10. Januar 2006

Grenzüberschreitender Dialog

Der grenzüberschreitende Dialog und die verstärkte Wahrnehmung von interkulturellen Verflechtungen prägen das Profil der Südostdeutschen Vierteljahresblätter. So auch Heft 3 (2005) der von Hans Bergel und Johann Adam Stupp im 54. Jahrgang im Auftrag des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. (IKGS) herausgegebenen Zeitschrift mit literarisch-zeithistorischer Ausrichtung.
"Es ist eine Konsequenz der qualifizierten Arbeit, dass nun dem IKGS der Rang eines An-Institutes an der Ludwig-Maximilians-Universität München zuerkannt wurde. ... Ich bin davon überzeugt, dass dieser neue Status dem Institut eine noch effektivere Vermittlung seiner Forschungsergebnisse ... ermöglichen wird", sagte Ministerialrat Michael Roik (Bonn) anlässlich der akademischen Feier der Anbindung des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas am 4. Juni 2005 im Senatssaal der Ludwig-Maximilians-Universität München. Heft 3 dokumentiert eingangs dieses wichtige Moment in der Geschichte des Instituts mit den Ansprachen und Grußworten, die neben dem Repräsentanten der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien von in- und ausländischen Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Lehre und Forschung an die Festversammlung gerichtet wurden.

Beiträge über Literatur, Sprache und Zeitgeschichte sowie neue literarische Texte, die sich auf verschiedene südosteuropäische Regionen beziehen, bilden den Schwerpunkt des Hauptteiles. "Alle Tage", den 2004 erschienenen ersten Roman der aus Ungarn stammenden deutschsprachigen Autorin Terézia Mora, der auch im deutschen Feuilleton starke Beachtung fand, bewertet Stefan Teppert in einer eingehenden Besprechung als "literarisches Ereignis". Ein origineller ungarischer Prosaist ist Robert Balogh, 32, den Julia Schiff hier erstmals übersetzt. Der in Fünfkirchen geborene Sohn einer deutsch-ungarischen Familie machte mit einer im Budapester Kortás-Verlag erschienenen Schwaben-Trilogie (bisher zwei Bände) auf sich aufmerksam. Prosa ist auch von dem gleichaltrigen Siebenbürger Paul Stefan Wolff zu lesen. In der von Stefan Sienerth geführten Interview-Reihe wird diesmal Johann Lippet befragt, der sich über seinen literarischen Weg in Rumänien, mit besonderem Bezug auf die Temeswarer Szene, und in Deutschland äußert. Die Leseprobe dazu ("Nachruf") ist einem im Entstehen begriffenen Banater Roman um eine "Notre-Dame"-Klosterschülerin entnommen. Beiträge von Hans Bergel und Johann Adam Stupp erinnern an Franz Hutterer (1925-2001), den donauschwäbischen Schriftsteller und langjährigen Mitherausgeber der "Südostdeutschen Vierteljahresblätter", dem 2004 ein Symposium des Südostdeutschen Kulturwerks und des IKGS gewidmet war. Matthias Buth zeigt sich als Rezensent der Anthologie "Das Schlangenhemd des Windes" von der kroatischen Poesie des 20. Jahrhunderts fasziniert. Der Aufsatz von Gudrun-Liane lttu über die deutsche Minderheit in den Jahren 1944 bis 1958 ist zeit- und kulturgeschichtlich ausgerichtet. Die Berichterstattung informiert u. a. über Veranstaltungen des IKGS in Temeswar (Internationale Historikertagung, Mariana Hausleitner) und Klausenburg (Doktorandenkolloquium, Peter Motzan) und über das Fach Rumänisch an der LMU München (Alexandra Sora). Breit gefächert ist der auch diesmal sehr reichhaltige Rezensionsteil, in dem literarische, literatur- und sprachwissenschaftliche, geschichtswissenschaftliche sowie Neuerscheinungen verwandter Sachbereiche präsentiert und beurteilt werden.

Die Südostdeutschen Vierteljahresblätter können bei Acxiom, Semmelweisstraße 8, D-82152 Planegg, Telefon: (0 89) 85 70 91 12, bezogen werden. Ein Einzelheft kostet 6,15 Euro, zuzüglich Versand, ein Jahresabonnement 22,50 Euro, einschließlich Porto.

Schlagwörter: Rezension, IKGS

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