13. November 2025

Bundesvorstand tagte in Bad Kissingen: erfreulich reges Gemeinschaftsleben

Der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. hielt seine Herbstsitzung am 31. Oktober und 1. November in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Heiligenhof“ in Bad Kissingen ab. Unter der Tagungsleitung des Bundesvorsitzenden Rainer Lehni wurden aktuelle Verbandsfragen erörtert sowie der Heimattag in Dinkelsbühl und andere kulturelle Maßnahmen geplant.
Bundesvorsitzender Rainer Lehni mit zwei der vier ...
Bundesvorsitzender Rainer Lehni mit zwei der vier stellvertrenden Bundesvorsitzenden im "Heiligenhof": Heidi Mößner (links) und Ingwelde Juchum. Foto: Siegbert Bruss
Der Bundesvorsitzende Rainer Lehni begrüßte u.a. einige Teilnehmer der Sitzung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, die zuvor ebenfalls im „Heiligenhof“ stattgefunden hatte, darunter Dr. Stefan Măzgăreanu und Thomas Șindilariu, die als Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Kulturrates wiedergewählt wurden, zudem Manfred Schuller, Bundesobmann des Bundesverbands der Siebenbürger Sachsen in Österreich, und Marianne Hallmen, Co-Vorsitzende des Vereins der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz. Aus Siebenbürgen angereist waren Radu Nebert, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, und Dietmar Gross, Ständiger Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) im Bundesvorstand des Verbandes. Zudem begrüßte Lehni die Ehrenvorsitzende des Verbandes, Herta Daniel, die neu gewählte Vorsitzende des Schlossvereins, Heidi Mößner, und den neuen Vorsitzenden des HOG-Verbandes, Thomas Schneider.

Am Reformationstag, dem 31. Oktober, führe kein Weg daran vorbei, an das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ zu erinnern, sagte in einem kurzen geistlichen Wort Dekan i.R. Hans-Gerhard Gross, Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD. Reformator Martin Luther habe es als Trostlied geschrieben, angelehnt an den Psalm 46 „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke“. Gott sei der Rahmen für unser Leben, mitten im Chaos, in den Sorgen um Klima und Krieg, Gott gebe uns Halt, Zuversicht und Stärke, betonte Gross.

Die Vernetzung und Völkerverständigung seien in der heutigen Zeit besonders wichtig, sagte Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, in seinem Grußwort. „Nicht mit Rheinmetall wollen wir aufrüsten, sondern mit Brukenthal“, schlug er den Bogen zum Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat, der sich für den Erhalt unseres Kulturerbes einsetze, und zum Brukenthalmuseum in Hermannstadt, das sich unter der Interimsdirektorin Dr. Raluca Teodorescu in eine erfreuliche Richtung entwickle. Die deutsche Minderheit in Rumänien bezeichnete Șindilariu als verbindendes Element in den bilateralen Beziehungen und gleichsam als einen „Riegel gegen den Nationalismus“.

Manfred Schuller freute sich, dass die siebenbürgischen Vereine ihre Kultur gemeinsam pflegen, und dankte für die Unterstützung, die der Heimattag im September 2024 in Wels in Österreich durch die siebenbürgischen Kulturgruppen aus Bayern erfahren durfte. 2026 werden mehrere siebenbürgische Landesverbände in Österreich ihre Jubiläen feiern, 2028 sei wieder ein bundesweiter Heimattag in Wels angedacht.

Marianne Hallmen berichtete über das zehnjährige Jubiläum, das der Verein der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz im letzten Jahr gefeiert hatte, und die erfolgreiche Konzertreise eines Orchesters aus Einsiedeln (Schweiz) nach Hermannstadt. Hallmen zeigte sich zuversichtlich, dass ihr Verein, der um die Aufnahme in die Föderation der Siebenbürger Sachsen angesucht habe, bald zu diesem Dachverband gehören werde. Schriftliche Grüße an den Bundesvorstand übermittelte John Werner aus Kanada, der sein Amt als Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada am 1. November in jüngere Hände abgeben sollte.

Bundesvorsitzender Rainer Lehni führte aus, dass Dr. Bernd Fabritius am 22. Februar zwar nicht in den Bundestag gewählt, doch als Aussiedlerbeauftragter der neuen Bundesregierung bestimmt worden sei. Positiv sei auch, dass jene Zuständigkeiten des Beauftragten des Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die zum Paragrafen 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) gehören, ab dem 1. November beim Bundesinnenministerium im Ressort des Aussiedlerbeauftragten angesiedelt seien.

„Der Verband der Siebenbürger Sachsen ist zwar politisch neutral, agiert aber nicht unpolitisch, zumindest wenn es um die Beziehung zu demokratischen Parteien geht“, stellte Rainer Lehni fest. Deshalb habe der Verband, ebenso wie die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien und das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, kurz vor der Stichwahl am 18. Mai Wahlempfehlungen für den europäisch orientierten Präsidentschaftskandidaten Nicușor Dan abgegeben (siehe SbZ Online).

