Kommentare zum Artikel

20. Mai 2010

Kulturspiegel

Freikauf der Rumäniendeutschen: "Sold out"

"Sold out" oder was ich schon immer wissen wollte über den Ausverkauf der Deutschen aus Rumänien, es mich aber nicht traute zu fragen: Das Stück „Sold out“ von Gianina Cărbunariu hat am 5. Mai 2010 im Werkraum der Münchener Kammerspiele Premiere gefeiert. Selten hat mich eine Inszenierung derart aufgewühlt und begeistert wie diese. Das Stück, das zu Deutsch „Ausverkauft“ heißt, spielt auf das immer noch große Tabuthema des Freikaufs der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben in den Jahren des Kommunismus an. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 22 mal kommentiert.

  • Johann

    1Johann schrieb am 20.05.2010, 18:25 Uhr:
    Wird das Stück noch aufgeführt (Zeitraum 29. Mai bis 5 Juni)?

  • getkiss

    2 • getkiss schrieb am 21.05.2010, 07:54 Uhr (um 08:05 Uhr geändert):
    Nächste Vorstellungen:
    26.05. 20.00-

    03.06. 20.00-

    05.06. 20.00-

    18.06. 20.00-
    Quelle:
    http://www.muenchner-kammerspiele.de/index.php?URL=index.php%3F%26SeitenID%3Dhome

    Hier auf dieser Seite scheint sich ja kaum niemand mehr für das Thema zu interessieren.
    Das Stück ist den Betroffenen auch nicht unbedingt empfehlenswert, siehe meine Berichte/Kommentare in BanatBlog.eu, "Wer sind die Banater Schwaben", 16.05. und folgende. Es wird alles wieder aufgerührt....
    Langsam werden Legenden um den Geburtsort von Gianina Carbunariu gebildet:
    Nach ursprünglich Piatra Neamt, kamen von verschiedenen Kommentatoren verschiedene Orte ins Spiel(Bukarest, Dorf im Banat), letztens von Schuller, s. O., angeblich Temeswar?
    Achtung, die Diskussionen im Kapitel sind alle zu sehen, die letzten zu erst, hinaufscrollen zum Datum, etwas umständlich...
  • alma_si

    3 • alma_si schrieb am 21.05.2010, 20:50 Uhr:
    getkiss, mal unter uns: Eigentlich habe ich dieses Thema längst vergessen; da ich mich aber unter denen befinde, die Sie hier abmahnen, antworte ich dennoch.

    Es ist doch nicht abwegig, wenn man etwas aufgreift, was Sinn macht. Jemand hat geschrieben, dass Frau Carbunariu aus dem Banat stammt – das führte mich zu der Schlussfolgerung, dass die Autorin von Sold Out nicht nur die Region sondern auch seine Menschen kennt. Wenn sie ihre Kindheit im Banat verbracht hätte, dann hätte sie (Jahrg. 1977) sogar noch das Exodus der Banater Schwaben bewusst erleben können – dann hätte die Auswanderung ihrer vielleicht besten Kindheitsfreundin Spuren in ihrer jungen Seele hinterlassen können – Spuren, die sie jetzt aufarbeiten gewollt hätte. Hätte...

    Jetzt höre ich aber, dass sie in Moldova geboren ist, dass sie mit dem Banat nichts zu tun hatte. Meinetwegen, dann ziehe ich eben jenen Kommentar zurück. Dann muss ich aber fragen, warum jemand über ein Land und über seine noch lebenden Leute schreibt, wenn sie keine Ahnung davon hat. Wieso lebten wir, ihrer Meinung nach, in einem Gewächshaus? Auch das Schwingen mit der Nazikäule stört micht, und das Plastikreh erwähne ich hier nicht mehr.

    Machen Sie doch keine Poiana Brasov Reloaded daraus. Nach München ist mir der Weg nicht wert, aber ich bin bereit, das Stück zu lesen, wenn es mal in Printform erscheint. Bis dann bin ich auch bereit, nichts mehr darüber zu sagen.
  • seberg

