6. Dezember 2024
Vortrag in Düsseldorf: Schulen als zentraler Faktor zum Erhalt der deutschen Minderheit
Am 9. November fand im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf die Veranstaltung zum Thema „Das Schulwesen der Siebenbürger Sachsen – Vortrag mit Diskussion“ statt, zu der die Kreisgruppe Düsseldorf des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland unter der Leitung von Horst K. Dengel eingeladen hatte.
Nach der herzlichen Begrüßung der Anwesenden erklärte Dengel die zentrale Rolle der Schule im kontinuierlichen Erwerb von Bildung, Wissen und der Entwicklung von Fähigkeiten zur Selbstverwirklichung in einem selbstbestimmten Leben. Er verwies auf Stephan Ludwig Roth, der die enge Verbundenheit der Siebenbürger Sachsen mit Schule und Kirche betont hatte.
Anschließend präsentierte Dr. Erwin Jikeli, Leiter der Sektion Schulgeschichte im Arbeitskreis Siebenbürgische Landeskunde, den Vortrag „Das deutschsprachige Schulwesen in Rumänien – Standards und Kompetenzen im Laufe der Zeit“, begleitet von Folien zum leichteren Verständnis. Der Referent beleuchtete die Entwicklung des siebenbürgischen Schulwesens bis zum 17. Jahrhundert und hob insbesondere die vorreformatorische Epoche sowie die Zeit nach der Reformation hervor. Prägend war die Tätigkeit von Johannes Honterus, der mit seinen Reformen das Schulwesen neu organisierte, wobei sich ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft herausbildete, das die Siebenbürger Sachsen auch heute noch empfinden.
Zur Zeit der Habsburgermonarchie war das deutsche Schulwesen in Siebenbürgen durch die Wahrung der Schulautonomie gekennzeichnet. Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867 führte zur Eingliederung Siebenbürgens in Ungarn. In dieser Zeit übernahmen Kirche und Schule die Funktion von politischen Organisationen, um im Widerstand gegen die Magyarisierung die kulturelle Identität der Siebenbürger Sachsen zu bewahren.
1918 wurde Siebenbürgen zusammen mit dem Banat Teil von Rumänien. Der rumänische Kultusminister Constantin Angelescu forderte eine Schule so rumänisch wie möglich, wodurch die Bildung einer Intelligenzschicht innerhalb der Minderheiten stark eingeschränkt wurde. Diese Bedrohung für das deutsche Schulwesen setzte sich fort, als Marschall Antonescu 1940 die Macht übernahm. Durch das Volksgruppen-Schulgesetz von 1941 wurde zunächst die römisch-katholische Kirche und später auch die evangelische Kirche gezwungen, 1942 das deutsche Schulwesen der Volksgruppe zu übergeben, die einen Unterricht im nationalsozialistischen Geist einführte. Nach dem Verbot der Deutschen Volksgruppe in Rumänien übernahm die Kirche bis 1948 erneut das deutsche Schulwesen und versuchte, den akuten Lehrermangel zu kompensieren, indem sie verheiratete Lehrerinnen einsetzte, die bis dahin im deutschen Schulwesen nicht unterrichten durften. In dieser Übergangszeit mussten die Kirchenschulen ihren traditionellen Erziehungsauftrag Schritt für Schritt aufgeben. Mit dem Schulgesetz vom 3. August 1948 wurden alle konfessionellen und privaten Schulen verstaatlicht; der Unterricht wurde nun nach der marxistisch-leninistischen Weltanschauung ausgerichtet. In dieser schwierigen Lage prägten außerschulische Tätigkeiten das Gemeinschaftsgefühl unter Lehrkräften, Schülern und Eltern. Fazit des Vortrags: Das deutschsprachige Schulwesen wurde im Laufe der Zeit von verschiedenen politischen Einrichtungen bestimmt. Um den Bildungsauftrag der Minderheit wahrzunehmen, standen die Beteiligten vor großen Herausforderungen und mussten in einer permanenten Gratwanderung ihre Aufgaben erfüllen. Auch während der kommunistischen Zeit funktionierte in Rumänien ein deutsches Schulwesen, das trotz der ideologischen Ausrichtung und vieler Einschränkungen sowie Mängel von essenzieller Bedeutung für das Fortbestehen der deutschen Minderheit war.
Nach dem Vortrag leitete Dengel zur Diskussion über mit der Vorstellung der beiden anderen Diskutanten, Studiendirektor a. D. Heinz Bretz und Studiendirektor Bernd Schumacher. Bretz berichtete über die eindrucksvollen Erfahrungen aus fünf Lehrergenerationen seiner Familie, die im Laufe historischer Umbrüche zahlreiche schulische und persönliche Herausforderungen in Siebenbürgen meistern mussten.
Bernd Schumacher, ein gebürtiger Eifler, schilderte seine Eindrücke während seines dreijährigen Aufenthalts (2004-2007) als Landesprogrammlehrkraft in Hermannstadt. Zunächst dämpften die Anpassungsschwierigkeiten seinen Enthusiasmus, doch trotz dieser Herausforderungen war er sehr gerne Lehrer in Rumänien. Besonders wohltuend empfand er die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Kollegen, Schüler und Eltern. Die Schülerinnen und Schüler waren dankbar für die Einblicke, die er ihnen in die Lebensweise, Werte und Gepflogenheiten in Deutschland vermittelte – sei es durch seine Worte, sein Verhalten oder vor allem durch seine persönliche Haltung. Zur Frage der Perspektiven für das deutsche Schulwesen hob Schumacher die Begeisterung vieler Schülerinnen und Schüler hervor, Sprachprüfungen abzulegen. Die erworbenen Zertifikate eröffnen ihnen den Zugang zu Universitäten in Deutschland und Europa. Vom Kindergarten bis zur Hochschule zeigt sich ein enormes Interesse am deutschen Schulwesen, das jedoch den zahlreichen Anfragen kaum gerecht werden kann.
