4. Oktober 2008

Aufbau im Blick: die Bedeutung der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek

Warum es wichtig ist, das Siebenbürgen-Institut in Gundelsheim mit der Sieben­bürgischen Bibliothek vor dem Untergang zu retten und welchen Gewinn die Gemeinschaft, jeder Einzelne davon hat – dazu lesen Sie im Folgenden einige Überlegungenvon Hatto Scheiner, des Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek.
Wir Siebenbürger Sachsen sind zu Recht stolz auf unsere viele Jahrhunderte andauernden so­zialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leistun­gen. Auch wenn die Siebenbürger Sachsen nur ein kleines Rad im Getriebe der europäischen Geschichte sind, können sich diese Leistungen, die seit jeher unser Selbstwertgefühl stärken, durchaus sehen lassen: Mut zu einem Neuanfang in fremder Umgebung (Auswanderung nach Siebenbürgen); Verhandlungsgeschick bei der Gewährung der Selbstverwaltung (Königsboden, Andreanischer Freibrief); Überwindung der Leib­eigenschaft (keine Adelsprivilegien, fränkische Hofordnung); Organisation der Gesell­schafts­ordnung (Nachbarschaften, Kirchengemeinden, Landeskirche, Eigenlandrecht, Nationsuniversi­tät); unter den Ersten bei der Einführung der allgemeinen Schulpflicht; Beiträge zum Fort­schritt der Wissenschaft (Conrad Haas, Johannes Honterus, Hermann Oberth, …); Teilnahme an der Entwicklung der Wirtschaft (Handel, Hand­werk, Sparkassen und Raiffeisengesellschaften, Industriebetriebe); unter den Ersten bei der breiten Anwendung der Elektrizität (1896 Kraft­werk Zoodt 1 mit Überlandleitung nach Her­mannstadt); mühelose Eingliederung in die hiesige Gesellschaft. Die Auflistung ließe sich noch sehr stark erweitern.
Schloss Horneck in Gundelsheim – Sachsenburg am ...
Schloss Horneck in Gundelsheim – Sachsenburg am Neckar. Foto: Marius J. Tataru
Wie haben diese Leistungen auf die anderen Bewohner Siebenbürgens gewirkt? Welches waren die Einflüsse der anderen Mitbewohner Siebenbürgens auf die Entwicklung der sächsischen Gesellschaft? Wie weit wirkten sich die Leistungen der Siebenbürger Sachsen über die Grenzen Siebenbürgens hinweg aus? Können die Verhältnisse aus Siebenbürgen ein Beispiel für aktuelle und zukünftige Entwicklungen sein? Solche und ähnliche Fragestellungen sind für viele junge Wissenschaftler von großem Interes­se. Seit seiner Gründung hat das Siebenbürgen-Institut den wissenschaftlichen Nachwuchs auf diesem Gebiet gefördert. Etwa hundert Absol­venten und Doktoranden benutzen zurzeit die Bestände der Siebenbürgischen Bibliothek für ihre Arbeiten und werden in Seminaren und Kol­loquien vom Personal des Siebenbürgen-Instituts betreut und beraten. Die Siebenbürgische Bib­liothek und die Betreuung durch das Sieben­bürgen-Institut sind für die Ausbildung dieser jungen Menschen – zumeist sächsischer Abstam­mung – deshalb so interessant und wichtig, weil die Bibliothek bedeutende Unikate beherbergt, die nur hier einzusehen sind. Gäbe es die Biblio­thek nicht, würde die Ausbildung dieser Stu­dierenden darunter leiden.

Aber nicht nur junge, sondern auch gestandene Wissenschaftler haben ein großes Interesse an den Beständen der Siebenbürgischen Biblio­thek. Das Siebenbürgen-Institut unterhält Bezie­hungen zu über 100 anderen Forschungsein­richtungen, woran man seine wichtige Stellung im Wissenschaftsbetrieb erkennen kann. Das Institut nutzt selbstverständlich seine Bestände auch für eigene Forschungen. Deren Ergebnisse und die Rezensionen fremder Arbeiten werden in Schriftreihen, Büchern und sonstigen Publika­tionen dokumentiert. Sehr wichtig ist die Biblio­thek aber auch für interessierte Laien, die sich über Siebenbürgen und die Geschichte der Sie­benbürger Sachsen in all ihren Facetten informieren wollen. Dabei geht es oft um Material für Heimatbücher oder Informationen für Bei­träge in Vereinsblättern, um genealogische Stu­dien zur Erstellung von Familienbüchern, oder auch nur um ein persönliches Interesse an bestimmten Fakten.
Bibliophile Raritäten in der Siebenbürgischen ...
Bibliophile Raritäten in der Siebenbürgischen Bibliothek. Foto: Christian J. Hönig
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es ein großes und breit gefächertes Interesse an der Geschichte der Siebenbürger Sachsen und deren Leistungen gibt. Die Siebenbürgische Bib­liothek mit Archiv verfügt hierzu über viele wert­volle und einzigartige Unterlagen, die angehenden und gestandenen Wissenschaftlern, aber auch vielen Laien als Grundlage ihrer Arbeit dienen. Es muss deshalb für jeden von uns eine Verpflichtung sein, die Zeugnisse dieser Leistun­gen ordentlich aufzubewahren und vor Verlust zu schützen.