    4seberg schrieb am 21.05.2010, 22:59 Uhr (um 23:01 Uhr geändert):
    @getkiss kann man doch nur voll zustimmen, oder?: das Stück „Sold Out“ rührt alle schlimmen Erlebnisse wieder auf und zieht die Betroffenen stimmungsmäßig total runter, es ist wirklich nicht empfehlenswert (es zu lesen übrigens auch nicht!), es erinnert uns an all die „traurigen Absurditäten eines autoritären Systems“... an die „Schikanen, die eine deutschstämmige Familie im Rumänien Ceausescus ertragen muss...“. Die rumänische Autorin Carbunariu scheint sich außerdem mit „hintergründigem Humor“ und auf „tragikomische Weise“ lustig zu machen über die „...Märchenwelt, in der sich die rumäniendeutsche Familie zu Beginn des Stückes eingerichtet hat“ und darüber, dass „am Weihnachtsabend 1943...die Welt noch in Ordnung (ist)... die ländliche Idylle scheint perfekt…“, und dann erinnert sie uns auch noch mit einem „eingerahmten Bild Hitlers sowie dessen glühendem Verehrer, der in Wehrmachtsuniform zum Besuch erschienenem Familiensohn Heinrich“ (alle Zitate aus einer Rezenssion im Journal des ‚Bonner Generalanzeiger’, Kultur) an all das idyllisch Schreckliche oder schrecklich Idyllische...nein lieber gar nicht hingehen...wahrscheinlich wollte die Autorin mit ihrem Stück nur die Stimmung in Dinkelsbühl verderben...oder?
  • getkiss

    5 • getkiss schrieb am 23.05.2010, 20:31 Uhr (um 20:37 Uhr geändert):
    @seberg:"nein lieber gar nicht hingehen...wahrscheinlich wollte die Autorin mit ihrem Stück nur die Stimmung in Dinkelsbühl verderben...oder?"
    Muss leider in beiden Sacehen irgewndwie widersprechen:
    Nicht hingehen ist nur denen zu empfehlen, die durch das Stück seelisch viel zu stark beansprucht würden. Ansonsten, unbedingt mit Kind und Enkeln hingehen; es ist auch unsere Geschichte, die diese gefühlsmäßig erkennen sollten...
    Was Dinkelsbühl betrifft, bist auf dem Holzweg: hat nichts damit zu tun. Es werden die Interwievs von Carbunariu verarbeitet, die Sie schon im Vorjahr machte - die Terminplanung hat ganz und gar nix mit D. zu tun, es ging einfach nicht früher - und später ist die diesjährige Theatersaison aus...
  • getkiss

    6 • getkiss schrieb am 23.05.2010, 20:38 Uhr (um 20:43 Uhr geändert):
    @alma_si:
    Mein Kommentar war allgemein verfasst, hatte nichts mit Ihnen zu tun...
    Den Geburtsort erwähnte ich nur wegen den verschiedenen Geschichten, die auftauchten. Dies ist eigentlich nebensächlich, ich finde es gut wenn eine junge rumänische Regisseurin sich mit - auch unseren Geschichte - nicht nur der ihres Landes beschäftigt...
  • bankban

    7bankban schrieb am 24.05.2010, 08:10 Uhr (um 08:10 Uhr geändert):
    "ich finde es gut wenn eine junge rumänische Regisseurin sich mit - auch unseren Geschichte - nicht nur der ihres Landes beschäftigt."
    -was war denn bis 1986, bis zu deiner Ausreise/Aussiedlung dein Land, getkiss?
    - bzgl. sebergs Kommentar empfehle ich, sich mit literarischen Stilmitteln wie Ironie etc. vertraut zu machen...
  • alma_si

    8 • alma_si schrieb am 25.05.2010, 23:20 Uhr:
    Also gut, dann eben ironisch:

    Es sollen zwei Kisten auf der Bühne stehen. In der zweiten Kiste befindet sich bestimmt Heinrichs etwas älterer Bruder, Horst – auch der in Uniform. Nein, der trägt keine WaffenSSSchurkenUniform – Horst ist einer, der OK ist. Nur ist er bedauerlicherweise tot, denn jetzt, Weihnachten 1943, ist Stalingrad längst gelaufen. Der Horst liegt heldenhaft in der Kiste, in seiner rumänischen Uniform. Sein Bruder Heinrich, in seiner deutschen Uniform, lebt und ist - nicht nur deswegen, weil er lebt - eine etwas komische Figur. Dabei haben beide (Horst seit 1941, Heinrich seit Sommer 1943) denselben Feind bekämpft. Das soll einer verstehen..., tja!, Kleider machen Leute...
    Die armen Eltern! Wie halten die die auseinander?

    Nur sagen sie mir nicht, dass sich Horst nicht in der zweiten Kiste befindet, denn auch das würde keinen Sinn machen, wenn er nicht dabei wäre. Und fragen sie mich nicht, wieso ich doch noch etwas dazu sage: Das hier musste noch gesagt werden.

