17. Dezember 2024
Martin Guist, Mitbegründer der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, gestorben
Martin Guist ist knapp neun Monate nach seiner Gattin Dr. Roswita Guist, geborene Brandsch-Böhm, am 24. Oktober 2024 in Drabenderhöhe gestorben. Das Ehepaar Guist hat sich um die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen insbesondere – aber nicht nur! – durch die Gründung der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek im Jahr 1999 verdient gemacht.
Das Ehepaar stiftete den Kapitalstock, der in den 25 Jahren des Bestehens dieser Stiftung mittlerweile durch Zustiftungen und Spenden auf rund vier Millionen Euro angewachsen ist. Die Stiftungserträge kommen dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat als Träger des Siebenbürgen-Instituts und der Siebenbürgischen Bibliothek zugute. Wie vorausschauend diese Stiftungsgründung war, zeigte sich, als das Patenland Nordrhein-Westfalen Ende 2004 die institutionelle Förderung des Kulturrats beendete, womit große personelle Einschnitte verbunden waren, da das Leitungspersonal nicht mehr bezahlt werden konnte. Allein durch eine verbliebene Förderung durch das Bundesland Baden-Württemberg sowie Zuwendungen des Vereins der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek und den Finanzerträgen der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek konnte lange Zeit ein minimaler Personalbestand gehalten werden, damit die Bibliothek – das kulturelle Gedächtnis der Siebenbürger Sachsen – überhaupt funktionsfähig sein konnte, bis vor knapp zehn Jahren wieder eine wissenschaftliche Leitung in Teilzeit eingestellt werden konnte.
Martin Guist wurde am 18. August 1931 als erstes von sieben Geschwistern in Seiburg geboren. Dort besuchte er die Volksschule, wurde konfirmiert und trat der Bruderschaft bei. Anschließend wechselte er zum Schulbesuch nach Schäßburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es für die sächsischen Kinder kaum einen geregelten Schulunterricht, und so musste er sich als Industriearbeiter in Kronstadt verdingen. Anfang der 1950er Jahre gelang es ihm, zu seinem Vater, der aus der sowjetischen Zwangsdeportation im Donbass nach Wien entlassen wurde, zu ziehen. In Wien fand er zunächst eine Anstellung als Dreher, machte in Abendschulen die Matura und begann ein Ingenieursstudium. Er war auch in dieser Zeit aktives Mitglied der Jugendtanzgruppe und des traditionsreichen Vereins der Siebenbürger Sachsen Wien. Auf siebenbürgisch-sächsischen Veranstaltungen lernte er seine spätere Frau Roswita, aus Heltau stammend und wohnhaft in Berlin, kennen. Er zog nach Berlin, wo er in der von Roswita gegründeten siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppe mitmachte. Sie heirateten 1958 in siebenbürgischer Tracht. Seine erste Arbeitsstelle als Ingenieur fand er in Hanau. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden dem Paar drei Kinder geboren: Thomas, Reiner und Annemarie. Es folgte einige berufliche Wechsel und Umzüge, bis sich die Familie mit vier Kindern 1970 in Altenhain niederließ, wo ein Jahr zuvor Roswita ihre berufliche Tätigkeit als Grundschullehrerin wieder aufgenommen hatte. In den 1980er Jahren betrieb Martin Guist die Gründung der Heimatortsgemeinschaft Seiburg, organisierte die ersten Treffen in Drabenderhöhe und Olpe, war lange Zeit Nachbarvater, später Kassierer sowie Herausgeber des Seiburger Heimatbuches und des Seiburger Briefs. Diesen Heimattreffen folgten auch Seiburger Jugendfreizeiten zu Silvester, die zum Nukleus der Siebenbürgischen Ferienakademie 1987/1988 wurden und zahlreiche junge Leute, vor allem Studenten, für die siebenbürgische Landeskunde begeisterten und die bis heute bestehende akademische Jugendarbeit begründeten.
Darüber hinaus engagierte sich Martin Guist beim Aufbau des Verbands der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften, war Regionalleiter des Repser Bezirks sowie Schriftführer. Er war fast von Anbeginn Mitglied des Hilfskomitees und des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde. Die gesamte Familie war jahrzehntelang in der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft aktiv und gehörte viele Jahre dem Landesverband an. Nebenher engagierte er sich aber auch wie seine Gattin in ihren Wohn- und Kirchengemeinden. Nach dem Erreichen des Pensionsalters erfolgte der Umzug des Ehepaares nach Wiehl-Hillerscheid, wo sie in der Nähe der siebenbürgischen Landsleute und weiterer Geschwister einen aktiven Lebensabend verbringen konnten.
Wir trauern mit den Angehörigen, insbesondere den Kindern und Enkelkindern. Martin Guist fand seine Ruhestätte an der Seite seiner Gattin. Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk und der Integrität seines Schaffens zum Wohle der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Mögen viele Landsleute seinem Beispiel folgen.
Darüber hinaus engagierte sich Martin Guist beim Aufbau des Verbands der siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften, war Regionalleiter des Repser Bezirks sowie Schriftführer. Er war fast von Anbeginn Mitglied des Hilfskomitees und des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde. Die gesamte Familie war jahrzehntelang in der Landesgruppe Hessen der Landsmannschaft aktiv und gehörte viele Jahre dem Landesverband an. Nebenher engagierte er sich aber auch wie seine Gattin in ihren Wohn- und Kirchengemeinden. Nach dem Erreichen des Pensionsalters erfolgte der Umzug des Ehepaares nach Wiehl-Hillerscheid, wo sie in der Nähe der siebenbürgischen Landsleute und weiterer Geschwister einen aktiven Lebensabend verbringen konnten.
Wir trauern mit den Angehörigen, insbesondere den Kindern und Enkelkindern. Martin Guist fand seine Ruhestätte an der Seite seiner Gattin. Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk und der Integrität seines Schaffens zum Wohle der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Mögen viele Landsleute seinem Beispiel folgen.
Gustav Binder
Schlagwörter: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Gundelsheim, Guist, Nachruf, Drabenderhöhe
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- 17.12.2024, 20:53 Uhr von Doris Hutter: Wie weitsichtig, verehrtes Ehepaar Guist, wie vorbildhaft! Herzlichen Dank! Ruhen Sie im ... [weiter]
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