23. Dezember 2025
Zwei Mecklenburger und die Kunst des Weihnachten-Feierns
Zwischen Mecklenburg, München und „Kirche und Heimat“ – Wie feiert ein Mecklenburger Weihnachten, der heute in München lebt und sich zugleich tief in der siebenbürgischen Gemeinschaft verwurzelt weiß? Martin Eichler, Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2023, Mitglied im Vorstand der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD – Hilfskomitee e.V., und seit fünf Jahren Gestalter der Seiten von „Kirche und Heimat“, lässt uns an seinem sehr persönlichen Weihnachtsbrauchtum teilhaben. Zwischen Engagement im Ehrenamt und dem arbeitsreichen Jahresendspurt in seinem Kalenderverlag bleibt Weihnachten für ihn und seine Frau Friederike ein bewusst klassisch begangenes Fest.

Am Heilig Abend gehört natürlich der Besuch der Christvesper zum Programm, nicht um 15 Uhr, die ist für Familien mit Kindern, nicht um 23 Uhr, da sitzen wir im Weihnachtszimmer, sondern um 18 Uhr, da sind die Vorbereitungen abgeschlossen, man kommt innerlich zur Ruhe und in der Kirche gibt es die richtige Mischung aus weihnachtlicher Fülle und Bewegung und andachtsvoller Besinnung und vielen Liedern zum Mitsingen. Wieder zu Hause, folgt bei weihnachtlicher klassischer Musik und angezündeten Kerzen das vegetarische Abendessen mit großer Käseplatte und italienschen Vorspeisen, nicht ohne vorher noch mit Hilfe des Selbstsauslösers das obligatorische Weihnachtsfoto mit Baum gemacht zu haben. Danach werden wechselweise die Geschenke ausgepackt. Wir beide schenken uns gern ein paar Bücher und unter dem Tisch haben sich in den Vorweihnachtstagen etliche Päckchen und Pakete von unseren Lieben aus der Ferne angesammelt. Dann gibt es die Mecklenburger Götterspeise, unsere traditionelle Familienspezialität. Und dann kommt bis ungefähr 2.30 Uhr der ausführlichste Teil: das Lesen und Vorlesen der Weihnachtspost. Alle Klappkarten bekommen dann eine Vorzugsbehandlung und werden unter dem Weihnachtsbaum drapiert. Ja, und dann geht‘s ins Bett.
Am ersten Feiertag heißt es dann trotzdem „früh“ aufstehen. In unserer Gemeinde ist oft Gottesdienst auf Sparflamme. Da wir es eher festlich lieben, gehen wir in manchen Jahren dann in die katholische Münchner Frauenkirche zur zweistündigen Festtagssmesse mit großartiger Musik von Kantorei und Domorchester und meist eindrücklicher Predigt von Kardinal Marx. Natürlich lassen wir auch andere an unserem Weihnachtszauber Anteil nehmen. Wir laden Freunde und Nachbarn ein, um gemeinsam in unserer Weihnachtsstube zu sitzen, Dresdner Stollen, Nürnberger Lebkuchen und Selbstgebackenes zu genießen und den Kerzen beim langsamen Abbrennen zuzusehen. Diese „vier Wochen zwischen Weihnachten und Neujahr“ sind für uns eine wichtige Zeit zum Innehalten und Kraft Schöpfen nach dem aufreibenden Jahresendgeschäft in meinem Kalenderverlag - und Versand.
Am 7. Januar wird dann der Baum „abgeputzt“, die Äste abgeschnitten und der Stamm in handliche Stücke gesägt für den Kamin meiner Cousine. Und dann heißt es von meiner Frau Friederike: mit einem liebevollen Augenzwinkern: Hätten wir im nächsten Jahr einen kleineren Baum, müsstest du dir diese Arbeit nicht machen ;-)
Martin Eichler, München
(Beilage „Kirche und Heimat“, Siebenbürgische Zeitung, Folge 20 vom 16. Dezember 2025, Seite 21)Schlagwörter: Weihnachten, Martin Eichler, Kirche und Heimat
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