10. April 2023

Fotokultur und Bildgeschichte: Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis 2023 für Konrad Klein und Martin Eichler

Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis, die höchste von den Siebenbürger Sachsen vergebene Ehrung für wissenschaftliche und künstlerische Leistungen, wurde für das Jahr 2023 den Fotografen Konrad Klein und Martin Eichler zuerkannt. Der Preis wird in feierlichem Rahmen am Pfingstsonntag, dem 28. Mai, 17.00 Uhr, während des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in der St. Paulskirche in Dinkelsbühl verliehen.
Konrad Klein neben einem Denkmal von Kaiserin ...
Konrad Klein neben einem Denkmal von Kaiserin Elisabeth („Sisi“) in Halmagen, dessen Geschichte er 2014 für unsere Zeitung aufgeschrieben hatte. Foto: Angela Moga
Konrad Klein und Martin Eichler haben mit ihren Bildern während der letzten Jahrzehnte die visuelle Wahrnehmung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich bis hin nach Siebenbürgen wie kaum jemand anders geprägt. Beide Preisträger sind seit rund fünf Jahrzehnten sowohl fotografisch als auch dokumentarisch aktiv, mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten: Während Klein derzeit sicher der beste Kenner der siebenbürgisch-sächsischen Foto- und Bildgeschichte ist und seine Recherchen und Erkenntnisse in zahlreichen Beiträgen und Veröffentlichungen nachzulesen sind, hat Eichler über Jahrzehnte hinweg das gesamte sächsische Siedlungsgebiet regelmäßig fotografisch dokumentiert.

1952 in Hermannstadt geboren, studierte Konrad Klein zunächst Germanistik und Rumänistik in seiner Heimatstadt. Nach seiner Auswanderung 1979 entschloss er sich nochmals zu einem Studium der Religionswissenschaften in München, wo er auch Ethnologie bei Professor L. Vajda hörte. Danach war er bis 2018 Deutsch- und Religionslehrer in Gauting bei München und war ständiger Mitarbeiter der Siebenbürgischen Zeitung, die bis 2007 in seiner Nähe (Starnberg) gedruckt wurde.

Bereits als Fünftklässler hatte er sich einem Hobby zugewandt, das zu seinem Lebensthema werden sollte: der Fotografie und später der siebenbürgischen Foto- und Bildkultur ganz allgemein. So gibt es heute den Chronisten Klein, der als Fotograf seit Jahrzehnten siebenbürgisch-sächsisches Geschehen dokumentiert. Daneben gibt es den Sammler Klein, der zu nahezu jedem Ereignis das passende Bild aus seinem großen Archiv zur Verfügung stellen kann. Nicht zuletzt gibt es aber auch den Kulturjournalisten Klein, der insbesondere in der Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde sowie der Siebenbürgischen Zeitung zahllose Artikel und Aufsätze über – zumeist siebenbürgische – Maler, Zeichner, Fotografen, Architekten und andere Künstler oder Persönlichkeiten, aber auch über Kino- und Filmgeschichte geschrieben hat, ebenso ein Standardwerk über Ansichtskarten („Grüße aus dem Bärenland“). Erwähnt werden soll an dieser Stelle auch seine (Mit-)Arbeit an mehreren Büchern, für die er entweder als (Mit-)Herausgeber, Verfasser von Texten oder Lieferant von Bildern verantwortlich zeichnet, allen voran beim „Lexikon der Siebenbürger Sachsen“.
Konrad Klein (l.) mit der Leiterin des Teutsch ...
Konrad Klein (l.) mit der Leiterin des Teutsch-Hauses Dr. Gerhild Rudolf bei seiner Einführung in die von Christian Lindhorst und ihm konzipierten Ausstellung mit Aufnahmen aus dem Nachlass der Fotografen-Brüder Emil und Josef Fischer im November 2012 in Hermannstadt. Aus diesem Anlass hatte er auch einen leider längst vergriffenen Katalog zum Schaffen der beiden Brüder, inklusiv von jenem von Oskar Pastior sen., verfasst („Jenseits des Verschwindens“, Schiller Verlag 2012). Rechts der ADZ-Journalist Holger Wermke. Foto: Dana Ackermann
Martin Eichler wurde 1954 in Bützow/Mecklenburg geboren und wuchs in Ludwigslust auf. Er studierte Theologie und hörte Kunstgeschichte in Rostock. Nach Abschluss seines Studiums und erster Berufserfahrung erfolgte 1982 seine Ausreise in den Westen. Dort konnte er dann seinem lang gehegten Wunsch, der sich in der DDR nicht hatte verwirklichen lassen, nachgehen und studierte Kommunikationsdesign und Fotografie in Darmstadt. Seit 1988 arbeitete er als freier Fotograf mit dem Schwerpunkt Architektur-, Museums- und Reisefotografie. Siebenbürgen und die Faszination der Kirchenburgen hatte er kennengelernt, als er 1973 an die bulgarische Schwarzmeerküste trampte. Seither ließ ihn die Region mit ihrer Landschaft, ihren Kirchen und Kirchenburgen, aber auch ihren Menschen nicht mehr los.