    Liebe Frau Carbunariu, wie Sie sehen, befinden Sie sich hier unter Freunden – auch ich bin gaaanz lieb, echt! Ich wünsche Ihnen, dass die jetzigen Bewohner des Banats Ihnen auch so tolerant begegnen, wenn Teil 2 Ihres Stücks auf die Bühne kommt – in dem Sie dann denen (viele aus Moldova) den Spiegel vorhalten. Wie wird denn Teil 2 heißen? Was ist das Gegenteil von Sold Out?
  • seberg

    9seberg schrieb am 26.05.2010, 00:22 Uhr:
    Das scheint mir weniger ironisch als zerknirscht...
  • alma_si

    10 • alma_si schrieb am 26.05.2010, 20:23 Uhr (um 20:26 Uhr geändert):
    Echt? Mag sein, dass es weder lustig, noch ironisch klingt. Zerknirscht klingt es also in Ihren Ohren, seberg. Wie wenn man mit der trockenen Kreide über die trockene Tafel zieht?

    Dann nochmal, diesmal geölt:
    Nein, keiner der Rumäniendeutschen war im 2. WK in der rumänischen Armee, die waren alle Nazis in Hitlers Armee. Stimmt’s?
    und
    Wie komme ich darauf zu unterstellen, dass auch nur ein ins Banat und nach Siebenbürgen eingewanderter Rumäne Antonescus Bild in seinem Koffer hatte? Die hatten doch alle das korrekte Stalin und später Ceausescu Bild dabei. Stimmt’s?

    Schade, dass es keinen Teil 2 geben wird, denn so werde ich nie etwas über diese eingewanderten Menschen erfahren. Zum Beispiel, wo sie die erste Nacht nach der Anreise verbracht haben. Ich habe nie einen kommen sehen, sie ware plötzlich da und als Nachbarn oder Kollegen 'etabliert'. Noch besser, ich stelle mir nicht mehr so viele Fragen, sonst störe ich noch mehr Ohren.
  • getkiss

    11 • getkiss schrieb am 27.05.2010, 06:17 Uhr (um 06:32 Uhr geändert):
    Alma_si, diese Geschichte kann nicht in 2 Teilen geschrieben werden, denn:
    Bevor im 2. Teil die postkonfliktuale Einwanderung in das Banat geschildert werden kann, muss im 2. Teil erst mal die Rückkehr in das Banat erstens derer, die der Krieg bis Deutschland brachte, zweitens derer die ausgehungert von Russland heimkamen.
    Und in den 2. Teil gehört auch der 1. Teil der Auswanderung: in den Baragan. Dadurch sind so viele Agrar-Spezialisten aus dem Banat ausgewandert, dass eine Industrialisierung dringend nötig wurde. Diese brauchte dann wieder Industrie-Spezialisten, eine Ausbildung die schwäbische Bauern (die ihre Traktoren selmals selbst reparierten) nicht hatten. Und weil sie sowieso nicht da waren, kamen dann Spezialisten aus dem benachbarten "Ausland" und besetzten diese Stellen, vor allem die hochgehobenen. Leitung bedarf Zu-Neigung. Und auch Lo Yalität.

    Nur mit diesem 2. Teil wären die Voraussetzungen für das 3. Teil vorhanden. Das 3. Teil, dass aus Ihrem 2. Teil geschustert werden könnte.
    Und im Epilog der Trilogie reicht die Schlussszene mit Securitate-Verhör der zurückgekehrten Puppe Annemarie nicht. Es muss unbedingt der Rechtsanwalt hinein, sowohl der, der zur Restitution der Güter Gebühren kassiert, wie auch der, der die Nachwelt verwaltet in einem neuen Europa. Ein neues Europa, in dem alle Schröpfer, durch die Spenden und Steuern der Menschheit gerettet werden....
    Und in der Schluß-Szene wird einer Veranstaltung in Dinkelsbühl erinnert auf der Minister und Staatssekretäre sich gegenseitig loben.
    Diese Erinnerung findet in der rumänischen Vereinigungsstätte Alba-Iulia statt, wo sich die Motzen daran erinnern dass sie Motzen waren und ihre Nachbarn dass waren Soxen. Warum wohl sind die von der Bildfläche verschwunden?

