4. März 2024
„Die Kirchenburgen haben ihre Menschen verloren“: Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Philipp Harfmann, hielt Vortrag in Luckau
Am Abend des 22. Februar folgte im Gemeindesaal der evangelischen Kirche St. Nikolai Luckau eine begeisterte Zuhörerschaft den Ausführungen Philipp Harfmanns, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, über die Kirchenburgen in Siebenbürgen und die Arbeit der Stiftung.

Zu Beginn stellte Harfmann einige der 165 Kirchenburgen, von denen sieben zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, 102 Dorfkirchen und zehn Grafenburgen sowie Flucht- und Höhenburgen vor, die ab dem 13. und 14. Jahrhundert entstanden und im Mittelalter zu Wehrburgen befestigt und ausgebaut worden waren. Die Zuschauer konnten sich ein Bild von der baulichen Vielfalt machen, von renovierter, historisch belassener Bausubstanz bis hin zu Ruinen verlassener Kirchenburgen.
All dieses Erbe ging schlagartig nach der großen Auswanderungswelle nach 1990 in den Besitz der EKR über. Die Stiftung Kirchenburgen wurde als Unterstützung der EKR 2015 gegründet und hat als Schirmherren den Präsidenten Rumäniens und den Bundespräsidenten.
Die Schwerpunkte der Tätigkeiten der Stiftung, die mit Beispielen erläutert wurden, sind:
Denkmalpflege mit Schulungen zur Erhaltung der Substanz, Dächerprogramm, Notprogramm, Pflegeprogramm, Erhaltungsprojekte für Kirchen mit Perspektiven, Uhrenprogramm
Nutzungserweiterung: Es sollte keine Kirche entwidmet werden. Beispielhaft für die Erweiterung wurde Holzmengen gezeigt, wo jährlich ein Musikfestival und ein Weihnachtsmarkt stattfinden, und Kirtsch, wo das Burghüterhaus mit EU-Mitteln repariert wurde. Es entstehen dort Gästezimmer, wo sich Mitte März die ersten Testgäste einfinden werden.

Tourismus: Auf diesem Gebiet wird mit Projektpartnern zusammengearbeitet.
Fachtourismus: Unterstützung und Folgeaktivitäten ergeben sich durch Besuche von Fachverbänden und Studierenden, die ihre Arbeiten in dem Fachbereich schreiben.
Die Tätigkeiten im Bereich Bildung sind vielfach. Es wird Aus- und Weiterbildung mit dem Schwerpunkt „Arbeit mit Stein“ angeboten, da in diesem Bereich Fachkräftemangel herrscht.
Der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird große Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurde ein Quiz, ein Memory-Spiel und ein Kartenquartett entwickelt, wo Elemente der Kirchenburgen integriert sind und die man erwerben kann. Schulklassen organisieren Ausflüge und verwenden das Material. Ein Nebeneffekt ist, dass dabei die Eltern für die Denkmalpflege sensibilisiert werden.
Ein wichtiger Punkt der Öffentlichkeitsarbeit ist die Wanderausstellung. Es ist geplant, dass diese Wanderausstellung zu Sommeranfang auch in Luckau besichtigt werden kann.
Fundraising ist ein sehr wichtiges Anliegen der Stiftung. Ohne Geld kann man keine Projekte verwirklichen.
Nach einer kurzen Zusammenfassung hatten die sehr interessierten Zuhörer Gelegenheit, zu diskutieren und dem Referenten Fragen zu stellen. Im Raum stand zuerst die Frage, wozu die Kirchen(burgen) hier wie dort noch mit so viel Aufwand erhalten werden sollen. Diskutiert wurde die Nutzungserweiterung. Man möchte dem entgegentreten, Kirchen zu entwidmen. Eine Zuhörerin nannte das Beispiel einer Kirche in Brandenburg, in der sich nun eine Bank befindet. Durch Nutzungserweiterung könnten die Dorfbewohner aktiv beteiligt und zu Teilhabern der Wertschöpfung werden. Für den inhaltlich interessanten und gut präsentierten Vortrag dankte man am Ende Philipp Harfmann mit den Schlussworten: „Der Vortrag hat mir sehr, sehr gut gefallen.“
Schlagwörter: Vortrag, Kirchenburgen, Siebenbürgen
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