3. November 2022
Rudolf Girsts exzellente Fotos: Von Hermannstadt nach Bistritz und ins Burzenland
Die Kirchenburgen und Kirchen prägen seit Jahrhunderten das Erscheinungsbild der Dörfer und Städte, in denen Siebenbürger Sachsen leben oder gelebt haben. Nachdem in den neunziger Jahren zahlreiche deutsche Einwohner ausgewandert sind, bleiben die Kirchen vielerorts letzte sichtbare Zeugnisse unserer Volksgruppe. Die imposanten Kirchenburgen haben Rudolf Girst schon in früheren Jahren fasziniert und so wurden sie zu oft fotografierten Motiven bei seinen acht Reisen durch Siebenbürgen. Auf seiner jüngsten Reise dokumentierte er die Kirchenburgen erstmals auch aus luftiger Höhe mit Drohnenbildern. Seine Luft- und Bodenbilder bringt Rudolf Girst nicht nur durch Vorträge unter die Leute, sondern er bietet sie auch im Internet zum kostenlosen Herunterladen an. Rudolf Girst berichtet.

Als ich nach der Reise 2017 weit über 200 Kirchen fotografiert hatte (etwa die Hälfte auch mit Innenaufnahmen), kam das vorläufige Ende dieses Foto-Projektes. Danach hielt ich eine Reihe von Vorträgen für unsere Landsleute im süddeutschen Raum, von Ravensburg bis Fürth und von Waldkraiburg bis Heilbronn, ja sogar im oberösterreichischen Vöcklabruck. Weitere Vorträge und eine gebuchte Reise nach Siebenbürgen fielen danach leider den Beschränkungen der Corona-Pandemie zum Opfer.
Im Frühjahr 2022 erhielten wir überraschenderweise eine Einladung zu einem Klassentreffen in Viktoriastadt, so dass wir spontan Pläne zu einer Siebenbürgenreise schmiedeten. Dabei wollten wir auch Nordsiebenbürgen bereisen, um manche Kirchenburg auch aus luftiger Höhe mit einer neu angeschafften Minidrohne zu fotografieren.
Ende Juni sollte sich unsere Anreise nach Siebenbürgen als Abenteuer entpuppen wegen des Chaos im europäischen Luftverkehr, mit Flugverspätungen und -streichungen. Nach einer zunächst dreistündigen Verspätung wurde uns mitgeteilt, dass der Flug von Memmingen nach Hermannstadt annulliert wird. Unser Reiseplan mit Mietauto und gebuchten Unterkünften für die nächsten Tage schien sich in Luft aufzulösen. Mangels Alternativen nahmen wir den angebotenen Flug nach Klausenburg an und erreichten die nordsiebenbürgische Großstadt mit vier Stunden Verspätung um Mitternacht. Glücklicherweise nahmen uns Mitreisende auf die 180 km lange Weiterfahrt nach Hermannstadt mit, und nach der Übernahme des Mietautos kamen wir 4 Uhr morgens im Hotel zur wohlverdienten Bettruhe. Also eins ist klar, entspannt reisen geht anders …
Nach einem Kurzbesuch der Hermannstädter Altstadt und der renovierten evangelischen Stadtpfarrkirche konnten wir unsere Reise bis Schäßburg fortsetzen, u.a. mit Stopps in allen sächsischen Dörfern, die auf der Strecke lagen. Etwas abseits lagen zwei Dörfer, die wir bis dahin noch nicht besucht hatten: Petersdorf bei Marktschelken und Puschendorf bei Mediasch. In Arbegen, Hetzeldorf, Großalisch u.a. konnten Pilot und Minidrohne die ersten Flugversuche machen und etwas Erfahrung sammeln.
Der nächste Reisetag führte uns von Schäßburg über Sächsisch-Regen nach Bistritz, eine ca. 270 km lange Fahrt mit vielen Abstechern in Seitentäler mit ehemals sächsischen Dörfern. Die Flucht und Evakuierung der deutschen Bevölkerung zum Ende des Krieges im Herbst 1944 hat dazu beigetragen, dass in vielen Dörfern des Nösnerlandes schon länger keine Sachsen mehr leben. Viele evangelische Kirchen wurden von anderen Religionsgemeinschaften (meistens der rumänisch-orthodoxen) übernommen und werden somit genutzt. Wo das nicht passiert ist, da stehen Ruinen wie z.B. in Großeidau, Moritzdorf oder Senndorf. In Niederneudorf und Wermesch sind die Kirchen wegen Geldmangels dem Verfall preisgegeben. In Mönchsdorf war die 1260 errichtete romanische Basilika und damit wahrscheinlich die älteste Kirche Nordsiebenbürgens leider geschlossen und nicht mehr als Museum geöffnet wie bei unserem Besuch 2014. Wegen Renovierungsarbeiten konnten wir auch die Kirche in Bistritz nicht besichtigen.

