23. Juli 2025
Vom Dichten und anderen schönen Künsten
Beim Suchen nach alten Fotos von Franz Hodjak stieß ich die Tage auf einen fast vergessenen Briefwechsel mit ihm. Kurz nach seiner Lesung „Weggefährte Wort“ im Münchner IKGS (vgl. meine Kurzbesprechung in der Siebenbürgischen Zeitung vom 31. Juli 2006, S. 9, und SbZ Online vom 23. Juli 2006) schickte ich ihm neben den damals entstandenen Bildern auch ein aktuelles Interview aus der Süddeutschen Zeitung mit dem Maler Georg Baselitz.

Natürlich eine Steilvorlage, die ich unserem nun leider verstorbenen Meister zukommen lassen musste. Seine Antwort fiel ebenso apodiktisch aus und sei hier vollständig wiedergegeben, weil sie eine Absage an Gebrauchslyrik wie auch an alles Außerkünstlerische überhaupt ist, die etwas von seinem künstlerischen Credo verrät: „Was Baselitz über Heimat sagt, geht ja in Ordnung, aber wenn er meint, eine angemessene Antwort könnten Gedichte zu diesem Thema sein, irrt er natürlich. Ein Gedicht, das dies zu tun versucht, ist eben keins, davon gibt es unzählige Beispiele. Genau so wie das in der Malerei oder gar Bildhauerei nicht klappen kann. Auch davon zeugen viele unsägliche Versuche.“
Um dann noch nachzuschieben, dass ihm die Worte eines anderen Künstlers mehr imponiert hätten: „Ein allerdings viel klügeres und wuchtigeres Interview habe ich vor Jahren von Anselm Kiefer in art gelesen, hochintellektuell, womit ich natürlich nicht sagen will, dass dies Interview von Baselitz nicht ohne wäre.“ Nun ja, wir leben alle auf dieser Erde, aber jeder in einer anderen Welt, wie Hodjak in einem seiner Aphorismen diagnostiziert. Hauptsache, wir leben. Aber nicht zu übersehen, dass sich der Tod und das Sterben seit langem durch sein Oeuvre zogen.
Konrad Klein
Schlagwörter: Hodjak, Konrad Klein
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