    Dies wäre dann eine Trilogie, die von alma_si in einen wunderschön-schaurig-komischen Opernzyklus umgewandelt sein müsste, denn inzwischen ist der alte Richard Wagner gestorben und der junge Richard Wagner auch nicht mehr jung - außerdem kennt der keine Musiknoten, sondern nur Securitate-Notizen....
    Leider stehe ich da nicht mehr als Solobassist zur Verfügung. Vielleicht könnte seberg den Sopranpart singen, an statt einer verschwundenen Solistin?
  • alma_si

    12 • alma_si schrieb am 28.05.2010, 00:04 Uhr:
    Gute Ergänzungen, getkiss. Aber: Wir brauchen gar keine Oper über uns. Alles, was wir wirklich brauchen ist ein sachlicher Prosatext, verankert in den Geschichtsbüchern unserer Herkunftsländer. Und der soll wahrheitsgetreu sein.
    Anscheinend ist das aber schwieriger hinzukriegen, als das Göttliche anzuzapfen, wie es dem Meister gelungen ist.
  • Schiwwer

    13 • Schiwwer schrieb am 30.05.2010, 01:33 Uhr (um 01:36 Uhr geändert):
    Na, na, Alma_si, man kann doch einem Dichter nicht vorschreiben, dass er sich nicht an der Realität orientiert. Sachlicher Prosatext wäre z. B. ein bis zwei Sätze zum Thema "Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion." - also soviel wie ein Fliegenschiss im Geschichtebuch der Menschheit. Who cares?
    Der Roman einer Nobelpreisträgerin hat viel mehr bewirkt.
    Und zumindest in München hat man sich länger als einen Tag lang mit der Geschichte des Geschachers um die Auswanderung der Rumäniendeutschen Gedanken gemacht.
    Ist doch schon mal was.

  • alma_si

    14 • alma_si schrieb am 30.05.2010, 09:51 Uhr (um 10:14 Uhr geändert):
    Es soll Menschen geben, Schiwwer, die auch über den Holocaust sagen: "Who cares?". Gehören Sie auch zu denen? Sollte das aber eine Nummer zu groß sein, dann könnte man fragen, wie groß der (Drecks-)Fleck ist, den die gezielte Vertreibung der Indianer in Nordamerika in der Geschichte der Menschheit hinterlassen hat. Und so weiter...
  • Schiwwer

    15 • Schiwwer schrieb am 30.05.2010, 17:45 Uhr:
    Also, liebe Alma_si, nehmen Sie einen Atlas, ein einfacher Schulatlas tut es auch.

    Dann suchen sie das ehemalige Territorium der Indianer Nordamerikas - richtig, mindestens die ganze USA.

    Dann die Länder - ich zähle auf, was mir so gerade einfällt - Frankreich, Holland, Belgien, die baltischen Länder, Österreich, Weißrussland, Ungarn mit Nordsiebenbürgen, Polen, Deutschland, addieren sie diese Länder (ehemaliges Wohngebiet der europäischen Juden).

    Und nun suchen Sie das Gebiet, wo die Deutschen Rumäniens lebten.

    Vergleichen Sie. Und vielleicht verstehen Sie, was ich meinte. (Ich erinnere daran: Es geht um die Erwähnung in Geschichsbüchern, bzw. was Literatur mehr kann als erstere. Dass Sie zu diesem Thema mit dem Holocaust und den ausgerotteten Indianern kommen... meine Güte, wir sind WIRKLICH nie so wichtig gewesen.)
  • alma_si

    16 • alma_si schrieb am 30.05.2010, 19:41 Uhr (um 19:51 Uhr geändert):
    "...meine Güte, wir sind WIRKLICH nie so wichtig gewesen." Schiwwer

    Da gehen unsere Ansichten auseinander, Schiwwer. Manche zählen die Menschen haufenweise und es gibt dann die, für die jeder Mensch zählt - jeder einzelne. In unserem Fall geht es um einige hunderttausende Einzelne, die es geschafft haben, lebend zu entkommen. Die, die dabei (oder vorher) gestorbenen sind, zählen wir gar nicht mehr. Es gibt aber vielleicht solche unter uns, für die wenigstens einer von denen der wichtigste Mensch auf der Welt war.

    Einverstanden bin ich damit, dass Literatur vieles kann; noch mächtiger ist sie, wenn die Geschichte verfilmt wird. Aber, mal ehrlich: Wenn es um Unterdrückung geht, dann ist es nicht immer die gleiche Story? Um nur den letzten Kassenerfolg zu nennen: Kommen wir nicht auch in Avatar vor? Es wird immer wieder, vergeblich, erzählt. Was nicht heisst, dass man damit aufhören soll.
  • Schiwwer

    17 • Schiwwer schrieb am 30.05.2010, 21:24 Uhr (um 21:28 Uhr geändert):
    Moment mal, es ging einfach nur um den "Eintrag" oder "Nichteintrag" ins Geschichtebuch, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
    Alles andere geht an dem Thema vorbei, zu dem ich kommentierte.
    Das heißt nicht, dass für mich nicht jeder Mensch zählt.
    Ihre Argumente in Ihren letzten beiden Beiträgen unterstellen mir "Bösmenschentum".
  • alma_si

