann von Ferencz Rákóczi II. ist, die Interessierten an der Führung aufklären. Und von ihm erfahren sie auch die richtige Aussprache und Schreibweise des Namens Rákóczi Ferencz.

Was ist ein Badkommissar?

Ein Badkommissär oder -kommissar ist die frühere Bezeichnung für die heutigen Kurdirektoren bzw. Kurdirektorinnen, heißt es in der Pressemitteilung. Für diese neue Führung dient Alexander von Moreau (1860 bis 1937) als Vorbild, der von 1906 bis 1927 Bezirksamtmann, Polizeipräsident, und zugleich Badkommissar war.

„Die Führung mit dem Badkommissar erweitert unser Angebot um eine interessante Erlebnisführung, denn wer möchte nicht von einer solchen historischen Persönlichkeit herumgeführt werden?“, sagt Sylvie Thormann, Kurdirektorin und Geschäftsführerin der Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH, schmunzelnd. Gustav Binder erklärt, warum er sich für diese historische Person entschieden hat: „Auf die Person des Badkommissars Alexander von Moreau bin ich gekommen, weil er genau 100 Jahre vor mir geboren wurde und vor und nach dem Ersten Weltkrieg hier tätig war. Wir wissen ja, dass die große Zeit Bad Kissingens die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Weltkriegs war. Die 1920er Jahre waren geprägt von äußerster Verarmung durch Krieg und Spanische Grippe, vielen Kriegsversehrten, Hunger und Hyperinflation. Außerdem hatte Deutschland sich ja alle Nachbarn zu Feinden gemacht, was Bad Kissingen als mondänen Kurort für Hoch- und Finanzadel, die ja auch teilweise Kopf, Amt und Geld verloren hatten, schwer getroffen hat.“ Nach den beiden Weltkriegen habe das Kurleben jeweils neu begonnen. „Jetzt starten wir wieder nach einer Katastrophe, wenn auch bei Weitem nicht so schlimm, wie die Folgen der Weltkriege“, sagte Gustav Binder. „Ich stelle also den Badkommissar vor genau 100 Jahren dar, der die gute alte Zeit kannte und auf den neuerlichen touristischen Aufbruch wartet. Eine Parallele zu unserer Zeit?“

Zudem erzählt der 61-jährige Kronstädter, wie er zum Stadtführer wurde: „Ich wohne seit über 16 Jahren in Bad Kissingen und arbeite hauptberuflich in der Bildungs- und Begegnungsstätte ‚Der Heiligenhof‘ als Leiter der politisch-historisch-kulturellen Bildungsarbeit. Mit vielen unserer Seminargäste habe ich – sofern es das Programm zulässt – einen Stadtspaziergang unternommen. Auch haben wir in unserem Bildungsprogramm Themen mit Bezügen zur Stadtgeschichte aufgenommen, so zum 200. Geburtstag von Otto von Bismarck oder dem Deutsch-deutschen Krieg von 1866. Im Laufe der Jahre habe ich die Schönheiten Bad Kissingens, seine Geschichte sowie das reichhaltige kulturelle Angebot kennen- und schätzen gelernt. Ich habe an keinem Ort länger gelebt und fühle mich in dieser Umgebung sehr wohl. Vor einigen Jahren habe ich mich als Stadtführer beworben, um eine Nebenbeschäftigung als zukünftiger Rentner – es dauert bis dahin aber noch – zu haben. Diese Tätigkeit hat mir ebenfalls viel Spaß gemacht, so dass ich das nun als Badkommissar noch etwas erweitern kann.“

Eintrittskarten sind für 8 Euro (ermäßigt 4 Euro) in der Tourist-Information Arkadenbau, telefonisch unter (09 71) 8048-444, online unter www.badkissingen.de/gaestefuehrung oder unter der E-Mail-Adresse: kissingen-ticket [ät] badkissingen.de erhältlich.

Schlagwörter: Heiligenhof, Gusti Binder, Bad Kissingen, Kronstadt, UNESCO

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