23. Oktober 2006

"Vergessen und Vergänglichkeit": Peter Jacobi stellt in Freiburg aus

Mit Musik für zwei Klarinetten aus dem 19. und 20. Jahrhundert eröffneten Walter Ifrim und Nicola Miorada am 24. September die Ausstellung „Peter Jacobi Skulpturen – Fotografien“ in der lichten Halle der Stiftung für konkrete Kunst Roland Phleps in Freiburg-Zähringen.
In Anwesenheit des Bildhauers, der bis zur Pensionierung eine Professur an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim innehatte, eröffnete Dr. Roland Phleps die Ausstellung und erläuterte fachkundig die Exponate des Künstlers, die den Themenbereichen „Gedenken und Dauer“ sowie „Vergessen und Vergänglichkeit“ gewidmet sind. Das 4,20 Meter hohe Säulenpaar aus Edelstahlblechmodulen dominiert den hellen Raum. Es gehört zu den Elementen des Nationalen Holocaust-Memorials, das Peter Jacobi in Bukarest ausführen wird. Das Säulenmodell wird in Freiburg zum ersten Mal gezeigt. Das Original soll an seinem Standort über 20 Meter hoch sein. Es weist zusammen mit ausgestellten Bronze- und Eisenplastiken auf Constantin Brâncuși (1876-1957) hin, einen der Väter der konkreten Kunst, der mit seiner „Unendlichen Säule“ und seinen Plastiken den Übergang zu vereinfachten, dann ungegenständlichen Formen gefunden hatte.

Peter Jacobi (rechts) und Roland Phleps. Foto: Ingo Phlep
Peter Jacobi (rechts) und Roland Phleps. Foto: Ingo Phlep

Auf der Galerie sind Skizzen des in Bukarest geplanten Denkmals für die ermordeten Juden und Roma zu sehen. Ein halb unterirdischer Raum wird durch die geschlitzte Decke das Licht eintreten und so den Zeitablauf wahrnehmen lassen. Die Wände tragen die Namen von Vernichtungsstätten und Opfern. Auch die beiden auf Fotografien gezeigten Denk-Male für den hingerichteten Widerstandskämpfer Claus Graf Schenk von Stauffenberg (1907-1944) gehören zu Jacobis bevorzugter Formensprache: dem Mahnmal. In höchster Konzentration des Ausdrucks und der symbolischen Bedeutung verbindet er Stahlrohr und Betonschacht (halb mit Wasser gefüllt) und Spiegelung sowie den sarkophagähnlichen kannelierten Stein, ebenfalls halb mit Wasser gefüllt und teils mit einer Glasplatte bedeckt, die Himmel und Betrachter spiegelt.

Dem Thema Vergessen und Vergänglichkeit sind Fotografien des Bildhauers gewidmet. Ob verfallender Westwall oder die verfallenden siebenbürgischen evangelischen Kirchen: Die Bilder bewegen, bedrücken die Betroffenen, rütteln wach. Dazu kommentierte der Stifter Dr. Roland Phleps: „Wir wissen um die Vergänglichkeit, die wir als conditio humana bejahen. Und in dieser Bejahung gründet sich unsere Zuversicht: Ver­gänglich, doch nicht vergeblich.“
Die Ausstellung in der Pochgasse 73 in Freiburg-Zähringen ist bis 12. November jeden Sonntag von 11.30 bis 13.30 Uhr geöffnet und jederzeit nach telefonischer Absprache unter (07 61) 5 41 21 oder 5 41 61.

Manfred Huber

Schlagwörter: Ausstellung, Bildhauerei, Fotografie

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