5. Juni 2009

Im Dienste der Erforschung der deutschen Kultur und Geschichte Südosteuropas

Am 24. und 25. April fanden die Gremiensitzungen des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) statt. Aus diesem Anlass kamen Regierungsvertreter und Wissenschaftler aus Bonn, München, Potsdam, Herne, Tübingen, Erlangen, Budapest, Klausenburg, Hermannstadt, Laibach und Belgrad in den Räumlichkeiten des Instituts zusammen.
Der Direktor des IKGS, Prof. h. c. Dr. Stefan Sienerth, begrüßte die Gäste und dankte vor allem Ministerialrätin Sabine Deres für ihr Kommen. Sie nahm als Vertreterin des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) an den Sitzungen des Vorstands, des Kuratoriums und der Mitgliederversammlung teil.

Als Kuratoriumsvorsitzende unterstrich Ministerialrätin Deres die Bedeutung der Förderung der Institutionen, die sich zeitgemäß mit der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa beschäftigen (§ 96 BVFG), da sie einen entscheidenden Beitrag für die Erforschung und Verbreitung der deutschen Kultur im europäischen Rahmen leisteten. Dieses wolle sie auch auf dem VIII. Kongress der Germanisten Rumäniens zum Thema „Deutsche Literatur in Südosteuropa im europäischen Kontext“ betonen. Die Großveranstaltung des IKGS, der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens und der Universität Klausenburg findet vom 24. bis 26. Mai 2009 in Klausenburg statt.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Über die Tätigkeit des Instituts während des vergangenen Jahres berichtete als Direktor und Vorstandsvorsitzender des IKGS Prof. h. c. Dr. Stefan Sienerth, dessen Ausführungen vom stellvertretenden Institutsdirektor Prof. h. c. Dr. Peter Motzan und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Juliane Brandt ergänzt wurden. Hervorgehoben wurde die am 13. März 2008 stattgefundene feierliche Inauguration der Stiftungsprofessur der Bundesrepublik Deutschland für deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa an der ungarischen Universität Fünfkirchen/Pécs. Die Gäste aus Deutschland, Österreich und Ungarn wurden von Vertretern der örtlichen Universitätsleitung, der Bundesregierung, der ungarischen Regierung, des IKGS und vom neuen Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Gerhard Seewann begrüßt und mit den Aufgaben der Professur bekannt gemacht. Der ebenfalls vom IKGS betreute Stiftungslehrstuhl für deutsche Literatur im südöstlichen Mitteleuropa an der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg unter der Leitung von Prof. Dr. András Balogh werde 2009 nach fünf Jahren erfolgreicher Tätigkeit, in die Trägerschaft der Babeș-Bolyai-Universität übergehen, teilte der Institutsdirektor mit. In diesem Zusammenhang berichtete er über die sehr gut besuchten Lehrveranstaltungen der vier wissenschaftlichen IKGS-Mitarbeiter/innen an den Universitäten München (LMU) und Bukarest. Einen besonderen Schwerpunkt bilde die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses innerhalb der IKGS-Tätigkeit. Die Betreuung deutscher und ausländischer Studenten und Doktoranden sei durch ein Stipendienprogramm des Instituts ergänzt worden.

Publikationen und Tagungen

Den Hauptanteil an der Arbeit des IKGS nehme die Publikationstätigkeit ein, unterstrich Prof. Sienerth. Neben der institutseigenen Vierteljahresschrift „Spiegelungen“ (früher „Südostdeutsche Vierteljahresblätter“) dokumentiere auch das Jahrbuch „Danubiana Carpathica“ (früher „Südostdeutsches Archiv“) die Geschichte und Kultur der deutschen Siedlungsgebiete Südosteuropas, an dessen Herausgabe das IKGS beteiligt ist. Im Jahr 2008 habe der Verlag des IKGS darüber hinaus vier Studienbände, Aufsatzsammlungen und Monographien zur Kirchen-, Literatur-, Kultur- und Zeitgeschichte Südosteuropas, insbesondere Siebenbürgens, veröffentlicht. Die Publikation der von Alfred Margul-Sperber initiierten legendären Anthologie deutsch-jüdischer Lyrik aus der Bukowina unter dem Titel „Die Buche“ sowie ein Tagungsband zur Wahrnehmung der deutschsprachigen Literatur aus Ostmittel- und Südosteuropa stünden unmittelbar bevor. Das IKGS habe in Zusammenarbeit mit seinen Partnerinstitutionen in München, Hermannstadt, Budapest, Czernowitz und Bad Kissingen internationale wissenschaftliche Tagungen zum Exil ungarischer Intellektueller im Deutschland der Zwischenkriegszeit, zur Presselandschaft in der Bukowina und zur rumäniendeutschen Literatur im norwegisch-rumänisch-deutschen Dialog durchgeführt. Autorenlesungen mit Nora Iuga, Ernest Wichner, Edgar Hilsenrath, Dr. h.c. Hans Bergel und Hellmut Seiler ergänzten das vielfältige Angebot des IKGS.

