22. Januar 2008

Zwischen Tradition und Innovation: 22. Siebenbürgische Akademiewoche

Vom 28. Dezember 2007 bis zum 2. Januar 2008 fand die 22. Ausgabe der Siebenbürgischen Akademiewoche auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen statt. Die 25 Teilnehmer aus Rumänien, Ungarn, Österreich und Deutschland, sowohl Neulinge als auch „altgediente“ Teilnehmer der Akademie, fanden sich schon am ersten Abend bei einer Partie „Inquisitio Transilvanica“, dem siebenbürgischen Quiz des Kreises Studium Transylvanicum, und einem Gläschen Wein derselben Herkunft zusammen, eine geeignete Einstimmung auf die kommenden Tage und ihre Vorträge. Das Thema, um das die Referate dieser Akademiewoche kreisten, lautete: „Der Donau-Karpaten-Raum und Europa“.
Die große Bandbreite der Themen wurde als ein Plus der Veranstaltung bewertet, da die Folge der Referate erfrischend abwechslungsreich war. Das Spektrum reichte von Kunstgeschichte über Religionspolitik, ethnografische Aspekte bis hin zu einem Referat über moderne Datenbanksysteme (Marcel Dumitru), die zum Beispiel Archivbestände besser verfügbar machen. Der Computer wurde kurzerhand zum „Suchknecht“ umbenannt, um den Historikern den Vortrag anschaulich und verständlich zu machen. Darüber hinaus wurden folgende Referate gehalten: „Kirchenbauten und Baumeister im alten Ungarn“ (Tiberius Clujeanu); „Die Religionspolitik Maria Theresias in den 1760er und 1770er Jahren“ (Kálmán Árpád Kovacs); „Europäische Bezüge in der Hermannstädter Architektur um 1900“ (Timo Hagen); „Der Rákóczische Aufstand aus siebenbürgisch-sächsischer Sicht: Daniel Wolffs Hydra Transylvanica“ (Zsófia Szirtes), „Das Lied vom König und vom Tod – Ein längst vergessenes siebenbürgisches Mysterienspiel“ (Dr. Irmgard Sedler); „Gescheiterte und gelungene Landnahmen von westeurasischen Reitervölkern aus vergleichender Perspektive im östlichen Europa“ (Dr. Meinolf Arens); „Die Konfirmation in den Tschango-Gemeinden in den Siebendörfern bei Kronstadt“ (Emese Veres); „Theodor Fabini und die Revolution von 1848“ (Dr. Peter Moldovan); „Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde A.B. Deutsch-Weißkirch“ (Ursula Fernolend).

Eine sehr aufschlussreiche Stadtführung durch das nahe gelegene protestantische Schweinfurt sowie Filmabende mit zum Teil rumänischen Filmen und ein Thermenbesuch ließen den „Ferien“-Anteil, wie ihn die alte Bezeichnung der Veranstaltung, Siebenbürgische Ferienakademie, vorgab, nicht zu kurz kommen. Der Höhepunkt dieses Aspekts, ein Anagram von „Ferien“, und zwar „feiern“, war freilich der Silvesterabend. Für Gelächter sorgten Gregor von Rezzori’s „Maghrebinische Geschichten“. Nach der Begrüßung des neuen Jahres fand man sich zum Tanz ein.

Weil Tradition zwar unentbehrlich ist, aber manchmal auch Neuerungselemente nötig sind, wurde in der jährlichen Arbeitsbesprechung von Studium Transylvanicum beschlossen, die 23. Akademiewoche zur Abwechslung in Siebenbürgen stattfinden zu lassen. Als Tagungsort wurde Deutsch-Weißkirch auserkoren, vom 7. bis 14. September 2008. Das Thema lautet dann: „Konkurrierende Erinnerungskulturen in Siebenbürgen (19. u. 20. Jh.)“, ein Bereich, der erneut sehr unterschiedliche Fragestellungen zulässt. Einige Referenten haben sich schon angemeldet.

Kurzum, die 22. Siebenbürgische Akademiewoche war alles andere als eine Schnapszahl-Akademie. Neben Freundschaften haben die Teilnehmer auch neue Anregungen zu den eigenen Forschungsthemen mitgenommen, was mit Blick auf die nächste Ausgabe zweifelsohne von Vorteil sein wird.

Ursula Fernolend

Schlagwörter: Studium Transylvanicum, Jungakademiker

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