Von Schäßburg ging es über Jakobsdorf bei Agnetheln (Heimatdorf meiner Eltern) und Agnetheln nach Viktoriastadt, eine Kleinstadt am Fuße der Fogarascher Karpaten, wo ich die ersten 20 Jahre meines Lebens verbracht habe. Die renovierten Kirchen in Agnetheln und Großschenk waren unterwegs genauso Höhepunkte wie die Drohnenflüge in sechs Ortschaften, u.a. in Jakobsdorf, Schönberg oder Kleinschenk.
Der nächste Morgen in Viktoriastadt hatte für uns eine weitere Überraschung parat, denn unser Mietwagen hatte eine Reifenpanne. Nach zügig erfolgter Reparatur besichtigten wir das ehemalige Zisterzienserkloster in Kerz und einige Dörfer im sogenannten Krautwinkel, nämlich Martinsberg, Braller, Tarteln, Groß- und Kleinschenk. Und die Minidrohne durfte wieder in die Lüfte steigen. In einer Pension im Urlaubsgebiet von Sâmbăta de Sus am Fuße der Fogarascher Karpaten gab es dann das Klassentreffen mit den früheren Kollegen und Kolleginnen vom Viktoriastädter Industrielyzeum.

Wertvolle Fotos zum kostenlosen Herunterladen
Diese achte Siebenbürgenreise führte uns zu 83 Kirchen der Siebenbürger Sachsen. Das Bildmaterial ist inzwischen in eine Fotoshow eingeflossen. Die Bilderschau ist Zusammenfassung aller Siebenbürgenreisen und zeigt die Kirchenburgen und Kirchen in 238 Orten, 101 davon mit Innenaufnahmen und 27 mit Drohnenfotos. Vier Fotoshow-Varianten mit geografischer Anordnung oder mit alphabetischer Sortierung der Bilder, ein Videofilm (mp4-Format) mit Chormusik untermalt, ein Fotobuch und die Fotos von allen acht Siebenbürgenreisen sind unter dieser Internetadresse zu sehen: http://rgirst.de/sbbg-kirchen.htm (die Google-Suche „rgirst“ liefert diese Adresse auch).Der Film und die Bilder, insbesondere die faszinierenden Drohnenfotos, werden unter dieser Adresse auch zum kostenlosen Herunterladen angeboten. Aus der Fülle dieses Fotomaterials biete ich gerne Vorträge über siebenbürgische Kirchenburgen für die Kreisgruppen und Heimatortsgemeinschaften an. Bei Interesse bitte ich um Kontaktaufnahme per E-Mail: rudolf.girst [ät] gmx.de.
Rudolf Girst, München
Bildergalerie von Rudolf Girst auf Siebenbuerger.de:Von Hermannstadt nach Bistritz und ins Burzenland
Schlagwörter: Fotos, Luftbildaufnahmen, Rudolf Girst, Kirchenburgen
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- 10.11.2022, 08:30 Uhr von Melzer, Dietmar: Schade, dass von den kleineren Orten der Haferlandes keine Fotos vorhanden sind, wie z.B. Deutsch ... [weiter]
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