31. Januar 2025

Hervorragend recherchierte Romane: Cornelius Schergs „Der Spinner aus Partschins“ und „Ein Altar jenseits der Wälder“

Am Sonntag, dem 9. Februar, um 11.00 Uhr liest Cornelius Scherg in der KünstlerGilde e.V., Küferstraße 37, in Esslingen aus seinem Buch „Der Spinner aus Partschins“. Cornelius Scherg, geboren 1943 in Tübingen, Sohn des bekannten Schriftstellers Georg Scherg (1917-2002), ist neues Mitglied der KünstlerGilde Esslingen, deren Bundesvorsitzende Eva Beylich seine beiden jüngsten Bücher vorstellt.
Wer sich für Kunst, Literatur und Geschichte interessiert, ist bei den Büchern von Cornelius Scherg mehr als gut aufgehoben. In seinem neuesten Buch „Ein Altar jenseits der Wälder“ entwirft Scherg eine mögliche Lebensgeschichte des Tafelmalers, der in der Mediascher Margarethenkirche den Altar erschaffen hat. Man weiß so gut wie nichts über den Künstler, außer dass er eventuell als Vorbilder die Kupferstiche eines Israhel van Meckenem kannte. Gesichert ist wenig, aber genau hier setzt der Autor Scherg mit viel Einfallsreichtum an und erfindet ein Leben voller Intrigen, aber auch Freundschaften und Liebe. Man lernt nebenher etwas Ungarisch und wird in die Zeit des ausgehenden 15. Jahrhunderts versetzt.

Ein historischer Roman mit einer fiktiven Handlung, in der selbst Entführungen vorkommen. Das Zeitbild ist hervorragend recherchiert und lässt den Leser in die Mediascher Gemeinschaft eintauchen. Sehr schön und anschaulich ist auch der Anhang des Buches, den man gern immer wieder anschaut und mit den Beschreibungen im Text vergleicht. Wenn man den historischen Roman gelesen hat, will man sich das Original in Siebenbürgen anschauen, denn man hat plötzlich einen Bezug dazu. Eine sehr interessante Herangehensweise an ein kunstgeschichtliches Thema.

Anders verhält es sich mit dem Buch „Der Spinner aus Partschins“, denn hier hat sich Cornelius Scherg stark an gesicherte historische Ereignisse angelehnt und erzählt die Lebensgeschichte des Erfinders der Schreibmaschine, eines Zimmermanns namens Peter Mitterhofer, geboren 1822. Alle Höhen und Tiefen eines Lebens werden durchlaufen. Zwischenzeitlich bekommt der Erfinder sogar Unterstützung eines Mäzens, aber bei der Weltausstellung wird er eine bittere Erfahrung machen müssen. Ein Amerikaner, Latham Sholes, hat seine Idee aufgegriffen und durch bessere Materialien und Zusatzideen zur Serienreife gebracht (Firma Remington, amerikanischer Pavillon auf der Weltausstellung 1873). Jede und jeder, der auf Erfolg im Leben hofft, sollte diesen Roman lesen. Man kann dann seine Chancen realistischer einschätzen. Wie immer bei Cornelius Scherg, ist alles perfekt recherchiert. Man erfährt viel über Südtirol im 19. Jahrhundert, über Wien, die Hauptstadt des Kaiserreichs, und über die Menschen des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn. Zudem bekommt man Einblick in die Denkweise der Südtiroler zur damaligen Zeit. Wäre Peter Mitterhofer selbst berühmt geworden, wenn er mehr Geld gehabt hätte, um sich bessere Materialien für seine Schreibmaschine leisten zu können? Hätte sich sein Mäzen noch stärker engagieren müssen? Alles Spekulationen, aber ein interessantes, lesenswertes Buch. Man darf nur nicht auf ein „Happy Ending“, ein Happy End hoffen.

Eva Beylich

Cornelius Scherg: „Der Spinner aus Partschins“. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Lebens, Amazon, 2022, 12,50 Euro, ISBN 979-8848670585

Cornelius Scherg: „Ein Altar jenseits der Wälder“. Der Tafelmaler von Mediasch – eine mögliche Lebensgeschichte. Herausgegeben von der Heimatortsgemeinschaft Mediasch e.V., 2024, 316 Seiten, 19 Farbtafeln, 15 Euro, ISBN 978-3-00-079470-4


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Roman über den mysteriösen Tafelmaler von Mediasch, Siebenbürgische Zeitung Online vom 25. Oktober 2024

Schlagwörter: Rezension, Lesung, Roman, Scherg

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