Was hat jeder einzelne Siebenbürger Sachse oder Freund Siebenbürgens davon, sich an Ak­tionen zum Schutz der wertvollen Bestände der Siebenbürgischen Bibliothek, unserer „National­bibliothek“, und für die professionelle Arbeit des Siebenbürgen-Institutes zu beteiligen? Es ist ähnlich wie früher bei der Verteidigung unserer Dörfer und Städte, als sich jedermann für die Rettung des Gemeingutes einsetzte und alles Wertvolle hinter die schützenden Mauern der Burg brachte. Heute sind nicht unser Hab und Gut oder unser Leben, sondern die Zeugnisse unserer Kultur schutzbedürftig. Die Stiftung Sie­benbürgische Bibliothek fühlt sich diesem Schutz verpflichtet und hat deshalb die „Bücherburg“ zu ihrem Wahrzeichen erkoren.

Fragen wir uns: Welches ist mein ideeller Gewinn, den ich als Unterstützer der Stiftung durch meinen Einsatz verbuchen kann? Dazu einige Antworten: Ich tue etwas für die Gemein­schaft; ich beteilige mich am Hüten eines Iden­tität stiftenden Schatzes; ich bewahre eine wich­tige Informationsquelle für uns und für jedermann; ich fördere junge Landsleute bei ihrer wissenschaftlichen Ausbildung; ich unterstütze die wissenschaftliche Aufarbeitung unserer Ge­schichte; ich habe die Gewissheit, mich an einer unserer wichtigsten gemeinschaftlichen Aufga­ben zu beteiligen, wie das die Verbandstage im Herbst 2007 festgestellt haben; ich löse eine befristete Aufgabe, die erledigt ist, wenn die Stif­tung über genügend Vermögen verfügt; ich weiß, dass nur wir selbst die Siebenbürgische Bib­liothek retten können, da zusätzliche Hilfe von staatlicher Seite kaum zu erwarten ist; ich kann meinen Namen in der Stiftertafel verewigen, bei größeren Zustiftungen kann ich einer Unterstif­tung meinen Namen geben; ich kann sicher sein, dass meine Nachkommen mir dankbar sein wer­den; ich setze mich für eine nützliche Sache ein und empfinde dadurch Genugtuung.

Die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek ist dabei, die finanzielle Grundlage für die Funktion von Institut und Bibliothek zu schaffen und die Abhängigkeit von staatlichen Zuschüssen zu reduzieren. Mit einem Stiftungsvermögen von vier Millionen Euro sollte das gelingen. Dieser Betrag ist unser angestrebtes und durchaus erreichbares Ziel. Durchschnittlich würde es rei­chen, wenn jeder Siebenbürger Sachse einmalig 20 bis 30 Euro spendet. Das setzt allerdings voraus, dass sich wirklich alle beteiligen, vom Säug­ling bis zum Greis. Da dies nicht möglich ist, sollte jeder seine realen Möglichkeiten einschätzen und diesen Durchschnittswert erheblich überbieten, um einen Ausgleich zu schaffen. Rund eine Million beträgt das Vermögen der Stif­tung bereits. Es gilt jetzt, die restlichen drei Millionen zu sammeln. Das muss gelingen!

In dem vollen Bewusstsein, dass es auch andere wichtige Aufgaben für unsere Gemeinschaft gibt, appelliert der Vorstand der Stiftung Siebenbür­gische Bibliothek an alle Landsleute und Freunde Siebenbürgens, sich an der Vermögensbildung der Stiftung zu beteiligen, jeder wie er kann. Wichtig ist, dass alle, die es können, tatsächlich ihren Beitrag leisten. Dann ist die Aktion schnell beendet und die Stiftung kann ihren Zweck erfüllen.

Bitte helfen Sie beim Aufbau der Stiftung mit! Überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 211 029 013 bei der Volksbank Oberberg eG, BLZ 384 621 35. Sie tun damit ein gutes Werk! Für diskrete Gespräche über Vermächtnisse, Unterstiftungen, Darlehen und größere Zuwen­dungen wenden Sie sich bitte an die Mitglieder des Vorstands: Wilhelm-Georg Hietsch, Mühlba­cher Gasse 15, 51674 Wiehl, Telefon: (0 22 62) 69 19 64, und Hatto Scheiner, Babenhäuser Stra­ße 10, 64839 Münster, Telefon: (0 60 71) 3 61 14. Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Bis zu einem Betrag von 200 Euro je Spende genügt dem Finanzamt seit 2007 der Kontoauszug. Die Stiftung stellt jedoch bereits ab 100 Euro eine Spendenbescheinigung aus, vorausgesetzt, die Adresse ist bekannt.

Hatto Scheiner

Schlagwörter: Siebenbürgische Bibliothek, Siebenbürgen-Institut, Gundelsheim

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