Reges Gemeinschaftsleben

Unter den zahlreichen Veranstaltungen des Verbandes erwähnte der Bundesvorsitzende den Tag der offenen Tür am 27. September in München. Er sei sehr gelungen, sehr gut besucht und abwechslungsreich gewesen. Das Ereignis könnte man daher in einigen Jahren wiederholen. Zudem berichtete Lehni, dass die HOG Großau als 20. Personenvereinigung dem Verband der Siebenbürger Sachsen beigetreten sei – der Beitrittsvertrag wurde am 26. Oktober ebenfalls im Heiligenhof unterzeichnet (diese Zeitung berichtete).

Der stellvertretende Bundesvorsitzende Werner Kloos berichtete über die gelungene Zusammenarbeit beim ersten Weinfest in Bogeschdorf: Das Kulturprogramm hätten Sachsen, Rumänen, Ungarn und Roma gemeinsam bestritten (SbZ Online vom 1. Oktober 2025).

Auch in den Landesgruppen tut sich viel. So feierte der Landesverband Hessen sein 75-jähriges Jubiläum im Landtag und Haus der Heimat in Wiesbaden (diese Zeitung berichtete). Es zeigte sich ein übriges Mal: „Die Politiker in Hessen sind uns sehr gewogen“, freute sich die Landesvorsitzende Ingwelde Juchum. Viele gelungene Veranstaltungen gibt es auch in Niedersachsen/Bremen, die Landesgruppe traf sich zu einem Begegnungsfest mit dem Landesverband Bayern in Landshut, berichtete die Landesvorsitzende Petra Volkmer. Sie betonte, dass man sich auch den Landsleuten widmen möchte, die weniger mobil und in kleinen Kreisgruppen zu Hause sind.

Einladungen wurden u.a. zum Siebenbürgischen Kirchentag vom 7.-9. November 2025 in Rüsselsheim, der Kulturreferententagung vom 20.-22. März 2026 in Ulm, dem 75. Jubiläum der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen am 10. Oktober 2026 in Köln und dem Presseseminar der Siebenbürgischen Zeitung vom 16.-18. Oktober 2026 in München ausgesprochen.

Den Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) bestritten 650 Tänzerinnen und Tänzer in sächsischer Tracht auf hohem Niveau in Pleinfeld (siehe Bericht in der SbZ Online). Der Andrang war beim anschließenden Herbstball so groß, dass hundert Interessenten im Vorfeld abgesagt werden musste, berichtete SJD-Bundesjugendleiterin Natalie Bertleff. Der Wettbewerb findet im Wechsel in verschiedenen Bundesländern statt. Die SJD sucht dabei Hallen, die über tausend Quadratmeter groß sind, um dem großen Interesse der jungen Generation gerecht zu werden.

Das ereignisreiche Jahr führt auch zu einem hohen Zuspruch in den sozialen Medien. Die Besucherzahlen von Siebenbuerger.de auf Facebook und Instagram sind geradezu explodiert, freute sich Internetreferent Robert Sonnleitner, der für den 5. bis 7. Dezember 2025 zum 17. Internetseminar nach Bad Kissingen einlud, dem Letzten dieser traditionsreichen Reihe (siehe Einladung).

Aktuelles aus Siebenbürgen

Ute von Hochmeister-Lamm, stellvertretende Vorsitzende des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, berichtete über eine Siebenbürgenreise, die sie mit dem Vorsitzenden Dr. Johann Kremer durchgeführt hatte. Die persönliche Zuwendung in den siebenbürgischen Altenheimen sei sehr gut. Die Auflagen, die die rumänische Regierung kürzlich verschärft hätte, seien jedoch für einige Altenheime wie jenem in Hetzeldorf sehr schwer zu erfüllen.

Demokratie und Freiheit können gefährdet sein. Das hätten die Präsidentschaftswahlen in Rumänien gezeigt, sagte Dietmar Gross. Damit erwies sich die Jahreslosung 2025 „Kirche und Demokratie“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) als besonders aktuell und zutreffend. 10.500 Seelen zählt die Heimatkirche. Die Seelenzahl sei erstmals seit 85 Jahren gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies sei auch den Mitgliedern zu verdanken, die als Zweitmitglieder aus Deutschland neu hinzukommen. Des Weiteren berichtete Gross über drei EU-Projekte, die in den Kirchenburgen Reichesdorf, Hamruden und Botsch durchgeführt werden. Deutsch-Weißkirch hingegen renoviere die Kirchenburg aus eigener Kraft. Der Gemeinde sei es ebenso wie Großpold gelungen, aus dem Status einer Diasporagemeinde in den einer selbstständigen Kirchengemeinde aufzusteigen; sie habe ein eigenes Presbyterium und könne sich selbst verwalten.

Der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Radu Nebert, dankte dem Verband für die sehr gute partnerschaftliche Zusammenarbeit. Er berichtete über zahlreiche Aktivitäten, die das Forum entfaltet, und legte eine umfangreiche Liste von neuen Büchern vor, die vom Forum aus Fördermitteln der rumänischen Regierung Jahr herausgegeben werden.