Veranstaltungen 2009

In der zweiten Jahreshälfte werde das IKGS zusammen mit der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa, der Universität Graz und dem Burgenländischen Landesarchiv vom 24. bis 26. September 2009 eine interdisziplinäre Tagung in Eisenstadt zum Thema „Das Dorf und die Moderne“ durchführen, dem sich ein wissenschaftliches Nachwuchsseminar anschließen werde. In Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgen-Institut, dem Ungarischen Institut und der Akademie Mitteleuropa werde das IKGS vom 10. bis 12. November 2009 in Regensburg das 9. Internationale Diplomanden- und Doktorandenkolloquium zur Geschichte und Gegenwart des Donau-Karpatenraumes veranstalten. Abgeschlossen werde das Konferenzjahr 2009 durch eine große Tagung zum Thema „Rumäniendeutsche Literatur im Spiegel und Zerrspiegel der Akten des rumänischen Geheimdienstes Securitate“, die in Kooperation mit der „Nationalen Behörde zum Studium der Securitate-Akten“ aus Bukarest (CNSAS) vom 6. bis 8. Dezember 2009 in München stattfinden werde. Ausführungen über die Vortrags- und Publikationstätigkeit der vier wissenschaftlichen IKGS-Mitarbeiter ergänzten den Bericht.

Personelle Veränderungen

Der Institutsdirektor ging daraufhin auf zwei Personalwechsel ein. Zum Jahresende 2008 trat die langjährige Verwaltungsleiterin Elfriede Hennig-Weigl auf eigenen Wunsch ihren vorgezogenen Ruhestand an. Ihr folgte am 1. Dezember 2008 der Diplom-Volkswirt Manfred Sommer, der auf den Gremiensitzungen den Haushaltsabschluss 2008 und die Finanzplanung 2009-2010 präsentierte. Ebenfalls zum Jahresende 2008 schied die wissenschaftliche Mitarbeiterin PD Dr. Mariana Hausleitner aus dem IKGS. Die Vollzeitstelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters wurde am 1. Mai 2009 vom Historiker Dr. Gerald Volkmer besetzt, der bis dahin das Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg geleitet hatte. Dr. Volkmer stellte den IKGS-Gremien seine Forschungsvorhaben und sein geplantes Arbeitsprogramm vor.

Dokumentation der deutschen Kultur Südosteuropas

Danach informierte der Direktor über den Ausbau des institutseigenen Archivs sowie der IKGS-Fachbibliothek, die mit ihren einzigartigen Beständen zur Kultur und Geschichte der Deutschen in und aus Südosteuropa allen Interessierten offen stünden und im OPAC des Instituts sowie im Bibliotheksverbund Bayern (BVB) weltweit online recherchierbar seien. Weitere Hinweise dazu biete die Webseite des IKGS (www.ikgs.de), die derzeit überarbeitet werde. Zum Schluss betonte Professor Sienerth, dass sich das IKGS immer besser mit den Forschungseinrichtungen in Mittel- und Südosteuropa vernetze. Die kontinuierlich wachsenden Kooperationsanfragen in- und ausländischer Institute, Hochschulen und Organisationen belegten das gestiegene Interesse an der Arbeit des IKGS. In den Aussprachen wurde der Bericht eingehend diskutiert, insbesondere ein geplantes Dokumentationsprojekt zu siebenbürgisch-sächsischen Mundartaufnahmen sowie die Erstellung eines Lexikons deutschsprachiger Autoren des 20. Jahrhunderts aus Südosteuropa. Frau Minrätin Deres und andere Kuratoriums- und Vereinsmitglieder dankten dem IKGS für dessen „beeindruckende Leistungen“. Deres unterstrich die wichtige Rolle des IKGS als wissenschaftliche Einrichtung und Multiplikator und betonte ihre Bereitschaft, die Erforschung und Dokumentation der deutschen Kultur und Geschichte Südosteuropas weiterhin engagiert zu fördern.

GV

Schlagwörter: IKGS, Südosteuropa, Forschung

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