Horst Dengel sprach seinen Dank an die Diskussionsteilnehmer, an alle Anwesenden sowie an die Mitglieder der Kreisgruppe aus, die sich besonders bei der Organisation eingebracht hatten, und lud herzlich zu einem geselligen Beisammensein ein.
Zur Zeit der Habsburgermonarchie war das deutsche Schulwesen in Siebenbürgen durch die Wahrung der Schulautonomie gekennzeichnet. Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867 führte zur Eingliederung Siebenbürgens in Ungarn. In dieser Zeit übernahmen Kirche und Schule die Funktion von politischen Organisationen, um im Widerstand gegen die Magyarisierung die kulturelle Identität der Siebenbürger Sachsen zu bewahren.
1918 wurde Siebenbürgen zusammen mit dem Banat Teil von Rumänien. Der rumänische Kultusminister Constantin Angelescu forderte eine Schule so rumänisch wie möglich, wodurch die Bildung einer Intelligenzschicht innerhalb der Minderheiten stark eingeschränkt wurde. Diese Bedrohung für das deutsche Schulwesen setzte sich fort, als Marschall Antonescu 1940 die Macht übernahm. Durch das Volksgruppen-Schulgesetz von 1941 wurde zunächst die römisch-katholische Kirche und später auch die evangelische Kirche gezwungen, 1942 das deutsche Schulwesen der Volksgruppe zu übergeben, die einen Unterricht im nationalsozialistischen Geist einführte. Nach dem Verbot der Deutschen Volksgruppe in Rumänien übernahm die Kirche bis 1948 erneut das deutsche Schulwesen und versuchte, den akuten Lehrermangel zu kompensieren, indem sie verheiratete Lehrerinnen einsetzte, die bis dahin im deutschen Schulwesen nicht unterrichten durften. In dieser Übergangszeit mussten die Kirchenschulen ihren traditionellen Erziehungsauftrag Schritt für Schritt aufgeben. Mit dem Schulgesetz vom 3. August 1948 wurden alle konfessionellen und privaten Schulen verstaatlicht; der Unterricht wurde nun nach der marxistisch-leninistischen Weltanschauung ausgerichtet. In dieser schwierigen Lage prägten außerschulische Tätigkeiten das Gemeinschaftsgefühl unter Lehrkräften, Schülern und Eltern. Fazit des Vortrags: Das deutschsprachige Schulwesen wurde im Laufe der Zeit von verschiedenen politischen Einrichtungen bestimmt. Um den Bildungsauftrag der Minderheit wahrzunehmen, standen die Beteiligten vor großen Herausforderungen und mussten in einer permanenten Gratwanderung ihre Aufgaben erfüllen. Auch während der kommunistischen Zeit funktionierte in Rumänien ein deutsches Schulwesen, das trotz der ideologischen Ausrichtung und vieler Einschränkungen sowie Mängel von essenzieller Bedeutung für das Fortbestehen der deutschen Minderheit war.
Nach dem Vortrag leitete Dengel zur Diskussion über mit der Vorstellung der beiden anderen Diskutanten, Studiendirektor a. D. Heinz Bretz und Studiendirektor Bernd Schumacher. Bretz berichtete über die eindrucksvollen Erfahrungen aus fünf Lehrergenerationen seiner Familie, die im Laufe historischer Umbrüche zahlreiche schulische und persönliche Herausforderungen in Siebenbürgen meistern mussten.
Bernd Schumacher, ein gebürtiger Eifler, schilderte seine Eindrücke während seines dreijährigen Aufenthalts (2004-2007) als Landesprogrammlehrkraft in Hermannstadt. Zunächst dämpften die Anpassungsschwierigkeiten seinen Enthusiasmus, doch trotz dieser Herausforderungen war er sehr gerne Lehrer in Rumänien. Besonders wohltuend empfand er die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Kollegen, Schüler und Eltern. Die Schülerinnen und Schüler waren dankbar für die Einblicke, die er ihnen in die Lebensweise, Werte und Gepflogenheiten in Deutschland vermittelte – sei es durch seine Worte, sein Verhalten oder vor allem durch seine persönliche Haltung. Zur Frage der Perspektiven für das deutsche Schulwesen hob Schumacher die Begeisterung vieler Schülerinnen und Schüler hervor, Sprachprüfungen abzulegen. Die erworbenen Zertifikate eröffnen ihnen den Zugang zu Universitäten in Deutschland und Europa. Vom Kindergarten bis zur Hochschule zeigt sich ein enormes Interesse am deutschen Schulwesen, das jedoch den zahlreichen Anfragen kaum gerecht werden kann.
Horst Dengel sprach seinen Dank an die Diskussionsteilnehmer, an alle Anwesenden sowie an die Mitglieder der Kreisgruppe aus, die sich besonders bei der Organisation eingebracht hatten, und lud herzlich zu einem geselligen Beisammensein ein.
Liane Jikeli
Schlagwörter: Schule, Schulgeschichte, Düsselsdorf
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