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15. März 2012

Kulturspiegel

Kampf gegen das Vergessen: Ana Blandiana zum 70.

Der Name der Dichterin Ana Blandiana ist in allen Schichten des Volkes, dem sie angehört, bekannter als der Name jedes deutschen Schriftstellers der Gegenwart bei den Deutschen. Das hängt nicht nur mit der öffentlichen Präsenz von Ana Blandiana seit über einem halben Jahrhundert zusammen, sondern mehr noch damit, dass ihre Gefühle der Ablehnung des Sozialismus der Jahre 1945-1989/90 von der überwiegenden Mehrheit der Rumänen geteilt wurden. Als 1959 ihr Gedicht „Originalitate“ erschien und den massiven Unwillen der KPR erregte, wurde sie mit landesweit diskutiertem Schreibverbot belegt und so, wie sie später notierte, „als verbotene Dichterin bekannt, noch ehe ich es als Dichterin war“. Zwischen den Zeilen hatte sie mitten im Terror der stalinistischen Gheorghiu-Dej-Ära nicht Regimekritik geübt, sondern, weitaus gewagter, ihrem Widerwillen gegen das System Ausdruck verliehen – ein Akt der Courage, dessen Ausmaß sich heute keiner mehr vorstellen kann. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 6 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 15.03.2012, 19:49 Uhr:
    Eine sehr schöne Huldigung an eine große Dichterin. Was ich nicht verstand, sind die wiederholten Seitenhiebe auf die DDR-Literatur und das Volk in der ehemaligen DDR. Hat Frau Blandiana es nötig, dass andere niedergemacht werden, damit sie größer erscheint? Ich glaube es nicht.
  • orbo

    2orbo schrieb am 15.03.2012, 20:14 Uhr:
    Das „Memorial Sighet“ ist ein Muss... Bei dessen Besichtigung beschleicht einen der Eindruck, hinsichtlich der Aufarbeitung (nicht Beseitigung der Folgen) des Kommunismus' liegt Rumänien vor der BRD. Berücksichtigt sind dort auch der Schwarze Kirche Prozess, die kommunistische Unterdrückung nationaler Minderheiten sowie religiöser Minderheiten - aber nicht nur.

    Ana Blandiana hatte mal ein Gedicht, in dem sie andeutete, die Rumänen seien ein Volk von Pflanzen (...die sich nicht wehren). nach der Revolution 1989 stellte sie fest, dem sei doch nicht so... Leider weiß ich nicht mehr, welches das besagt Gedicht ist. Für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar...
  • rhe-al

    3rhe-al schrieb am 15.03.2012, 23:12 Uhr:
    orbo, du meinst wahrscheinlich das Gedicht: Eu cred

    findest du hier:

    g1b2i3.wordpress.com/2010/03/25/eu-cred-ana-blandiana/
  • seberg

    4seberg schrieb am 16.03.2012, 12:58 Uhr (um 13:07 Uhr geändert):
    @bankban, zu verstehen sind die Seitenhiebe vielleicht, wenn man sieht, dass schon der erste Satz des Einleitungstextes eine propagandistische Feststellung ist:
    „Der Name der Dichterin Ana Blandiana ist in allen Schichten des Volkes, dem sie angehört, bekannter als der Name jedes deutschen Schriftstellers der Gegenwart bei den Deutschen.“

    Der Geburtstagsgruß an A. Blandiana – so hagiografisch er einerseits anmutet, wird von Bergel andererseits als Gelegenheit zu einer seiner sattsam bekannten rechtskonservativ-poltischen Stellungnahmen missbraucht, Grundtenor: in Rumänien gab und gibt es ein VOLK – in der DDR / in Deutschland ein SYSTEM, das Erstere war/ist antikommunistisch – das Letztere offensichtlich „links“.

    Gleichzeitig wird unausgesprochen eine Spitze gegen die andere Dichterin aus Temeswar gefahren: Herta Müller, die den antikommunistischen Widerstand in Rumänien ganz anderes, nämlich viel kritischer beurteilt als Bergel.

    Im Übrigen aber schadet es natürlich nichts, wenn Bergel – aus welchen Gründen auch immer – auf pro-rumänisch und anti-deutsch macht.
  • bankban

    5bankban schrieb am 16.03.2012, 14:46 Uhr:
    "Im Übrigen aber schadet es natürlich nichts, wenn Bergel – aus welchen Gründen auch immer – auf pro-rumänisch und anti-deutsch macht."

    Naja... der Ausgewogenheit eines Urteils schon...
  • orbo

    6orbo schrieb am 16.03.2012, 15:53 Uhr:
    bankban, hast Recht: Zu einem solchen Geburtstag kann man mal ein 5 grad sein lassen...

    @rhe-al, danke!
    Auch heute noch aktuell - nicht nur für die Rumänen...

    Eu cred - de Ana Blandiana

    Eu cred că suntem un popor vegetal,
    De unde altfel liniştea
    În care aşteptăm desfrunzirea?
    De unde curajul
    De-a ne da drumul pe toboganul somnului
    Până aproape de moarte,
    Cu siguranţa
    Că vom mai fi în stare să ne naştem
    Din nou?
    Eu cred că suntem un popor vegetal-
    Cine-a văzut vreodată
    Un copac revoltându-se?

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