23. Juli 2023
Gemeinsame Spurensuche: Kulturtagung des hessischen BdV
Bei der diesjährigen Kulturtagung des Landesverbandes Hessen des Bundes der Vertriebenen (BdV) am 1. und 2. Juli in Wiesbaden begaben sich die Teilnehmenden auf eine familienbiografische Spurensuche und gingen der Frage nach, wie der Generationenwechsel in den Vertriebenen- und Spätaussiedlerorganisationen erfolgreich gelingen kann. Erstmals fand die Kulturtagung in Kooperation mit dem BürgerKolleg der Wiesbaden-Stiftung und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. statt.

Nach der Eröffnung und Begrüßung der Teilnehmenden und Gäste – darunter der hessische BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann und die Leiterin des BürgerKollegs der Wiesbaden Stiftung Victoria Müller-Lipovsky – durch die BdV-Landeskulturbeauftrage Rose-Lore Scholz sprach der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Unterausschusses im Hessischen Landtag für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung (UHW), Andreas Hofmeister, ein Grußwort, in dem er die Bedeutung der Kulturarbeit des BdV für die Bewahrung der Vielfalt kultureller Traditionen und des Kulturgutes der Deutschen aus dem östlichen Europa hervorhob.
Katharina Martin-Virolainen, hessische BdV-Jugendreferentin, Autorin und Kulturschaffende mit russlanddeutschen und finnischen Wurzeln, berichtete in ihrem Impulsvortrag über ihre positiven Erfahrungen mit dem von ihr gegründeten Russlanddeutschen Kinder- und Jugendtheater. Das Theaterspiel könne eine Brücke zwischen den Generationen sein. Gerade vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges sei es wichtig, den jungen Generationen auch spielerisch Wissen über die eigene Familiengeschichte und das Schicksal der Deutschen aus Russland zu vermitteln.
Victoria Müller-Lipovsky dankte herzlich für die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dem BdV und informierte in ihrem Kurzvortrag über die Aufgaben und Ziele des BürgerKollegs, das eine Art „Management-Schule für Vereine und Engagierte“ sei. In Zusammenarbeit mit Vereinen und Kooperationspartnern biete es Seminare, Workshops und Infoveranstaltungen zu wichtigen Schlüsselqualifikationen an, um einen Verein oder eine Initiative erfolgreich zu machen oder sich persönlich engagieren zu können. Das Angebot sei für Teilnehmende kostenfrei.

„Die Zwolinge“, bestehend aus Stefanie Januschko (stellvertretende Vorsitzende der Dachorganisation Sudetendeutsche Jugend) und Elisabeth Januschko (Bundesjugendleiterin der Böhmerwaldjugend), begleiteten die Tagung musikalisch.
In ihren Einführungsvorträgen gaben die Historikerin Cosima Jungk und die Medienwissenschaftlerin Adeline Gütschow wichtige Impulse für die praktische Arbeit in den Workshops am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag. Im Workshop „Familienforschung – Entdecke Deine Geschichte“, der von Cosima Jungk geleitet wurde, begaben sich die Teilnehmenden gemeinsam auf die Suche nach der eigenen Familiengeschichte und erhielten Tipps und Hilfestellungen für den Einstieg in die Ahnenforschung und zur Archivarbeit und den richtigen Umgang mit Quellen. Typische Fragen wurden geklärt: Wie fängt man an, wie geht man vor? Wie bewahrt man Familienunterlagen auf? Welche Quellen kann man für die Forschung nutzen und wo kann ich sie finden? Wo findet man Hilfe, wenn man nicht weiterkommt?
Im Workshop „Dialog der Generationen – Zukunft geht uns alle an“, geleitet von der Medienwissenschaftlerin Adeline Gütschow und dem Körpersprachen- und Kommunikationscoach Richard Weber, beschäftigten sich die Teilnehmenden mit der Frage, wie ein Generationenwechsel in den Vertriebenenverbänden gestaltet werden kann. Dabei wurden sie für generationsbedingte Unterschiede sensibilisiert. Ausgehend von einer gemeinsamen Wissensgrundlage zum Hintergrund der Generationenforschung wurden typische Meinungsverschiedenheiten, Vorurteile und Missverständnisse zwischen den Generationen betrachtet, um mittels praktischer Hilfsmittel und Lösungsansätze eine gemeinsame Basis der Kommunikation und Zusammenarbeit zu schaffen.

Thomas Perle begeisterte das Publikum mit einer Lesung aus seinem 2018 erschienenen Buch „wir gingen weil alle gingen“, seinem Theaterstück „karpatenflecken“, das 2021 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde, sowie aus seinem literarischen Internettagebuch als Stadtschreiber von Temeswar/Timișoara, in dem er während seines fünfmonatigen Aufenthalts über Begegnungen und Begebenheiten aus der Stadt berichtet. Über www.stadtschreiber-temeswar.de können Interessierte mit dem Autor in Kontakt treten.
Im anschließenden Gespräch mit der BdV-Kulturreferentin Agnes Maria Brügging-Lazar äußerte Thomas Perle seine tiefe Abneigung gegen jede Form des Nationalismus. Mit seinen Stücken, in denen es um Fragen nach Identität geht, bei der die Nationalität nur ein Aspekt sei, erzählt er europäische Geschichte anhand von Familiengeschichten. Uraufführungen neuer Werke aus seiner Feder stehen bereits ab August bevor.
Moderiert wurde der Abend von der BdV-Landeskulturbeauftragten Rose-Lore Scholz, die dem Autor und den Mitarbeiterinnen der BdV-Landesgeschäftsstelle für die Organisation der Kulturtagung herzlich dankte. Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch „Die Zwolinge“.
Schlagwörter: BdV, Hessen, Kulturtagung, Generationen
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