Martin Eichler, 2023. Foto: Friederike Eichler ...
Martin Eichler, 2023. Foto: Friederike Eichler
Während die meisten Reisenden sich vor der Wende noch auf das Festhalten von Urlaubserinnerungen beschränkten, fotografierte Martin Eichler bereits in den 1980ern – trotz der Schikanen durch das sozialistische Rumänien – auf hohem technischen Niveau und schuf so professionelle und vor allem detailreiche Bilder. Als er 1985 den „Bilderdienst Siebenbürgen“ gründete, in dem er 1986 seinen ersten Kalender mit dem Titel „Bilder aus Siebenbürgen“ herausbrachte, begründete er eine Tradition, die für viele siebenbürgisch-sächsische Familien bis heute eine große Rolle spielt. In unzähligen Haushalten ist dieser „Klassiker“ seither Jahr für Jahr zu finden, auch wenn das Angebot des Bildverlags Eichler (Verlagsmotto: „Wir zeigen die schönen Seiten Siebenbürgens“) längst um Postkartenkalender, Landschaftskalender oder auch Aufnahmen von Innenräumen siebenbürgisch-sächsischer Kirchen erweitert wurde. Nicht zuletzt durch seine Bildbände und zahlreichen Ausstellungen hat Martin Eichler das Bild Siebenbürgens wesentlich beeinflusst.

Bei beiden Preisträgern kennt die breite Öffentlichkeit häufig nur jeweils einen Aspekt des Schaffens: bei Klein die in allen aktuellen Medien anzutreffende, einfühlsame Porträtfotografie, bei Eichler vor allem seine opulenten Bildbände und die Bildkalender, die er für Siebenbürgen überhaupt erst populär gemacht hat. In beiden Fällen geht das Engagement aber weit darüber hinaus und ist dadurch ohne Frage auszeichnungswürdig. Die Wirkungsbereiche beider Preisträger ergänzen sich sehr gut, in der gemeinsamen Würdigung in Dinkelsbühl aber lässt sich feststellen, dass sie die heutigen Sehgewohnheiten der Siebenbürger Sachsen vor allem auch durch die Langfristigkeit ihres Wirkens maßgeblich mitgeprägt haben.
Martin Eichler mit dem bekannten Schweizer ...
Martin Eichler mit dem bekannten Schweizer Luftbildfotografen Dr. Georg Gerster (gest. 2019) bei der Vorstellung des von ihnen fotografierten Bildbandes „Das Burzenland“ im Münchner Haus des Deutschen Ostens am 17. Dezember 1998. Rechts der Herausgegeber und Autor der Texte Martin Rill mit Literaturhistoriker Dr. Stefan Sienerth. Foto: Konrad Klein
Beide Preisträger stellen ihre Arbeit und ihre Leidenschaft während des Heimattags in Dinkelsbühl vor. Die Laudationes bei der Preisverleihung am Pfingstsonntag um 17.00 Uhr in der St.-Paulskirche halten Hans-Werner Schuster und Michael Gross.

Dagmar Seck

Schlagwörter: Heimattag 2023, Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis, Konrad Klein, Martin Eichler

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