    18 • alma_si schrieb am 31.05.2010, 09:40 Uhr:
    "Sachlicher Prosatext wäre z. B. ein bis zwei Sätze zum Thema "Deportation der Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion." - also soviel wie ein Fliegenschiss im Geschichtebuch der Menschheit." Schiwwer

    Ich dachte eher an das Schulbuch zum Unterrichtsfach Geschichte (in diesem Fall Rumäniens - genauer, die seiner deutschen Minderheit). Habe ich Sie richtig verstanden, würden "ein bis zwei Sätze" reichen? Den einen Satz haben Sie mit dieser Deportation belegt, was käme denn alles in den letzten, übriggebliebenen Satz? Auf diesen Satz wäre ich neugierig - wie ich auf jedes Meisterwerk neugierig bin.

    Ich weiß, dass wir hier in einem siebenbürgischen Forum sind, aber ich muss, bei diesem Thema, auch an die Banater Schwaben erinnern, die mehr gelitten haben als die anderen Deutschen in Rumänien. Sei es nur wegen der zusätzlichen Deportation, die in die Ödnis des Baragan. Wo sie auf ein flaches Feld abgeladen wurden, zwischen Himmel und Erde - sonst war da nichts. Sollten Sie noch nie davon gehört haben, dann wäre noch ein dritter Satz in diesem Buch angebracht.
  • seberg

    19seberg schrieb am 31.05.2010, 11:00 Uhr (um 11:03 Uhr geändert):
    Eben, mit einem solchen "sachlichen Prosatext", wie Sie ihn – natürlich zu recht – für die Geschichtsbücher fordern, ist ein "Meisterwerk", das einen nachhaltigen Eindruck über das erlittene Unrecht hinterliesse, nicht zu machen, egal wieviel Sätze er enthielte (Schiwwers "ein bis zwei Sätze" ist natürlich metaphorisch gemeint) und auch wenn er noch so nüchtern "wahrheitsgetreu" wäre.

    Ein Meisterwerk Ihrer Forderung, das die ganze Wahrheit über das menschliche Leid wenigstens auch nur annähernd ausdrücken und vielleicht nacherlebbar machen würde, ist wohl nur durch ein Kunstwerk zu schaffen, sei es Theaterstück, Roman oder - warum nicht - eben auch Oper. So jedenfalls habe ich Schiwwer verstanden.
  • alma_si

    20 • alma_si schrieb am 31.05.2010, 23:26 Uhr (um 23:34 Uhr geändert):
    Das will ich auch nicht bestreiten; aber, wartend auf das Genie, das z.Z vielleicht noch in Spielhosen gekleidet herumkrabbelt, könnten wir ganz klein anfangen - mit einem Schulbuch.

    Anstatt mioritische, hunnische, sächsische und schwobische Ritter, Walküren, schleimige Fabelwesen und desgleichen auf die Bühne zu schicken – dass die Bühne kracht und die Zuschauer dabei verwirrt einschlafen - ginge es doch auch schlichter: Vier moderne Menschen setzen sich an einen Tisch und lernen ein neues Kartenspiel – und üben es mit offenen Karten, mit einer Prise Humor und ohne Kiebize. Das wäre doch eine wohltuende Schnaufpause in unserer gemeinsamen Geschichte (nur geht das leider ohne das Schulbüchlein nicht). Vielleicht wird das Spiel gerade jetzt geübt, nur wir erkennen es noch nicht so richtig. Time will tell...
  • seberg

    21seberg schrieb am 01.06.2010, 00:36 Uhr:
    Ja, ganz klein und schlicht anfangen und in der (Ver-)"Schnaufpause" bis sich die vier modernen Menschen darauf geeinigt haben, ein neues Kartenspiel mit offenen Karten und ohne Verbiesterung und gegenseitigen Hass nach Vorgabe des noch zu schreibenden Schulbüchleins zu spielen - bis es also so weit ist: ganz bescheiden und schlicht und in aller Musse sich die Werke derjenigen "Genies" zu Gemüte führen, die uns heute schon frei zugänglich zur Verfügung stehen: von O.Pastior, H.Müller, G.Carbunariu...usw.
  • alma_si

    22 • alma_si schrieb am 01.06.2010, 10:21 Uhr (um 10:23 Uhr geändert):
    "...und ohne Verbiesterung und gegenseitigen Hass nach Vorgabe des noch zu schreibenden Schulbüchleins..." seberg

    Das Buch sollte die Grundlage und nicht die Vorgabe sein, seberg. (Von "Vorgabe" gleitet man allzu rasch zu "vorgeblich" und dann sind wir schon wieder im Reich der Täuschungen.)

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