3. Januar 2009

Südosteuropäische Zeitgeschichte und Literatur

Seit dem 18. Februar 2008 ist Erzbischof Robert Zollitsch, gebürtiger Donauschwabe aus Filipowa (Batschka/Serbien), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und damit oberster Repräsentant der mehr als 25 Millionen deutschen Katholiken. Am 9. August feierte er seinen 70. Geburtstag. Mit einem umfassenden Porträt des Oberhirten und Jubilars eröffnet die im IKGS Verlag veröffentlichte Zeitschrift "Spiegelungen" ihr Heft 3/2008.
Der donauschwäbische Publizist Stefan Teppert würdigt die Persönlichkeit und das vielseitige Wirken von Robert Zollitsch, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Kind Zeuge von Hunger, Tod und Vertreibung war, sich aber als Geistlicher und Christ, auch in seinem neuen hohen Amt, für würdiges Gedenken an die Opfer wie auch für aussöhnenden Brückenschlag einsetzt. Den vom rumänischen Präsidenten Traian Băsescu in Auftrag gegebenen, von einer Fachkommission erstellten großen Schlussbericht über die kommunistische Diktatur in Rumänien präsentiert der Schriftsteller und Publizist Hans Bergel, der vom Regime seinerzeit zu langjähriger Haft und Zwangsarbeit verurteilt worden war. Insbesondere die Untersuchungen der Forscher zum Bereich Justiz mache „die durch und durch skrupellose Gerissenheit des kommunistischen Machtwillens und Machtverständnisses“ deutlich, unterstreicht Bergel, der damalige Geschehnisse u. a. auch in dem Roman „Tanz in Ketten“ (1977) verarbeitet hat.

In der Zeitschriftenrubrik „Literarische Texte“ werden neue Gedichte von Helmuth Frauendorfer, geb. 1959 in Wojteg/Banat, heute Fernsehredakteur in Leipzig, und von dem 1939 in Hermannstadt geborenen Lyriker und Dramatiker Christian Maurer, der seit 1990 bei Passau in Bayern lebt, vorgestellt. Satirische „Parlamentsskizzen“ von Kaiman Mikszáth (1847-1910) über das Parteienwesen und die Nationalitäten in Ungarn Ende des 19. Jahrhunderts, die Juliane Brandt übertragen hat, erscheinen in den „Spiegelungen“ zum ersten Mal in deutscher Sprache.

Über den deutsch-jüdischen Bukowiner Lyriker Kubi Wohl (1911-1935) sind, ebenfalls erstmals auf Deutsch, Erinnerungen der jiddischen Dichterin Vera Hacken (1912-1988) zu lesen, zu deren Freundeskreis in Czernowitz der Frühverstorbene gehörte. Werk und Vita von Vera Hacken präsentiert der Kölner Autor, Verleger und Herausgeber Helmut Braun. Der Artikel des Literaturwissenschaftlers Stefan Sienerth über den siebenbürgischen Lyriker und Dramatiker Hermann Klöß (1880-1948) ist ein Vorabdruck aus dem Lexikon deutschsprachiger Autoren des 20. und 21. Jahrhunderts in und aus Südosteuropa, das im Münchner Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas vorbereitet wird. In der Rubrik „Aus Archiven und Nachlässen“ unternimmt es die Kulturwissenschaftlerin Juliane Brandt, aufgrund einer Korrespondenz den Sprachwechsel in einer Budapester ungarndeutschen bürgerlichen Familie am Ende des 19. Jahrhunderts darzustellen. In dem Beitrag über deutsche Heimatmuseen in Ungarn macht Johann Adam Stupp auf „Chancen und Risiken“ aufmerksam, die damit verbunden sein können, und setzt sich mit der Präsentationsweise von ungarndeutschen Persönlichkeiten auseinander, die sich während der NS-Zeit ideologisch exponiert hatten.

Im „Forum“ wird auch über das 7. Internationale Diplomanden- und Doktorandenkolloquium in München (Attila Verók) und über eine Begegnung von rumänischen, rumäniendeutschen und bundesdeutschen Autorinnen und Autoren im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Köln und Klausenburg berichtet (Ingmar Brantsch). Die Rubrik „Neue Bücher“ (Redaktion: Peter Motzan) bietet den Lesern in sachkundigen Besprechungen willkommene Orientierungshilfe, sei es in Belletristik oder Sachliteratur. In der „Rundschau“ sind u. a. Beiträge zum 70. Geburtstag von Dr. Claus Stephani (Horst Fassel) und zum 60. von Konrad Gündisch (Dr. Ulrich A. Wien) zu lesen. Über den rumänischen Literaturkritiker Cornel Ungureanu, 65, schreibt sein Generationskollege Walter Engel. Eduard Schneider erinnert an die Banater Dichterin und Übersetzerin Erika Scharf, die 79-jährig in Temeswar verstarb.

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Schlagwörter: Rezension, IKGS

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