Entschädigungszahlungen um zehn Prozent gekürzt

Auf Rechtsfragen, die sich bei den Entschädigungszahlungen für Russland- und Bărăgandeportierte und deren Nachkommen ergeben, ging der Bundesvorsitzende Rainer Lehni ein. 47 Verbandsgliederungen, darunter alle Kreisgruppen aus Nordrhein-Westfalen, können die Lebensbescheinigungen für Leistungstransfers aus Rumänien bestätigen, nachdem sie die Erfassungsbögen an die Bundesgeschäftsstelle in München gesendet haben. „Das ist eine gute Erfahrung, um Mitgliedern zu helfen und mit ihnen im Gespräch zu bleiben“, sagte Lehni. Viel Wirbel habe der Beschluss der rumänischen Regierung erzeugt, demzufolge seit dem 1. August 2025 bei Entschädigungen aller Art eine zehnprozentige Zwangsabgabe an den Nationalen Fonds der Krankversicherung geht. Betroffenen wurde empfohlen, Widerspruch gegen diese Kürzung einzulegen (siehe SbZ Online vom 27. August 2025). Diese Abgabe verstößt laut Dr. Bernd Fabritius gegen EU-Recht und wird in der Deutsch-Rumänischen Regierungskommission thematisiert, die am 19. November in Bukarest tagen wird.

Für den gelungenen Heimattag in Dinkelsbühl bedankte sich Rainer Lehni bei den zahlreichen Aktiven. Allerdings führte das verregnete Wetter dazu, dass tausend Besucher weniger als im Vorjahr verzeichnet wurden und der Heimattag dadurch finanziell schwächer ausfiel. Die gesamten Ausgaben seien gestiegen, wobei das strenge Sicherheitskonzept eine zusätzliche Last bedeute, führte Organisationsreferent Horst Wellmann aus.

Motto des Heimattages 2026 beschlossen

Der 76. Heimattag der Siebenbürger Sachsen wird vom 22.-25. Mai 2026 in Dinkelsbühl unter dem Motto „Generationen verbinden – Perspektiven schaffen“ stattfinden. Das Leitwort wurde vom Bundesvorstand beschlossen. Mitausrichter sind die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) und das Sozialwerk der Siebenbürge Sachsen, die im kommenden Jahr ihr 40-jährigen Bestehen feiern werden. Die 30 Festabzeichen-Verkäufer werden von der HOG-Regionalgruppe Mediasch gestellt, die den Heimattag 2027 ausrichten wird.

Ihre Präsenz beim Heimattag hat die AG Mitgliederwerbung in diesem Jahr intensiviert, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Heidi Mößner. Plakate tauchten überall in der Stadt, auf dem Festzelt oder Sportplatz auf. Werbefahnen, eine sächsische Bank, eine Fotowand und andere Formate warben um neue Mitglieder und versuchten, unsere bestehenden Mitglieder weiter an uns binden. Zudem werden Schulungen für die Amtsträger der Kreisgruppen angeboten, die ihrerseits neue Mitglieder gewinnen wollen.

Heidi Mößner ist kürzlich zur Vorsitzenden des Schlossvereins gewählt worden. Eine große Herausforderung für den neuen Vorstand ist die Dachsanierung des denkmalgeschützten Schlosses Horneck; die vor-restauratorischen Untersuchungen wurden inzwischen abgeschlossen.

„Tag der Sprachen“

Europa feiert seit 2001 am 26. September den „Tag der Sprachen“. Luxemburg schloss sich 2025 der Initiative an und widmete diesen Aktionstag der luxemburgischen Sprache, „Dag vun der Lëtzebuerger Sprooch“, um das Letzebuergische zu pflegen. Auf Anregung von Dr. Bernd Fabritius, Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, will nun auch der Verband, in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgenforum und anderen Vereinen, am europäischen „Tag der Sprachen“ den siebenbürgisch-sächsischen Dialekt fördern und pflegen. Eine Arbeitsgruppe des Bundesvorstandes unter Dr. Dr. Gerald Volkmer wurde beauftragt, einen konkreten Vorschlag zu erarbeiten.

Auf den Tag des Ehrenamtes, der jährlich am 23. Mai in Deutschland begangen wird, machte SJD-Bundesjugendleiterin Natalie Bertleff aufmerksam. Auch hier hätten die Siebenbürger Sachsen einiges zu bieten und könnten mitmachen.

Des Weiteren befürwortete der Bundesvorstand die kulturellen Maßnahmen 2026, die Bundeskulturreferentin Dagmar Seck vorlegte, und den Haushaltsentwurf 2026, den die Bundesgeschäftsführerin Ute Brenndörfer erarbeitet hat. Bundesvorsitzender Rainer Lehni beendete die Sitzung mit der Einladung zur anschließenden Tagung mit den Kreisgruppen und den nächsten Bundesvorstandssitzungen: am 7. März 2026 in München und am 31. Oktober 2026 in Rüsselsheim.

Siegbert Bruss

Online-Bildergalerie der Bundesvorstandssitzung in Bad Kissingen

Schlagwörter: Bundesvorstand, Sitzung, Heiligenhof

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